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Tierschutzgesetz Werden Dackel bald verboten? Züchter sind alarmiert, Tierschützer hoffen

Dachshund am Strand
Gezüchtet wurden Dackel einmal für die Jagd, speziell von Fuchs und Dachs
 
© Regine Baeker / mauritius images
Das Tierschutzgesetz könnte bald einen Paragrafen enthalten, der das Züchten von Dackeln und anderen kurzbeinigen Rassen verbietet. Schon jetzt schlagen die Wellen hoch

Von Tierschützenden lange erwartet, wird zurzeit das deutsche Tierschutzgesetz überarbeitet. Vorgesehen ist auch eine Neufassung des sogenannten Qualzuchtparagrafen 11b. Dessen Sinn: Tiere sollen nicht so gezüchtet werden, dass sie mit erblich bedingten Gesundheitsproblemen auf die Welt kommen. Der Entwurf des neuen Gesetzes ruft nun den "Verband für das Deutsche Hundewesen e.V." (VDH), die Dachorganisation der Hundehalter und -züchter, auf den Plan.

Hier ist man in Sorge, dass für einige Lieblinge der Deutschen schon bald ein Verbot gelten könnte. Und macht mit einer Petition auf der Plattform Change.org gegen das geplante Gesetz mobil. Zur Begründung heißt es: Man begrüße zwar weite Teile des Entwurfs. Doch unter dem Merkmal "Anomalien des Skelettsystems" könnte jede Abweichung vom Urtyp Wolf verstanden werden. Was zum Beispiel zu einem Zuchtverbot für Hunderassen mit einer kurzen Beinlänge, darunter Beagle, Jack Russell Terrier und Dackel, führen könne.

Der Verband empfiehlt "nachdrücklich", Qualzuchtmerkmale auf der Basis "gesicherter wissenschaftlicher und/oder züchterischer Erkenntnisse" zu konkretisieren. Im Fall eines Verbots, so die Sorge beim VDH, könnten Interessierte die genannten Hunderassen demnächst aus dem Ausland importieren – "aus den Vermehrungsstationen skrupelloser, ausschließlich profitorientierter Welpenhändler, die umgehend auf die wachsende Nachfrage in Deutschland reagieren würden".

Die Initiatoren werben für die Petition mit einem traurig dreinblickenden Dackel und dem Text "Ein Gesetz, das unsere Lieblingshunde verbietet? Ohne uns!" Unterzeichnet haben bislang mehr als 41.000 Menschen.

Tierschutzbund spricht von Panik-Kampagne

Nun hält der Deutsche Tierschutzbund dagegen: "Die Panik-Kampagne des Verbands für das Deutsche Hundewesen macht fassungslos. Hier werden aus rückwärtsgewandten Nostalgiegründen kranke Tiere zum vermeintlichen Kulturgut verklärt", sagt Lisa Hoth-Zimak, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund laut einer Pressemitteilung. Oberstes Zuchtziel sollte für jeden züchtenden Hundeliebhaber die physische und psychische Gesundheit seiner Tiere sein.

Der Dackel, so der Tierschutzbund weiter, sei keine gesunde Hunderasse. Durch das Missverhältnis von langem Rücken und kurzen Beinen komme es zu schmerzhaften Bandscheibenvorfällen mit teilweise irreparablen Gliedmaßenlähmungen sowie Harn- und Kotabsatzstörungen. Im schlimmsten Fall müsse das Tier eingeschläfert werden. Hinzu kommen laut Tierschutzbund Erbkrankheiten wie Herzprobleme, Allergien, Diabetes oder Schilddrüsenunterfunktion.

Qualzuchten sind nach dem deutschen Tierschutzgesetz schon seit mehr als 25 Jahren verboten. Allerdings wurde der entsprechende Paragraf bislang kaum angewendet. Die Behörden ahnden Verstöße nur in Einzelfällen, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund – weil die Formulierung zu unkonkret sei. Darum fordern die Tierschützenden, Qualzuchtmerkmale bei der Novellierung des Paragrafen zu ergänzen – als Grundlage für ein Verbot einzelner Rassen. Und einen Kritikpunkt haben sie auch: Die geplante Übergangszeit für das Halte- und Züchtungsverbot sei mit 15 Jahren viel zu lang.

Wann das überarbeitete Tierschutzgesetz in Kraft tritt, ist allerdings noch offen. Nach monatelangen Diskussionen innerhalb der Regierungskoalition hat gerade erst die Anhörung der Länder und Verbände begonnen – und damit die öffentliche Diskussion.

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