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Frühzeit-Drama Flucht in die Alpen: Eine Rekonstruktion Ötzis letzter Tage

Ötzi mit Fellmütze und Umhang im Schneetreiben
Das Käppi zeigte die besondere Stellung, die der Mann wohl einst innehatte, denn es ist aus dem Fell eines Bären gefertigt – eines besonders großen, wehrhaften Tieres. Vermutlich war der fast 50-Jährige in früherer Zeit ein Clanchef. Doch den Rang hatte er mittlerweile verloren – und musste nun sogar um sein Leben bangen
© Samson J. Goetze für GEO Epoche
An einem Frühsommertag vor 5300 Jahren machte sich ein Mann auf, einen Alpenpass zu überqueren. Den beschwerlichen Weg nahm er nicht freiwillig auf sich. In seinem Dorf wurde er bedroht. Doch seine Feinde folgten ihm in die Berge. Eine Rekonstruktion von Ötzis letzten Tagen

Das Felsplateau in 3200 Meter Höhe, knapp unterhalb der hoch aufragenden Fineilspitze in den Ötztaler Alpen, ist eigentlich kein Ort zum Verweilen. Überall schrundige, dunkle Bergrücken, schneebedeckte Gesteinsplatten und Geröll, über die noch jetzt, im Frühsommer, eisige Winde hinwegwehen. Zwischen den Steinen spärlicher Bewuchs aus Flechten und Moosen. Weiter oben sträubt sich die Welt ganz und gar gegen das Leben.

Doch wohl genau deshalb will der Mann, der an einem Tag im Mai oder Juni vor etwa 5300 Jahren im Hochgebirge unterwegs ist, hier rasten. Niemand, so glaubt der Wanderer, den die Welt einmal den "Gletschermann" nennen wird, wird ihn wohl an diesem kargen, entlegenen Ort vermuten.

Seit Tagen, vielleicht einer knappen Woche schon, ist er in den südlichen Alpen unterwegs, Tausende Höhenmeter hinauf und dann wieder hinab. Nun lässt ihn der erneute rasche Aufstieg aus dem Schnalstal noch immer um Atem ringen.

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