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Schwieriger Stoff Was Fast Fashion anrichtet

Eine Frau sieht sich eine Bluse an.
Wann ist Mode Fast Fashion? Wenn sie zu billig ist, um wahr zu sein.
© Shutterstock
Shoppen gehört zu den liebsten Hobbys vieler Menschen. Das wissen Modefirmen und Geschäfte und regen mit „Fast Fashion" und teilweise wöchentlich neuen Angeboten zum Kauf an. Doch was ist „Fast Fashion“ überhaupt? Woher kommt die Kleidung? Wem schadet und wem nutzt sie? 

Neue Klamotten brauchen wir alle ab und zu, nicht zuletzt, weil die alten irgendwann nicht mehr passen oder kaputt sind. Nur: Die Menschen kaufen von Jahr zu Jahr mehr Jeans, T-Shirts und dergleichen. Schon jetzt gönnt sich jeder und jede Deutsche im Durchschnitt 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. Und die meisten wissen gar nicht, was sie mit diesem Kaufwahn anrichten. Um besser zu verstehen, woher das kommt, was wir auf unserer Haut tragen, reisen wir gedanklich einmal zu den verschiedenen Stationen der Klamotten-Produktion …

Rohstoffe I: Kunstfasern

Textilien, so nennt man die fertigen Stoffbahnen für die später genähte Kleidung, können aus natürlichen Fasern wie Baumwolle und Wolle gefertigt werden oder aus Kunststoffen wie Polyester, Polyamid oder Acryl. Höchstwahrscheinlich tragt ihr beides am Körper, denn oft mischen Hersteller die Materialen. Ihr könnt auf den Waschzetteln in eurer Kleidung nachschauen, dort muss alles aufgelistet sein.

Hunderte Kleidungsstücken, aufgereiht auf Kleiderbügeln
Kleidung als Massenware.
© Shutterstock

Nur, was ist besser für die Umwelt? Oder richtiger formuliert: Was ist weniger schlimm? Die Kunststoffe bringen gleich zwei Probleme mit sich. Sie werden zum einen aus Erdöl hergestellt, einem endlichen, weil fossilen Rohstoff. Bei dessen Verarbeitung wird das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Zum anderen erzeugen Fasern aus Kunststoffen Plastikmüll: Mikroplastik durch den Abrieb in der Waschmaschine und Kleidungsstücke, die irgendwann einmal entsorgt werden.

Rohstoffe 2: Baumwolle und Wolle

Aber auch Baumwolle und Wolle richten erheblichen Schaden an. Baumwolle wächst auf großen Feldern. Um zu gedeihen, braucht sie viel Wasser. Für die Baumwolle, die in einem einzigen T-Shirt steckt, sind mindestens 2000 Liter davon nötig, sagen viele Umweltverbände. Andere Quellen legen nahe, dass der Anbau auch mit deutlich weniger Wasser gelingt. So oder so: Mit dem Wasser gelangen schädliche Unkrautvernichtungsmittel und Dünger in die Böden und damit in das Grundwasser.

Bei Wolle ist die Tierhaltung das Problem: Die Schafe brauchen Nahrung und Wasser. Hinzukommt, dass sie das Treibhausgas Methan in die Luft rülpsen und pupsen. Bei der Herstellung von Textilien schadet Wolle dem Klima daher am meisten.

Weiterverarbeitung

Ganz gleich, woraus Textilien bestehen: Um aus den Rohstoffen Garne zu spinnen und daraus dann Stoffe zu weben, kommt bereits allerhand Chemie zum Einsatz. Die Garne oder auch die bereits gewebten Stoffe werden geglättet, gebleicht, gefärbt, bedruckt und manchmal imprägniert. Für ein Kilogramm Kleidung wird ein Kilogramm Chemikalien eingesetzt – darunter auch hochgiftige. Dazu kommen erneut wieder literweise Wasser, das am Ende verunreinigt ist. 60 Liter sind es allein, um ein Kilogramm Garn zu färben. Das verseuchte Wasser landet am Ende oft unbehandelt in Flüssen und Seen und vergiftet dort den Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen.

