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Australien Statt todbringender Netze: Wie Forschende Weiße Haie von der Küste fernhalten

Ein Weißer Hai vor der Küste Mexikos
Nicht zuletzt ein Horrorfilm hat ihm und seinen Artgenossen einen Ruf als blutrünstiger Jäger eingebracht: ein Weißer Hai nahe der Wasseroberfläche
© Stocktrek / David Fleetham / mauritius images
Haie von beliebten Stränden zu vertreiben, ohne den Tieren dabei echten Schaden zuzufügen, sie gar zu töten: Das ist einem australischen Forschungsteam jüngst gelungen. Dafür müssen die Haie jedoch einzeln eingefangen werden

Weiße Haie sind im Grunde menschenscheu und jagen in den tiefen Gewässern der Ozeane. Vor allem die Jungtiere jedoch schwimmen gern auch in Küstennähe. In sehr seltenen Fällen verwechseln sie dann eine Surferin oder einen Schwimmer mit einer Robbe und greifen an. Ein Alptraumszenario, das durch Horrorfilme wie "Sharks" im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Über Jahrzehnte hinweg wurden die Tiere gejagt, auch in Australien. 

Die meisten Weißen Haie lassen sich jedoch von Küstengewässern fernhalten, ohne sie zu töten. Das zumindest berichtet nun ein Team um den Fischereiforscher und Ökologen Paul A. Butcher vom "Department of Primary Industries" des australischen Bundesstaates New South Wales.

Junghaie, die eingefangen und wieder freigelassen wurden, fliehen ins Tiefwasser

Die mit der Überwachung eines Strandes betrauten Rangerinnen und Ranger benötigen dafür allerdings geeignetes technisches Equipment, Fachwissen und eine gewisse Unerschrockenheit. Denn um einen Hai von der Küste ins Tiefwasser zu vertreiben, muss man ihn kurz einfangen und wieder freilassen.

Für ihre in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlichte Studie haben die Forschenden 36 weiße Haie etwa 500 Meter vor der Küste gefangen und mit Peilsendern markiert. So konnten sie erstmals nachweisen, was vorher nur vermutet wurde: Die unangenehme Prozedur lässt Junghaie normalerweise ins Tiefwasser fliehen. 

Um ein gut messbares Signal abzusetzen, musste der an der Rückenflosse befestigte GPS-Sender sich ausreichend lange über der Wasseroberfläche befinden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten den Kurs der markierten weißen Haie daher nicht durchgehend aufzeichnen, sondern nur punktuell.

Die Junghaie näherten sich nur allmählich wieder der Küste – und hielten Abstand zum Strand 

Aus den registrierten Daten schlussfolgerten sie jedoch, dass die Mehrzahl der markierten Tiere in den ersten drei Tagen nach dem Fang kilometerweit ins offene Meer schwammen. 

Danach näherten sich die Junghaie allmählich wieder der Küste. Die meisten hielten jedoch in den folgenden Monaten meist eine Art Sicherheitsabstand und blieben dem Strand mehr als 1,9 Kilometer fern. 

Vier Individuen jedoch wurden im Laufe der Studie wieder an genau der Stelle geortet, an der sie eingefangen worden waren. Das größte Tier war ein 2,13 Meter langes Männchen: Nur sechs Tage nach seinem Fang schwamm es wieder vor dem bei Familien beliebten Sharpes Beach in der Nähe der Stadt Ballina. 

Peilsender in den Tieren warnen Strandbesucher

Die Meldung über seine Rückkehr stammte von einem akustischen Signalgeber, den die Forschenden den Haien in den Bauchraum implantiert hatten. Die kleinen Geräte senden Signale an Messstationen, die in den letzten Jahren in etwa vier Meter Tiefe vor vielen australischen Stränden installiert worden sind. 

Per "SharkSmart"-App kann sich jeder die Ortungsdaten von Weißen Haien, Tiger- und Bullenhaien vor der Küste von New South Wales im Südosten Australiens anzeigen lassen. 

Schon länger verwenden und erforschen die australischen Behörden solche Ortungstechnik, um Haie langfristig und so schonend wie möglich von Menschen fernzuhalten. Die herkömmliche Methode – Hainetze, die seit den 1930er-Jahren Strände schützen sollen –,  gerieten zunehmend in die Kritik: In ihnen verenden nicht nur die vom Aussterben gefährdeten Haie, sondern unter anderem auch Rochen und Delfine. 

Eine Alternative für die Netze könnten "smart drumlines" bieten: "intelligente Langleinen". Es handelt sich um beköderte Angelschnüre, die an einer vor den Stränden verankerten Boje befestigt sind. Beißt ein Hai oder ein anderes großes Meerestier an, melden diese Stationen sich per Telefonanruf, SMS und E-Mail. 

Ein Team kann sich sofort per Schiff auf den Weg machen, das gefangene Tier vom Haken befreien und gegebenenfalls mit Sendern versehen. Laut der Haistrategie des australischen Parlaments sollen die Haie nicht länger als eine halbe Stunde am Haken hängen. 

Auch Paul Butcher und seine Kolleginnen und Kollegen fingen auf diese Weise ihre Versuchstiere, um sie mit Peilsendern auszustatten. 

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