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Fischzucht im Meer Warum Feuerland die Lachszucht verbietet

Lachsfarmen - hier in Chile - hat die argentinische Provinz Feuerland soeben verboten
Lachsfarmen - hier in Chile - hat die argentinische Provinz Feuerland soeben verboten
© Alexander Gold/Shutterstock
Zuchtlachs hat das Image, nachhaltig zu sein. Die Branche boomt. Doch in der argentinischen Provinz Feuerland wurden Zuchtfarmen nun verboten. Mit guten Gründen

Die Ozeane sind großenteils überfischt, manche Meeresbewohner durch rücksichtslose Fangmethoden stark dezimiert. Doch die vermeintlich nachhaltige Alternative zum Wildfang, die Fischzucht an der Küste, entpuppt sich immer öfter als Umwelt- und Tierschutzdebakel – und als Nachteil für die lokale Fischerei und den Tourismus. Nun hat die argentinische Provinz Feuerland die industrielle Lachszucht in seinen Gewässern per Gesetz verboten.

Ein Bündnis aus Umweltschützern, Vertretern lokaler Fischerfamilien und der Tourismusbranche  hatte sich jahrelang für das Verbot eingesetzt. Nun wurde es vom Provinzparlament einstimmig verabschiedet. Konkret geht es um den Beagle-Kanal, eine 240 Kilometer lange natürliche Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik.

Massive Belastung für das Ökosystem Meer

Die Expansion norwegisch-chilenischer Unternehmen in den Beagle-Kanal hätte – so die Zucht-Gegner – gravierende Schäden nach sich gezogen: So besteht die Nahrung der Zuchtlachse zum Teil aus Wildfisch, der seinerseits knapp wird. Zwar werden heute rund 80 Prozent des Futters aus Sojabohnen hergestellt. Doch die stammen zu einem großen Teil von Plantagen, für die Regenwald gerodet wurde.

Zudem haben in der Enge der Netze Parasiten und Krankheiten leichtes Spiel; Antibiotika werden oft schon präventiv eingesetzt. Futterreste, Kot und tote Tiere sinken zu Boden, wo sich mit der Zeit ein lebensfeindlicher, bakterieller Schlamm absetzt. Bislang, so die Aktivisten, habe sich noch kein degradierter Meeresboden von den Folgen der marinen Massentierhaltung erholen können.

Den Schaden hätten auch die traditionellen Fischer, die vom Fang von Riesen- und Königskrabben leben. Denn diese Bodenbewohner brauchen sauerstoffreiches, klares Wasser zum Leben.

Auch der Tourismus hätte unter den Farmen erheblich gelitten

Eine eigens in Auftrag gegebene Studie hat den Gegnern der Lachszucht zufolge gezeigt, dass auch der Tourismus erheblich unter den Offshore-Zuchtfarmen leiden würde. Denn Touristen wollen Ursprünglichkeit und sauberes Wasser, und im Fremdenverkehrssektor wird in der Provinz der meiste Umsatz gemacht. Allein in der Hauptstadt Ushuaia ist die Hälfte aller Familien vom Tourismus abhängig.

Applaus kommt auch aus dem benachbarten Chile. Auf der gegenüberliegenden Seite des Beagle-Kanals wurde vor allem auf Druck der indigenen Gemeinschaft der Yagán schon installierte Becken wieder abgebaut. Und 130 weitere verhindert. Zum Verbot der Lachszucht in Feuerland sagt David Alday, der Vertreter der Yagán-Gemeinschaft in Chile gegenüber der taz: „Alle sollen wissen, dass am Ende der Welt ein Zeichen gegen eine so zerstörerische Industrie wie die Lachszucht gesetzt wurde.“

Das Verbot markiert eine Wende in der argentinischen Fischereipolitik. Erst 2018 hatten die Zentralregierung und die Regierung Feuerlands eine Expansion der Lachszucht-Unternehmen in den Beagle-Kanal möglich gemacht.

Mit dem Verbot hat Feuerland nun nicht nur die industrielle Fischzucht im Beagle-Kanal abgewendet – sondern wohl auch in ganz Argentinien. Denn außer an den nördlichen Küsten der 240 Kilometer langen natürlichen Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik hat das südamerikanische Land kaum Küstengewässer, die für die Fischzucht geeignet wären. Anders als Chile: In dem Nachbarland werden jährlich rund 900.000 Tonnen Zuchtlachs produziert – vor allem für den Export.

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