Ein großer Müllberg, der nur aus Kleidung besteht.
Kleidung als Müllberg.
© Shutterstock

Nähen im Akkord

Nur zehn Prozent der Kleidungsstücke, die wir kaufen, fertigen deutsche Unternehmen in Deutschland. 90 Prozent werden aus anderen Ländern importiert, meist aus China, aus Bangladesch und der Türkei.

Die meisten T-Shirts, Jeans und Jacken schneidern überwiegend Frauen und manchmal sogar Kinder. Und das zu Hungerlöhnen und bei unwürdigen Arbeitsbedingungen. Schon Regeln, die eigentlich dafür sorgen sollen, dass die Menschen nicht ausgebeutet werden, entblößen die Missstände. Sie besagen etwa in Bangladesch, dass Näher und Näherinnen ein Recht auf einen Mindestlohn hätten. Der beträgt monatlich umgerechnet gerade mal 85 Euro. Auch dass eine Wochenarbeitszeit von 60 Stunden nicht überschritten werden darf, ist gesetzlich festgelegt, hilft aber wenig. Näherinnen berichten, dass sie trotzdem 90 Stunden schuften, Nachtschichten schieben und bestraft oder entlassen werden, wenn sie auf ihre Rechte pochen.

Transport

Per Schiff in Containern reisen jedes Jahr über 100 Milliarden Kleidungsstücke abertausende Kilometer weit um die Welt. Die Schiffsmotoren verbrennen Schweröl, wodurch ebenfalls eine Menge klimaschädliches CO2 entsteht. Dazu stört der massenhafte Schiffsverkehr die Tiere in den Ozeanen.

Einzelhandel

Weniger als ein Prozent des späteren Kaufpreises landet im Portemonnaie der Näherinnen und Näher. Sie verdienen von allen Beteiligten am wenigsten. Schon deutlich mehr bekommen die Hersteller der Garne und Stoffe, dann diejenigen, die die Kleidung transportieren, und die Zwischenhändler und Zwischenhändlerinnen. Den größten Teil des Endpreises, oft mehr als die Hälfte, erhält aber der Händler, in dessen Laden ihr einkauft oder bei dem ihr bestellt.

Fast Fashion – diese Lösungen gibt es

Es gibt viel zu tun – dagegen, dass Menschen ausgebeutet werden, dass Chemikalien die Umwelt verschmutzen und Treibhausgase das Klima schädigen. Bei der Klamottenherstellung entsteht umgerechnet mehr CO2 als durch internationale Flüge und die Schifffahrt zusammen.

Die Politik hierzulande unternimmt erste Schritte und hat etwa das „Lieferkettengesetz“ verabschiedet. Darin verpflichtet sie große Unternehmen entlang der Lieferkette, also bei jedem einzelnen Schritt während der Produktion, die Menschenrechte einzuhalten – auch im Ausland. Konkret geht es um Kinderarbeit, alle Arten der Sklaverei, Sicherheit bei der Arbeit, aber auch vorausschauenden Umweltschutz. Doch weil Aufträge, die etwa eine Firma in Bangladesch übernimmt, oft von dieser an andere Unternehmen weitergegeben und damit andernorts erledigt werden, ist es schwer, alles zu überprüfen.

Was tun?

Die gute Nachricht ist: Ihr könnt selbst etwas tun! Weniger neue Klamotten zu kaufen, hilft gegen alle Probleme zugleich. Jedes T-Shirt, das ihr nicht neu shoppt, spart im Schnitt elf Tonnen CO2. Auf Abwechslung müsst ihr trotzdem nicht verzichten. Seht euch auf Flohmärkten oder in Secondhandläden um und besucht Kleidertausch-Partys. Oder besser noch: Veranstaltet selbst eine - und macht bei unserem Kleidertausch-Wettbewerb mit!

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