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Antikythera Indiana Jones: Was wirklich hinter dem "Rad des Schicksals" steckt

Verwitterte Bruchstücke und Kleinteile einer Mechanik.
Puzzleteile: Bislang wurden 82 Fragmente des Antikythera-Mechanismus geborgen
© Antikythera-Mechanismus Forschungsprojekt
Der neue Indiana-Jones-Film läuft in den Kinos. Das Vorbild für das "Rad des Schicksals" liefert der Mechanismus von Antikythera. Es ist ein mehr als 2000 Jahre alter Computer, der Himmelsereignisse präzise berechnet. Je besser Forschende ihn verstehen, desto genialer erscheint seine Funktionsweise
Von Ulf Schönert

Als der Schwammtaucher Elias Stadiatis im Frühjahr des Jahres 1900 vor der griechischen Insel Antikythera auf ein Wrack stieß, wusste er sofort, dass er einen gewaltigen Schatz entdeckt hatte. In großen Mengen lagen Statuen, Amphoren, Gläser, Keramik und Schmuck auf dem Meeresgrund herum. Sie stammten offenbar von einem großen Schiff, das in der Antike mit voller Ladung untergegangen war. Umgehend alarmierten Stadiatis und sein Taucherteam das Archäologische Nationalmuseum in Athen. Sie erhielten den Auftrag, die Objekte vom Meeresgrund zu bergen.

Und das taten sie: In kräftezehrenden Tauchgängen holten sie alles nach oben, was sie finden konnten – darunter eine unscheinbare Holzkiste, in ihr ein korrodierter Metallblock von der Größe eines Schuhkartons. Da niemand wusste, wozu dieses Objekt gut gewesen sein mochte, verschwand es zunächst unbeachtet in einer Kiste im Innenhof des Museums.

Erst nachdem die Archäologen die Kostbarkeiten des Schiffs, die Statuen, die Büsten und den Schmuck, ausführlich untersucht hatten, befassten sie sich mit dem rätselhaften Stück. Aufgrund der wenigen erhaltenen Inschriften – unter anderem entzifferten sie den Namen des Frühlingsmonats "Pachon" – vermuteten sie, dass es sich um eine Art Sternenkalender handelte. Ausprobieren konnte man den Fund nicht mehr, dafür war er zu stark beschädigt. Er verschwand erneut im Schrank.

Zahnräder aus Bronzeblech

Erst 50 Jahre später wurde der Antikythera-Mechanismus schlagartig weltberühmt. Der britische Forscher Derek de Solla Price hatte ihn, auch mithilfe von Röntgenstrahlen, erstmals eingehend untersucht. Und erkannt, dass es sich um die Überreste eines feinmechanischen Geräts handelte, das so kompliziert war, dass es die alten Griechen nach damaligem Wissensstand eigentlich nicht hätten bauen können. Price drückte es so aus: "Es war, als hätte man in Tutanchamuns Grab einen Düsenjet gefunden."

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