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von GEO EPOCHE

Königsgräber von Ur Jäger des verlorenen Schatzes: Wie Leonard Woolley den Fund seines Lebens machte

Charles Leonard Woolley gräbt eine Figur aus
Der Brite Leonard Woolley kommt 1922 in den Irak und legt in jahrelanger Arbeit die Artefakte der Sumerer frei – hier eine Statue, die als Opfergabe diente
© Science Source / New York Public Library / mauritius images
Die Stadt Ur blüht um 2600 v. Chr. am Ufer des Euphrat. Nach ihrem Untergang liegen die Mauern der Metropole lange Zeit im Wüstensand verborgen, wie auch die Gräber und Geheimnisse ihrer Könige. Fast 4500 Jahre später reist ein britischer Archäologe in den Irak – und macht den Fund seines Lebens

Entbehrungsreich und karg ist das Leben in der Unterwelt. Auf den Feldern wächst kein Korn, die Schafe geben keine Wolle, Flüsse liegen ausgetrocknet.

Wer seinem Stand gemäß im Jenseits residieren will, darf sich daher nicht mit leeren Händen auf den Weg machen. Er benötigt Speise und Trank für die ­lange Reise. Könige brauchen Kleider, ­Möbel, Schmuck, um Hof zu halten. Die Götter des Totenreichs erwarten Geschenke und Opfergaben von den Neuankömmlingen, Dämonen und Tor­wächter kleine Aufmerksamkeiten für ihr Wohlwollen. Und so tragen denn Diener Kostbarkeit um Kostbarkeit in die Grabkammern ihrer verstorbenen Herrin: Puabi, der Königin von Ur.

Schalen aus purem Gold sollen die sumerische Herrscherin auf ihrer Reise ins Jenseits begleiten, Schüsseln aus schwarzem Obsidian und grünem Kalzit, Krüge aus Straußeneiern, silberne Gießgefäße, eine Schnabeltasse aus Lapislazuli; Behälter aller Art, die wohl mit Fleisch und Fisch beladen, mit dickflüssigem Bier gefüllt sind. Dazu ein Trinkhalm aus Gold und Lapislazuli, Amulette, ein Schmink­döschen aus Muschelhälften.

Und es sind nicht nur Gegenstände, die Puabi mitnimmt in die Unterwelt. Nachdem die Gruft mit ihrem Leichnam – die am Boden eines tiefen Schachtes liegt – mittels Steinen und Lehmziegeln verschlossen worden ist, schreitet vermutlich eine Prozession von Höflingen die Rampe hinab in die Grube. Bewaffnete Wachen und Dienerinnen, dann Musi­kerinnen mit Harfen, Zimbeln, Rasseln. Wagenlenker dirigieren einen Schlitten mit zwei Ochsen als Zuggespann den steilen Weg hinunter.

Mehr als 20 Frauen und Männer finden sich schließlich am Grund des Schachtes ein, bei dieser Begräbnis­zeremonie irgendwann in der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. Die Soldaten nehmen ihre Position am Zugang zur ­Rampe ein, die Musikerinnen in zwei Reihen am hinteren Ende der Grube. Und dann – vielleicht zum lieblichen Klang der Instrumente – trinkt jeder der Anwesenden aus einem Becher Gift.

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