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Zelluläre Landwirtschaft Lachs aus dem Labor: Wie eine deutsche Firma aus Stammzellen Fischstäbchen macht

Fischstäbchen vom New-Food-Start-up Bluu Seafood
Bis auf das Designerbrettchen ist alles wie bei Oma. Die in den Fischstäbchen enthaltene Muskelmasse wuchs jedoch im Labor
 
© Maria Feck
Aus den Stammzellen eines einzelnen Lachses könnten sich bald große Mengen Fischfleisch gewinnen lassen. Weil die Zulassung in Europa jedoch dauert, will ein Hamburger Unternehmen Fisch aus dem Labor erst einmal anderswo auf den Markt bringen: in Singapur 

In einem kleinen Labor im Hamburger Westen, unweit des weltberühmten Fischmarkts, werden Fischstäbchen nicht aus Blöcken tiefgefrorener Filets gesägt. Stattdessen füllen Mitarbeiterinnen in weißen Kitteln mickrige Zellhaufen in Plastikröhrchen: eine unförmige, grau-trübe Masse.

Sie besteht aus echten Muskelzellen, wie sie jeder Lachs millionenfach an seinen Flanken trägt. Gewachsen sind die Zellen jedoch nicht in einem lebendigen Tier, sondern in etwa ellenhohen Glaskolben, die gefüllt sind mit rosaroter Nährflüssigkeit.

Die Frauen verrühren die graue Masse mit Proteinen aus Soja, Erbsen und Weizen. Sie formen die nun festen Zellklumpen zu etwa fingerlangen Quadern und ummanteln diese mit einer handelsüblichen Panade. 

Dann braten sie die Quader, bis die Kruste auf allen Seiten goldbraun schimmert. Von den Fischstäbchen, wie Oma sie früher mit Kartoffelpüree und Spinat serviert hat, sind jene, die nun hübsch drapiert auf einem schwarzen Designerbrett liegen, kaum zu unterscheiden.

Zelluläre Landwirtschaft: Lachs aus dem Labor: Wie eine deutsche Firma aus Stammzellen Fischstäbchen macht

Von der Stammzelle zum Fischstäbchen – so funktioniert's

04:59 min

"Max Mustermann" steht noch auf dem Klingelschild an der Eingangspforte des Labors, und im Treppenhaus werkeln zwei Elektriker: Die 35 Mitarbeiter*innen von Bluu Seafood haben ihr neues Zuhause in Hamburg gerade erst bezogen. Für das junge Unternehmen ist es ein entscheidender Schritt, soll doch die hier entstehende Pilotanlage beweisen, dass sich Fischfleisch auch in großem Maßstab kultivieren und verzehrfertig verarbeiten lässt.

Laborfisch soll die Bestände in den Ozeanen entlasten

178 Millionen Tonnen Salz- und Süßwassertiere – sie stammten zu etwa gleichen Teilen aus Aquakulturen und aus freier Wildbahn – verschlang der Mensch laut einem Fachgremium der Vereinten Nationen im Jahr 2020. Ein Allzeit-Rekord. 

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