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Artgerechte Tierhaltung Unser Durst auf Milch

Kuh auf Wiese
© Shutterstock
Kühe geben Milch – von Natur aus. Damit ernähren sie ihre Kälber. Doch wie kommt es, dass auch wir Menschen ihre Milch trinken, mittlerweile in riesigen Mengen? Und welche Folgen hat das für die Tiere? Das lest ihr hier

Mehr als 45 Liter Kuhmilch trinkt jede und jeder hierzulande durchschnittlich pro Jahr. In den Kühlregalen der Supermärkte stapeln sich dazu Quark und Käse, Joghurt und Butter. Viele Menschen nehmen Milch und Milchprodukte täglich zu sich. Doch immer mehr stellen sich die Frage: Wo kommt die Milch überhaupt her? Und was bedeutet es für eine Kuh, wenn wir ihre Milch trinken?

Die Geschichte der Milch 

Fangen wir einmal ganz von vorn an. Die Geschichte vom Menschen und der Milch beginnt mit einem Zufall: Vor etwa 8000 Jahren lassen sich Großfamilien mit ihrem Vieh in Zentraleuropa nieder. Die Winter sind hart, der Hunger ist groß. Neidisch beobachten die Menschen, wie sich ihre Kälber an der Milch der Mutterkühe satt trinken. Sie haben selbst immer wieder einen Schluck davon probiert, aber jedes Mal Bauchschmerzen bekommen. Nur Babys sind offenbar in der Lage, Kuhmilch zu verdauen. Erwachsene nicht.Als eines Tages ein mutiger Mensch noch einmal sein Glück versucht – bleibt er gesund! 

Dass ihm diese Fähigkeit in den Genen steckt, ist noch eine seltene Ausnahme und damals ein riesiger Überlebensvorteil. Darum vererbt er ihn weiter, bis es unter seinen Nachkommen, in der Umgebung, ja auf der halben Welt Milchtrinkerinnen und Milchtrinker gibt.

Anfangs ist alles noch ganz einfach: Die Menschen halten ein paar Kühe und trinken ihre Milch. Erst als die Städte im 15. Jahrhundert wachsen, beginnen Bäuerinnen und Bauern, mehr Milch zu melken, als sie brauchen, und mit Milchprodukten zu handeln – später auch mit der Milch selbst. Damit beginnt die Nutztierhaltung. Bald halten die Bäuerinnen und Bauern Hunderte Kühe. Melken nicht mehr ein paar Liter täglich, sondern Tausende. Moderne Maschinen helfen ihnen dabei. Allein in Deutschland gibt es derzeit 3,8 Millionen Milchkühe. Milch ist zur Massenware geworden.

Kühe stehen im Stall.
© Shutterstock

Haltung Heute 

Um wortwörtlich alles aus den Tieren herauszuholen, haben Menschen begonnen, Milchvieh zu züchten – also gezielt zu paaren, um die Milchleistung der Tiere zu steigern. So wurden zum Beispiel die Euter im Laufe der Jahrzehnte immer größer. Während eine Kuh vor 100 Jahren durchschnittlich zehn Liter Milch am Tag gab, sind es heute bis zu 60 Liter. Das macht über 18 000 Liter Milch im Jahr! Gleichzeitig wurden die Tiere immer magerer, denn: Milch zu produzieren ist anstrengend! Für jeden Liter pumpt eine Kuh 500 Liter Blut durch ihr Euter. Herz und Kreislauf arbeiten auf Hochtouren, wie beim Extremsport. Damit sie Energie für diesen Milch-Marathon haben, stehen die meisten Kühe nur noch im Stall, oft dicht gedrängt mit Hunderten anderen. Das ist nicht besonders artgerecht! 

Zu fressen gibt es für die Tiere Mais, Getreide, vergorenes Grünzeug und Kraftfutter. Die Tiere leben in dieser Haltungsform meist nur fünf Jahren, dann sind viele entkräftet und werden geschlachtet. Die natürliche Lebenserwartung einer Kuh hingegen liegt bei 15 oder gar 20 Jahren. Das hat nicht mehr viel mit Tierwohl zu tun. Was man außerdem nicht vergessen darf: Nur Mutterkühe geben Milch. Denn diese ist ja eigentlich für die Kälbchen bestimmt. Um die Milchleistung hochzuhalten, müssen die Kühe darum ein Junges nach dem anderen zur Welt bringen. Nach der Geburt werden sie meist sofort von ihrem Nachwuchs getrennt und wieder an die Melkmaschinen angeschlossen. Weil sie im Stall oft die ganze Zeit auf harten, feuchten Betonböden stehen, haben viele Kühe zudem verformte Klauen oder Probleme beim Laufen. Wer diese Fakten kennt, dem vergeht schnell die Lust auf Milch. 

Auch deshalb greifen immer mehr Menschen zu Ersatzprodukten aus Hafer, Soja oder Mandeln. Es gibt aber auch Betriebe, in denen Kühe artgerechter behandelt werden. Steht auf einer Milchverpackung zum Beispiel „Heumilch“, bedeutet das, dass die Kühe im Winter viel Heu, im Sommer Gras und Kräuter fressen dürfen. „Bio-Milch“ stammt von Tieren, die in kleinen Herden leben und weniger Milch geben müssen. 

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