Sicher nur eine Erkältung. Allzu viele Gedanken macht sich der 44-jährige Torrence Irvin zunächst nicht, als er kaum noch richtig durchatmen kann. Doch der große, kräftig gebaute Lagerverwalter aus der Stadt Patterson in Kalifornien wird von Tag zu Tag schwächer. Als eine seiner beiden Töchter ihn auf dem Boden liegend findet, kommt er ins Krankenhaus. Die Ärzte vermuten eine Lungenentzündung, aber Antibiotika bringen keine Besserung. Stattdessen: Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust. Von 140 Kilo auf 75.
Schließlich ergibt ein Test die richtige Diagnose: Torrence Irvin leidet an einer Infektion, die von Pilzen ausgelöst wurde. Ihr medizinischer Name – Kokzidioidomykose – ist kompliziert, weshalb sie in den USA meist "Valley fever" genannt wird. Sieben Monate nach dem Auftauchen der ersten Krankheitssymptome wird Irvin 75 Prozent seiner Lungenkapazität eingebüßt haben.
Pilze bilden ein riesiges, kaum erforschtes Reich mit schätzungsweise drei Millionen verschiedenen Arten. Es gab sie bereits auf der Erde, bevor die ersten Säugetiere auftauchten. Ohne sie könnten wir nicht leben: Pilze sind für mehr als 80 Prozent aller Pflanzen lebenswichtig, liefern ihnen Sauerstoff oder Mineralien. Manche leben als Darmbewohner auch in uns.
Doch von Pilzen kann auch eine tödliche Gefahr für Pflanzen und Tiere ausgehen. Sie vernichten Bäume und Bananenplantagen. Als die Kartoffelfäule Mitte des 19. Jahrhunderts Irlands Ernten zerstörte, verhungerten eine Million Menschen. Zwei weitere Millionen wanderten aus, vor allem in die USA, nach Kanada oder Australien. Pilze töten Fledermäuse, Delfine und Salamander. Wenn sich ein Pilz mit der Bezeichnung Bd-Chytrid auf der Haut eines Frosches niederlässt, zerfällt diese zu Fetzen.