Das Felsplateau in 3200 Meter Höhe, knapp unterhalb der hoch aufragenden Fineilspitze in den Ötztaler Alpen, ist eigentlich kein Ort zum Verweilen. Überall schrundige, dunkle Bergrücken, schneebedeckte Gesteinsplatten und Geröll, über die noch jetzt, im Frühsommer, eisige Winde hinwegwehen. Zwischen den Steinen spärlicher Bewuchs aus Flechten und Moosen. Weiter oben sträubt sich die Welt ganz und gar gegen das Leben.
Doch wohl genau deshalb will der Mann, der an einem Tag im Mai oder Juni vor etwa 5300 Jahren im Hochgebirge unterwegs ist, hier rasten. Niemand, so glaubt der Wanderer, den die Welt einmal den "Gletschermann" nennen wird, wird ihn wohl an diesem kargen, entlegenen Ort vermuten.
Seit Tagen, vielleicht einer knappen Woche schon, ist er in den südlichen Alpen unterwegs, Tausende Höhenmeter hinauf und dann wieder hinab. Nun lässt ihn der erneute rasche Aufstieg aus dem Schnalstal noch immer um Atem ringen.