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Aufgeklärt Wassermenge, Gießzeitpunkt & Co: Sechs Bewässerungsmythen im Check

Mann gießt orangene Blumen im Garten
Manche Gartenmythen halten sich hartnäckig – besonders beim Thema Bewässerung
© Stefan Körber / Adobe Stock
Die Trockenheit hat Deutschland fest im Griff. Das macht sich auch im Garten bemerkbar, wenn das Grün die Blätter hängen lässt und die Beete an einen trockenen Wüstenboden erinnern. Gerade in Trockenphasen ist eine gut durchdachte Bewässerung unabdinglich. Wir klären über häufige Bewässerungsmythen auf und erklären, was wirklich gegen Trockenheit im Garten hilft

Derzeit befinden wir uns noch im Frühsommer, dennoch ist es in vielen Teilen Deutschlands viel zu trocken. Geregnet hat es seit Wochen nicht und Aussicht auf Niederschlag besteht kaum. Diese Situation macht sich auch in den deutschen Gärten mehr und mehr bemerkbar. Gerade in Zeiten langer Trockenheit ist eine durchdachte Bewässerung besonders wichtig, um den Pflanzen die benötigte Wassermenge zu liefern und dabei trotzdem nicht mehr Wasser zu verbrauchen als nötig.

Häufig werden bei der Gartenbewässerung allerdings Fehler gemacht, die auf falschen Annahmen beruhen. Melanie Konrad, Expertin beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) klärt über die sechs häufigsten Bewässerungsmythen auf.

Mythos 1: Bei Hitze so oft wie möglich gießen.

Tatsächlich ist nicht die Häufigkeit, sondern die Wassermenge beim Gießen entscheidend. "Es ist besser, einmal richtig den Boden durchdringend zu wässern, als immer mal wieder ein wenig zu gießen" sagt NABU-Gartenexpertin Melanie Konrad. So kann das Wasser auch in tiefere Bodenschichten dringen.

Beim häufigen kurzen Gießen gelangt das Wasser hingegen nur in die oberen Bodenschichten mit dem Ergebnis, dass die Pflanzen nur kurze Wurzeln ausbilden. Wenn man das Grün im Garten hingegen "trainiert", indem man die Pflanzen weniger häufig, aber dafür intensiver gießt, so bilden sie auch längere Wurzeln aus. Der Vorteil: Die Pflanzen können auch aus tieferen Bodenschichten Wasser ziehen, die weniger schnell austrocknen.

Mythos 2: Wer seine Beete mittags gießt, verbrennt die Pflanzen.

"Dass Blätter durch die Wassertropfen bei starker Sonneneinstrahlung verbrennen, gehört eher in den Bereich der Gartenmythen", erklärt Konrad. Wenn man Pflanzen in der prallen Mittagssonne gießt, verdunstet das Wasser allerdings relativ schnell, es wird also teilweise verschwendet. Einige Fachleute geben darüber hinaus zu bedenken, dass große Temperaturunterschiede bei Pflanzen eine Art Kälteschock hervorrufen können. Aus diesem Grund sollte man seine Pflanzen am besten früh morgens oder abends wässern.

Mythos 3: Gegen trockenen Boden kann man nichts machen.

Ist der Boden zu trocken, muss man das nicht als feste Gegebenheit so hinnehmen. Tatsächlich gibt es viele Möglichkeiten, die Wasserspeicherfähigkeit des Gartenbodens zu verbessern. Eine praktische Lösung für den Gemüsegarten ist die Anreicherung des Bodens mit Humus.

Auch Hacken zwischen den Pflanzen hilft. "Dabei werden die Kapillaren im Boden unterbrochen. Diese kleinsten Poren leiten Wasser aus tieferen Bodenschichten nach oben, wo es an der Oberfläche dann verdunstet. Unterbricht man den Mechanismus, wird Wasser im Boden zurückgehalten", so die NABU-Gartenexpertin. "Am besten nach dem Gießen alle Beete einmal oberflächlich durchhacken. Dabei lassen sich auch gleich unerwünschte Wildkräuter entfernen."

Mythos 4: Ohne Torf kann der Boden keine Feuchtigkeit speichern.

Ein Hochmoor braucht gut tausend Jahre, um einen Meter in die Höhe zu wachsen. Doch der Torfabbau für den Gartenbedarf macht diese Arbeit der Natur wieder zunichte. Das schadet nicht nur der Artenvielfalt, sondern auch dem Klima. In den Mooren ist mehr Kohlendioxid gespeichert als in allen Wäldern der Erde.

Darum sollte man auch im Garten auf Erde mit Torfanteil verzichten und stattdessen auf andere Mittel zurückgreifen, zum Beispiel in dem man Kompost in die Gartenerde einarbeitet. Im Beet können bodendeckende Pflanzen zwischen Stauden und Gehölzen den Boden zusätzlich vor Austrocknung schützen. Im Gemüsebeet oder unter Gehölzen hilft eine Schicht aus Mulch. Dieser verhindert die Verdunstung und Austrocknung des Bodens durch Wind und Sonne. Zusätzlich versorgt er die Beete mit Nährstoffen, über die sich das Grün freut.

Mythos 5: Bäume und Sträucher ziehen zu viel Wasser, wenn viel Bewuchs im Garten.

Bei vielen herrscht die Vorstellung in den Köpfen, dass zu viele Bäume und Sträucher zu viel Wasser aus dem Boden ziehen und es deshalb besser sei, weniger Grün zu pflanzen, damit genügend Feuchtigkeit im Boden zur Verfügung steht. Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall: Eine Hecke aus heimischen Gehölzen hält Wind ab und spendet Schatten. Gleichzeitig verdunstet sie Wasser. Bäume kühlen ihre Umgebung, indem sie Wasser verdunsten und Schatten werfen.

Wer generell auf Pflanzenvielfalt statt auf nur wenige Arten setzt, geht ein noch geringeres Risiko ein, dass der Garten komplett vertrocknet. Ein raspelkurzer Golfrasen mit nur wenigen Gräserarten kapituliert bei längerer Trockenheit hingegen sehr schnell und wird braun. Wer in seinem Rasen auch Wildkräuter duldet, braucht Trockenheit viel weniger zu fürchten. Eine Wildblumenwiese mit standortheimischen Pflanzen kommt sogar ganz ohne künstliche Bewässerung aus.

Mythos 6: Heimische Pflanzen kommen mit der Trockenheit nicht zurecht.

Dass nicht alle heimischen Pflanzen mit den heißen und trockenen Sommern der letzten Jahre zurechtkommen, stimmt zwar. Doch es gibt trotzdem weiterhin eine große Auswahl an heimischen Pflanzen, die naturgemäß auf trockenen heißen Standorten vorkommen. Heimische Wildstauden wie Graslilie oder Sandthymian und Gehölze wie Wolliger Schneeball, Wachholder oder Wildrosen kommen beispielsweise auch im Garten mit Trockenheit klar. Viele exotische Pflanzen wie Geranien, Hortensien oder Thuja benötigen dagegen ausreichend Feuchtigkeit und bekommen bei längerer Trockenheit Probleme.

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