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Ohne Gießen Wie ich mit Nichtstun meinen Rasen gerettet habe

Vertrocknetes vs. grünes Gras
Sattes Grün trotz Trockenheit: Wofür manche Gartenfans hart arbeiten, gelingt auch ohne jeglichen Aufwand
© GEO.de
Ist das noch ein Garten oder schon eine Trockensteppe? Im Sommer wandelt sich so manche Landschaft von sattem Grün zu trostlosem Braun. Der Grund: Trockenheit. Die Lösung: Gießen? So einfach ist es nicht. Wo das eigentliche Problem liegt und wie es sich beheben lässt

Inhaltsverzeichnis

Wenn im Sommer der Boden immer trockener und das Gras immer brauner wird, kommen viele Gärtnerinnen und Gärtner ins Schwitzen. Den gepflegten Rasen zu verlieren, ist für viele ein Problem. Und zwar ein selbstgemachtes. Denn Schuld an dem kargen Anblick sind Betroffene oft selbst. Statt jedoch einer möglichen Ursache auf den Grund zu gehen, wenden sie sich hilfesuchend an den Rasensprenger.

Ein Widerspruch in sich: Der Sprinkler verteilt sauberes Trinkwasser auf dem Rasen, der überhaupt nicht darauf angewiesen wäre, hätte man ihn nicht zuvor gemäht. Bei langanhaltender Dürre, wie wir sie angesichts des Klimawandels in Deutschland erleben, ist die Mahd ein Hauptgrund für vertrockneten Rasen. Und der Einsatz von knapp werdendem Trinkwasser zur Rettung des Rasens gleicht einer verantwortungslosen Ressourcenverschwendung. Dass es auch ohne Gießen, Düngen und Vertikutieren geht, zeigt unser Erfahrungsbericht.

Kurzer Rasen ist empfindlich für Dürre

Dass ein kurz gemähter Rasen anfälliger für Trockenheit ist, weiß Silvia Teich, Pressereferentin des NABU: "Je kürzer der Rasen gemäht wird, desto weniger Wurzeln entwickeln die Gräser. So können sie nicht tief in die Erde wachsen, um an im Boden gespeichertes Wasser zu kommen." Seltener zu mähen, spare einerseits viel Arbeit. "Zudem können dann auch Wildkräuter wie z.B. Klee, Löwenzahn, Wiesenschaumkraut, Breitwegerich wachsen. So ein 'Kräuterrasen' ist viel widerstandfähiger gegen Trockenheit und bleibt länger grün bei Dürre."

Vertrockneter Rasen
Der kurz gemähte Rasen kapitulierte bereits im Juni vor der Trockenheit - trotz "No Mow May", also mähfreiem Mai
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Den größten Teil meiner Rasenfläche mähe ich nur alle zwei bis vier Wochen. Das Mähwerk steht dabei auf höchster Stufe. Im Mai kam der Rasenmäher gar nicht zum Einsatz, damit Wildblumen sich besser verbreiten konnten. Anfang Juni wurde es Zeit für einen Schnitt, dachte ich. Denn bald hätte es für den Rasenmäher kein Durchkommen mehr gegeben. Was ich nicht bedacht hatte: Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt bereits mitten in einer lang anhaltenden Trockenperiode mit hohen Temperaturen, praller Sonne und keinerlei Niederschlag. Auch das hätte der lange Rasen vermutlich besser überstanden – hätte ich den Rasenmäher vorerst stehenlassen.

Ein Jahr nicht gemäht – und?

"Englischen oder Golfrasen wird man nie resistent gegen Trockenheit gestalten können. Das geht nur mit 'Kräuterrasen' oder einer wilden Wiese", erklärt Silvia Teich. Einen Beweis dafür finde ich im hinteren Bereich des Gartens, wo es eine "wilde" Fläche gibt, die seit über einem Jahr nicht gemäht wurde. Während im vorderen Teil des Gartens der Rasen vertrocknet, wachsen hier sattgrüne Gräser und bunte Wildblumen, an denen sich Hummeln und Bienen zu schaffen machen.

