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Vegetarische Ernährung Was, wenn wir alle Vegetarier wären?

Wenn niemand mehr Fleisch äße, wären wir und der Planet deutlich gesünder. Dafür liegen jetzt erstaunliche Zahlen vor: Sieben Millionen weniger Tote pro Jahr bis 2050, zwei Drittel weniger Treibhausgase aus der Lebensmittelproduktion. Etwa 1,5 Billiarden US-Dollar würden jährlich eingespart.
Vegetarische Ernährung: Obst und Gemüse statt Fleisch - das wäre gut für uns und den Planeten
Obst und Gemüse statt Fleisch - das wäre gut für uns und den Planeten
© Hinterhaus Productions/GettyImages

Sind Vegetarier die besseren Menschen? Nun, zumindest spricht vieles dafür: Vegetarier töten keine Tiere, um sie zu essen. Sie schonen die Umwelt. Sie ernähren sich gesünder. Und Vegetarier sparen an vielen Stellen Kosten, weil sie seltener krank sind und ihre Ernährungsweise weniger den Klimawandel anheizt. Aber stimmt das alles so? Und wie sähe unsere Welt aus, wenn wir alle Vegetarier wären? Ein Forscherteam um Marco Springmann von der Universität Oxford beantwortet in einer Studie genau diese Fragen mit konkreten Zahlen.

Demnach könnte es bei einer weltweit vegetarischen Ernährung gut sieben Millionen weniger Tote jährlich bis 2050 geben. Die Sterberate sänke um etwa sieben Prozent. Denn wer kein Fleisch, dafür aber mehr Obst und Gemüse isst, wird seltener dick und herzkrank.

Zwei Drittel weniger Treibhausgase gelangten aus der Nahrungsmittelproduktion in die Atmosphäre – eine ordentliche Menge! Denn ein Viertel der gesamten Treibhausgasemissionen geht auf das Nahrungskonto. Beide Effekte zusammen wären auch volkswirtschaftlich viel wert: Knapp 1,5 Billiarden US-Dollar könnte man einsparen bei der Krankenversorgung und den Kosten für Klimafolgeschäden. Allein die eingesparten Gesundheitskosten wären drei Prozent des erwarteten weltweiten Bruttoinlandsprodukts für 2050.

Die Frage nach der rein vegetarischen Welt stellte sich auch das kanadische Wissensportal AsapScience – und beantwortete sie in einem Video.

Eine Landfläche so groß wie Afrika würde frei

Die Autoren des Films rechnen die Folgen für die Tierzucht durch: 20 Milliarden Hühner, 1,5 Milliarden Kühe und je eine Milliarde Schafe und Schweine würden nicht mehr gebraucht. Dadurch würden 33 Millionen Quadratkilometer Land frei, auf denen die Tiere derzeit gehalten werden. Das entspräche ungefähr der Fläche Afrikas, so die Autoren. Die Ackerfläche für den Futtermittelanbau ist hier noch nicht einmal mitgerechnet.

Weniger Nutztiere und mehr freie Landflächen helfen im Kampf gegen den Klimawandel, folgert auch AsapScience. Zwar seien viele Gebiete so trocken, dass sie sich ohne menschliches Zutun in Wüsten verwandeln würden. Und mehr Obst- und Gemüseanbau verbrauchen natürlich auch mehr Flächen. In der Summe aber könnten viele ehemalige Weideflächen wieder zu Wald werden - und der absorbiert sehr effektiv klimaschädliches CO2.

Tierhaltung stößt mehr Treibhausgase aus als der weltweite Verkehr

Vor allem aber fiele einer der größten Klimakiller weg: Das Methan, das vor allem Rinder bei der Verdauung prozieren - ein Gas, 25 Mal so klimaschädlich wie CO2. Die Tierhaltung insgesamt stoße mehr Treibhausgase aus als alle Flugzeuge, Züge und Autos zusammen.

Auch auf unseren Wasserhaushalt würde sich eine fleischlose Ernährung geradezu revolutionär auswirken. Siebzig Prozent weniger Wasser bräuchten wir laut AsapScience.

Kurz: Weltweiter Vegetarismus hilft uns und unserem Planeten. Doch Vegetarier sind bislang überall in der Unterzahl: In den meisten Ländern der Erde sind es zwischen zwei und fünf Prozent der Bevölkerung, selbst in Indien leben nur gut 30 Prozent vegetarisch. Und der Trend geht in die falsche Richtung. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zeichnet ein ziemlich düsteres Bild: Im Jahr 2050 wird sich demnach eine wachsende Erdbevölkerung schlechter ernähren als heute. Denn mehr wohlhabende Menschen essen mehr Fleisch und Kalorien. Allein unsere Nahrung wird schon die Hälfte unserer zulässigen Klimagasemissionen „auffressen“, wenn sich die Erde um nicht mehr als zwei Grad aufheizen soll.

Gerade diese Entwicklung zeigt: Ein Umstieg von heute auf morgen ist vollkommen unrealistisch. Doch ein langsamer Übergang ist denkbar – und löst auch ein weiteres Problem: Etwa eine halbe Milliarde Menschen, so die Forscher des Teams um Springmann, verdienten nämlich ihren Lebensmittelunterhalt in der Fleischproduktion, besonders Kleinbauern in den Entwicklungsländern wären von einer schnellen Umstellung betroffen.

Doch einen Schritt können wir sofort machen: Aufhören, zu viel (vor allem Fleisch) zu essen – und Lebensmittel wegzuschmeißen!

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