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Landwirtschaft Schweine, Schulden, Subventionen: Ein Hof stellt um auf "Bio"

Die Bäuerin Katharina von Ruschkowski lässt Schweine in der Dämmerung aus dem Stall ins Freie.
In Zukunft Bio: Im Sommer 2021 hat unsere Autorin Katharina von Ruschkowski gemeinsam mit ihrem Mann den Hof ihrer Eltern übernommen und begonnen, ihn auf ökologischen Landbau umzustellen
© Moritz Münch für GEO
Vor zehn Jahren zieht unsere Autorin mit ihrer Familie zurück auf den Bauernhof ihrer Kindheit. Sie beschließen, ihn auf "Bio" umzustellen. Es ist ein Neuanfang. Und ein Abschied

Wie eine Irre renne ich über den Acker, reiße die Arme hoch, brülle "Haut ab! Verschwindet!" und hoffe, dass mich niemand sieht. Im Dorf reden sie schon genug über uns, weil wir nun "auf Bio machen", so sagt es einer. Die Saatkrähen dagegen finden Bio super, ganz offenbar.

Die erste Maisaussaat hat uns ein Sturzregen fortgeschwemmt. Nun droht die zweite von dieser Krähenbande aufgefressen zu werden, die in den Bäumen längs des Feldes sitzt und krächzt. Die silbern blitzenden Scheuchen, die unsere Mädels neulich von sich aus gebastelt haben (wir reden ja über nichts anderes), verschrecken die schlauen Vögel schon lange nicht mehr.

Ich sehe die vielen kleinen Kuhlen, die sie in den Boden gepickt haben, um dann die Maiskörner und -keimlinge rauszupulen. Das Biosaatgut ist nicht von einer Beize ummantelt, von der den Krähen angeblich übel wird. Darum fliegen sie so gern Ökoäcker wie unseren an, jeden Tag werden es mehr. Und darum fahren Arne, mein Mann, und ich seit einer Woche schon im Zwei-drei-Stunden-Takt hierher, von früh um fünf bis in den Abend hinein. Als ich an diesem Morgen von meinem Vertreibungsversuch heimkomme, steht mein Vater im Deelentor. "Und das lohnt sich?", fragt er, schaut mich an und schüttelt den Kopf.

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