Wildblumen statt Rasen
Gelbe Butterblumen (Hahnenfuß) und das pink blühende Ruprechtskraut verwandeln den Rasen in eine natürliche Wildblumenwiese
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Streng genommen habe ich mit dieser Maßnahme meinen Rasen nicht gerettet, sondern abgeschafft. Ein Gedanke, mit dem sich viele Gärtnerinnen und Gärtner in Zukunft wohl anfreunden müssen. In Zeiten des Klimawandels ist der englische Rasen schlichtweg nicht mehr zu unterhalten. Einerseits, weil er keinerlei ökologischen Mehrwert für Insekten und andere Tiere bietet. Andererseits, weil die notwendige Bewässerung nicht tragbar ist.

Klee im Rasen
Verschiedene Kleesorten verbreiten sich schnell im Rasen, wenn man sie nur lässt. Ihr Vorteil: Sie wachsen niedriger als die meisten Gräser
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Übrigens: Wem eine Wiese zu unordentlich ist, der kann über klimafeste Alternativen nachdenken. Möglich wäre zum Beispiel, nur den hinteren Teil des Gartens wild wachsen zu lassen. In der Nähe der Terrasse können Blumenbeete mit trockenresistenten Pflanzeninsektenfreundlichen Bodendeckern und einer Mulchschicht versehen werden. Das schützt den Boden vor dem Austrocknen. In gepflasterten Bereichen lassen sich Fugen sinnvoll bepflanzen und auch der Vorgarten wird mit ein paar einfachen Tricks naturnah und klimafit.

Weitere Tipps: Schatten, Vielfalt und Mähtechnik

Damit im Garten kein vertrockneter Rasen, sondern eine grüne Wiese entsteht, sollten Sie nicht nur Gras und Wildblumen wachsen lassen. Auch Bäume, Sträucher und Hecken verbessern das Mikroklima, weil sie Schatten und Windschutz spenden. Setzen Sie dabei auf heimische Arten und Vielfalt.

Darüber hinaus kann die Mähtechnik ausschlaggebend sein. Ein Mähroboter, der das Gras kontinuierlich kurz hält, ist im naturnahen Garten ein Tabu. Besser geeignet ist ein Rasenmäher, bei dem sich das Mähwerk hoch einstellen lässt. Aber auch dann gilt: Niemals während einer Trockenperiode mähen. In unserer Erfahrung ließen sich die besten Ergebnisse mit Nichtstun erzielen. Wilde Wiesen müssen höchstens ein- bis zweimal pro Jahr gekürzt werden. 

Vorsicht: Hohes Gras sollten Sie vor dem Kürzen nach Tieren durchsuchen. Igel, Frösche und andere Gartenbewohner können sonst lebensgefährlich verletzt werden. Besonders schonend und geräuscharm arbeitet es sich mit einer Handsense

Und wenn der Rasen schon verbrannt ist?

Hat sich der Rasen bereits braun verfärbt, ließe sich das Grün theoretisch mit starker Bewässerung wiederherstellen. Wer aber nachhaltig handeln möchte, überlässt stattdessen Wildkräutern die Bühne. Das Magazin mein schöner Garten weist darauf hin, dass Arten wie Löwenzahn und Co. sich auf verbranntem Rasen leichter ausbreiten. Sie "finden mit ihrer tiefen Pfahlwurzel auch dann noch genügend Feuchtigkeit, wenn sich die Blätter der Gräserarten längst gelb verfärbt haben. Sie nutzen daher die Zeit, um sich im Rasen weiter auszubreiten."

Eine Blühwiese entsteht mit etwas Geduld also wie von selbst. Ob diese den ganzen Sommer ohne Bewässerung grün bleibt, hängt laut Silvia Teich von den örtlichen Gegebenheiten ab. "Ich persönlich gieße meinen Kräuterrasen nie", betont sie.

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