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Erstaunlicher Zusammenhang Fliegenlarven fressen tiefe Wunden in Schafe: Riesenechsen jedoch mindern die Gefahr

Rosenberg-Waran auf einem Stein
Er könnte einigen Schafen das Leben retten: der Rosenberg-Waran
© Ken Griffiths / Alamy Stock Photos / mauritius images
Alles hängt mit allem zusammen, das zeigt sich in der Natur immer wieder. In Australien am Beispiel von Schafen, die von Fliegenlarven bei lebendigem Leib aufgefressen werden: Riesenechsen verspeisen Aas und damit eine Lebensgrundlage der Fliegen. Indirekt bieten sie Schafen also Schutz – und sollten selbst besser geschützt werden, fordern Forscher

Die Larven bestimmter Schmeißfliegen fressen tiefe Wunden in Schafe, oft verenden Tiere an den Verletzungen. Vermindert wird das Risiko dafür von heimischen Riesenechsen, wie Forscher im Fachjournal "Ecology and Evolution" herleiten. Die Warane fressen demnach Aas, auf dem sich dadurch weniger Schmeißfliegen vermehren können, die später wiederum Eier auch auf Schafe legen würden.

Schaffarmer sparten mit dem Echsen-Schutz für Schafherden vermutlich viel Geld, hieß es. "Schmeißfliegen sind ein massives Problem für die australische Schafzuchtindustrie. Sie verursachen eine schreckliche Krankheit, deren Bekämpfung für die Landwirte teuer ist und ein echtes Problem für das Wohlergehen der Schafe darstellt", sagte Erstautor Tom Jameson von der University of Cambridge.

Die heimischen Rosenberg-Warane minderten die Zahl solcher Parasiten wohl effektiver als eingeschleppte Arten wie Fuchs und Katze, erläutern die Forscher. In welchem Ausmaß sich das auf den Befall von Schafen auswirkt, müsse noch untersucht werden. Rosenberg-Warane (Varanus rosenbergi) sind in den Buschlandschaften Südaustraliens heimisch und können bis zu eineinhalb Meter lang werden. 

Warane finden ihre Beute schneller als Füchse und Katzen 

Europäische Siedler hatten im 18. Jahrhundert Füchse und Katzen nach Australien gebracht. Der heimische Wildtierbestand habe sich seitdem reduziert, so das Team. "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass man sich bei der Bekämpfung invasiver Arten in Südaustralien auch darauf konzentrieren sollte, die Population von Rosenberg-Waranen und anderen einheimischen Arten zu stärken, da diese für das gesamte Ökosystem sehr wichtig sind", sagte Jameson.

Die Forscher hatten unter anderem auf der südaustralischen Yorke-Halbinsel Stationen mit Kamerafalle und toter Ratte als Futter aufgestellt. Nach fünf Tagen kontrollierten sie jeweils, wie viel der Ratte gefressen worden war und wie viele Maden sich auf dem Kadaver befanden. Aus den Kameraaufnahmen ließ sich ableiten, welcher Aasfresser die tote Ratte gefunden hatte und wie schnell. Vergleichsweise häufig war das ein Rosenberg-Waran, im Durschnitt war er auch schneller als Fuchs oder Katze. 

Insgesamt wurden acht Arten von Aasfressern an den Stationen beobachtet, unter anderem auch Kolkraben, Rußkrähenstare und Tannenzapfenechsen. Vögel waren die häufigsten Aasfresser. Akribisch wurde dann von den Forschern erfasst, wie viel vom Aas gefressen wurde und wie viel Fliegennachwuchs der verbliebene Rest noch enthielt. "Wir haben die Maden gezählt", sagte Jameson. Eine nicht gefressene Ratte sei nach fünf Tagen durchschnittlich von über 1000 Maden befallen. 

Diese Maden produzierten Schmeißfliegen, so Jameson, die sich innerhalb einer Woche bis zu 20 Kilometer weit ausbreiten können und die Schafherden in der Umgebung in die Gefahr eines Fliegenbefalls bringen. Die Beseitigung toter Tiere von Weideflächen spiele deshalb eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Myiasis.
Dabei gehe es um Schmeißfliegen-Arten wie Lucilia cuprina, Calliphora nociva und Calliphora albifrontalis. Sie legen ihre Eier auf Aas, aber auch in Wunden von Wirbeltieren. Die Larven ernähren sich vielfach von absterbendem Gewebe, können sich aber auch in gesundes Gewebe vorfressen. Je nach Stelle am Körper und Stärke des Befalls kann das zu einem qualvollen Tod des betroffenen Tieres führen. 

Schafe üben durch die oft mit Schweiß, Kot und Harn verdreckte Wolle eine große Anziehungskraft auf Schmeißfliegen aus. Der Fliegenmadenkrankheit oder Myiasis genannte Parasitenbefall mindert den Wert des Schafs oder führt zu dessen Tod. Den jährlichen Schaden für die Schaffarmer in Australien gibt das dortige Landwirtschaftsministerium mit rund 280 Millionen australischen Dollar an. 
 

dpa

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