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Tiere Ameisenlöwen - kleine Sandungeheuer

Ameisenlöwe
Achtung, Grabungsarbeiten! Der Ameisenlöwe ist zwar winzig, dafür aber ziemlich stark: Beim Bau seines Trichters wirft er mit jeder Menge Sand um sich. Er wuchtet dabei zusammengerechnet das bis zu 200-Fache seines Körpergewichtes
© mirkograul / Fotolia
Von wegen, Löwen gibt es nur in Afrika. Auch hier leben sie, und das buchstäblich unter uns. Glaubt ihr nicht? Dann folgt uns doch bitte – in die Höhle der Ameisenlöwen…

Der Ameisenlöwe ist Insekt des Jahres 2010

Na gut, diese Löwen sehen nicht gerade furchterregend aus: Die Winzlinge gleichen Wanzen und sind so klein, dass sie locker auf einer Zweicentmünze Platz fänden. Anstelle einer stattlichen Mähne tragen Ameisenlöwen am ganzen Körper kurze Borstenbüschel. Scharfe Zähne, Krallen? Haben sie nicht. Brüllen? Können sie nicht. Und dennoch sind Ameisenlöwen im Untergrund gefürchtet – zu Recht!

Die Insekten sind schließlich raffinierte Räuber. Sozusagen "Jungkriminelle". Denn bei den Tieren handelt es sich um Larven der Ameisenjungfer, die sich nach rund zwei Jahren verpuppen und in Ameisenjungfern verwandeln: Fluginsekten, die Libellen ähneln.

Im Gegensatz zu den Jungfern können die Löwen nicht abheben. Logisch, ihnen fehlen ja die Flügel. Also bleibt der Ameisenlöwe mit seinen sechs haarigen Beinchen am und vor allem im Boden, genauer: im Sand. Das ist sein Revier, hier jagt der Ameisenlöwe so geschickt wie kein anderes Insekt.

Ein Leben im Untergrund

Ihr Trick: Sie bauen Fallgruben, aus denen es für ihre Opfer, allen voran Ameisen, kein Entrinnen gibt. Hinterteil voran bohren sie sich in den Sand und legen den Rückwärtsgang ein. So spuren sie eine kreisförmige Rinne in den Boden. Immer weiter spiralen sie sich abwärts und werfen dabei Sand aus dem Krater. Ruckweise schnellt ihr Kopf samt den mächtigen Kieferzangen zurück. Vor, zurück, vor, zurück. Der Sand fliegt durch die Luft.

Auf diese Weise schleudern Ameisenlöwen die Körnchen bis zu 30 Zentimeter über den Rand ihres Trichters hinaus – und wuchten zusammengerechnet das bis zu 200-Fache ihres Körpergewichtes!

Erst wenn die Ameisenlöwen nach einer halben Stunde etwa in der Mitte, der Trichter spitze, angekommen sind, beenden sie die Grabung, werfen den noch nachrutschenden Sand aus der Falle und versenken sich im Untergrund. Nur ihre Zangen lugen hervor. So legen sich die Ameisenlöwen auf die Lauer … und warten … und warten … und warten … Bis sie es schon von Weitem spüren: Eine Ameise tippelt heran.

Ameisenjungfer
Rund einen Monat lebt sie als Puppe in einer 1 Zentimeter großen Kugel, dann schlüpft die Ameisenjungfer
© Colourbox

Gefährliche Giftzwerge

Tatsächlich sind die Ameisenlöwen kleine Sensibelchen. Ihre Borsten setzen sie als feine Sensoren ein, mit denen sie jede noch so kleine Erschütterung im Sand wahrnehmen, eben auch das Getrappel einer millimeter kleinen Ameise. Und wehe, die kommt auf den Trichter! Sofort rutscht sie an den steilen Wänden ab. Je hektischer sie zappelt, desto mehr Körnchen tritt sie los: Sie findet keinen Halt, der Sand hagelt auf sie hinab.

Jetzt müssen die Ameisenlöwen mit ihren Zangen nur noch zupacken. Dass sie selbst im Sand versinken, brauchen die Tiere im Übrigen nicht zu fürchten: Die nach vorn gerichteten Borsten verankern sie fest im Boden.

Also klemmen sie die Beute zwischen ihre Mundwerkzeuge, spritzen ihr eine Portion Gift, das ratzfatz wirkt, und saugen die Ameise aus, bis nur noch deren Hülle übrig bleibt. Den "Abfall" schleudern die Tiere einfach aus dem Trichter.

Klarer Fall: scharfe Zähne, Krallen? Braucht der Ameisenlöwe nicht. Brüllen? Muss er ja gar nicht. Der Ameisenlöwe ist auch so ein trickreiches Sandungeheuer!

Steckbrief: Der Ameisenlöwe

  • ALLGEMEIN: Ameisenlöwen sind die Larven der Geflecktflügligen Ameisenjungfer (Myrmeleon formicarius), wissenschaftlich Euroleon nostras. Das sind Fluginsekten, die äußerlich Libellen ähneln.
  • LEBENSRAUM: Der Ameisenlöwe lebt vor allem in Mittel- und Südeuropa. Die Käfer mögen warme und trockene Gegenden.
  • GRÖSSE: Die Larven werden maximal 17 Millimeter lang, oft messen die Winzlinge jedoch nicht mal einen Zentimeter.
  • LEBENSERWARTUNG: rund zwei Jahre. Dann verpuppen sich die Larven kugelig im Sand, bis schließlich die Ameisenjungfern schlüpfen.
GEOLINO Nr. 01/2017 - Faulpelz

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