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Norwegen Warum Tromsö die perfekte Destination für einen Städtetrip im Winter ist

Tromsö
Auf einer Landzunge zwischen Meer und schneebestäubten Bergen liegt Tromsö mehrere Hundert Kilometer nördlich des Polarkreises
© Moment Open/Getty Images
Nordlicht bewundern, Wale beobachten und samische Rentierskirennen bestaunen: Winter in Europas nördlichster Universitätsstadt Tromsö

Tromsø leuchtet. Energie kostet im gas- und ölreichen Norwegen fast nichts, alle paar Meter strahlen Laternen gegen die Dauerdüsternis an. Bei 69° 39' nördlicher Breite, 350 Kilometer jenseits des Polarkreises und gerade noch 2000 Kilometern bis zum Nordpol, lässt sich die Sonne in der Polarnacht von Mitte November bis Mitte Januar nicht blicken. Die Tromsøer verfallen aber nicht in Winterdepression. Die Innenstadt mit ihrem Gemisch aus heimeligen Holzhäusern und moderner Glasarchitektur ist ein Ort der Zusammenkunft für die gut 75 000 Einwohner, die sich über die Inseln eines Stadtgebiets so groß wie das Saarland verteilen. Die Shops, Bistros und Restaurants in und um die Storgata sind in der frühen Dämmerung gegen 16 Uhr gut besucht. Dafür sorgen auch die Schiffe von Hurtigruten, die am Kai unter dem 420 Meter hohen Hausberg Storsteinen liegen.

Zudem beleben Studenten die nördlichste Universitätsstadt der Welt, deren Polarmuseum über ihre Rolle als Tor zur Arktis informiert. Roald Amundsen und Fritjof Nansen sind hier zu ihren Expeditionen aufgebrochen. (www.uit.no/tmu/polarmuseet). Schon am Flughafen hebt die Stadtwerbung das vivid nightlife hervor – für das Nachtleben ist ja hier auch viel Zeit. Ich allerdings bin nicht wegen der Kneipen hier, sondern wegen des Nordlichts, der Wale und der Rentiere.

Aurora Borealis, Norwegen
Auf dem Kameradisplay öfter besser zu erkennen, als mit dem bloßen Auge: die Polarlichter
© antony spencer/Vetta/Getty Images

Tromsö ist Hotspot für Nordlicht-Jäger

Für Geir Ytterstad käme ein Leben weiter südlich nicht inFrage. Auf die üppige Beleuchtung der Stadt könnte er allerdings gut verzichten. Sie stört ihn bei der Jagd auf die Grüne Lady. So nennt er das Nordlicht. Geir kutschiert mich und eine Gruppe von Lichttouristen im Kleinbus eine Stunde aus der Stadt heraus, damit wir dem entkommen, was er Lichtverschmutzung nennt. Es ist sechs Minusgrade kalt. Ein heller Drittelmond hängt am klaren, tintenschwarzblauen Himmel. Von Nordlicht ist noch nichts zu sehen. Geir aber ist guter Dinge. »Doch, doch«, sagt er, »die Bedingungen sind günstig. Es ist jede Menge Energie heruntergekommen.« Nun muss er erklären, wie das funktioniert. Ich merke mir nur, dass Aurora borealis zustande kommt, wenn die Sonne elektrisch geladenes Plasma emittiert. Wegen der Nähe zum magnetischen Nordpol liegt Tromsø günstig für den Effekt. Fadenscheinige Nebelstreifen ziehen über der nahen Bergkette. Unsere Jagdgesellschaft baut dennoch Kamerastative auf und richtet Objektivrohre gen Himmel. Auf den Mattscheiben der Kameras sind die Nebelstreifen schön zu sehen. Sie leuchten grün.

Geir erklärt: »Die Digitalkamera sieht bei Dunkelheit Farben besser als das menschliche Auge.« In der nächsten halben Stunde blicke ich mit anderen Augen zum Firmament. Aus dem Nebelhauch über den Bergen werden breite Schleier, die über den gesamten Himmel ziehen. Wir pirschen zu entlegenen Buchten vor. Die Kameras machen das großartige Spektakel sichtbar, dass sich in der ruhigen See spiegelt: flammend grüne Bänder und Vorhänge, Lichtschlangen, Strahlen, Bögen, transparente Schraffuren, verwischtes Geleuchte … Nach drei Stunden habe ich Eisfüße und einen verspannten Hals vom Himmelwärtsstarren. Nun, da ich weiß, was da zu sehen ist, obwohl ich nichts sehe, schaue ich trotzdem hin. »Das Mondlicht«, sagt Geir, »ist der Lady ein wenig in die Quere gekommen. An perfekten Tagen, kannst du sie aber mit bloßem Auge sehen« (www.auroraphotoguide.com).

Buckelwal
Die Wale besuchen die Fjorde rund um Tromsö in den Monaten zwischen November und Januar
© Media Drum World / Alamy Stock Photo

Meeresriesen am Tag beobachten

Wenn sich auf der Walsafari nicht einmal die Spitze einer Walfinne zeigt, kann auch keine Digitalkamera daran etwas ändern. Macht aber nichts. An der Küste vor Tromsø ist der Star die Landschaft. Tief in den Meeresgrund geschnittene Wasserrinnen treffen sich und formen aus Fjorden und Sunden ein spektakuläres Insel-Labyrinth. Im schwefeligen Frühlicht ragen schartige Berggebisse aus der See. Wir fahren dicht unter schroffen Felswänden dahin, die der Wind von Eis und Schnee freigeschrubbt hat. Eine zaghafte Sonne lässt die Spitzen der Bergzähne glühen. Als auch noch Seeadler über die Gipfel schweben, muss ein Urlauber aus Hongkong Schwerstarbeit am Handystick leisten, um alles einzufangen. Wenn es schon mit den Walen nichts wird, will der Skipper wenigstens mit Kabeljau dienen und macht die Leine klar. In der Tiefe müssen die Fische wohl Schlange stehen: Binnen fünf Minuten zieht der Mann zwei kapitale Exemplare an Bord, die schöne Erinnerungen an das Seafoodrestaurant gestern Abend wecken: an das Entrée von Rogen und Kabeljauzunge. Der Skipper aber wirft den Fang wieder ins Meer. (www.explorethearctic.no).

Rentierrennen
Was lustig aussieht, wird in Tromsö durchaus ernst genommen: das alljährliche Rentier-Skirennen
© Rowan Romeyn / Alamy Stock Photo

Die Festwoche der Samen erleben

Die vergangene Nacht hat die StorGata gründlich verändert. Auf der Fahrbahn liegen 20 Zentimeter Schnee, obwohl nicht eine Flocke gefallen ist. Wo sonst Shopper flanieren, äsen Rentiere hingeschüttete Flechten. Durch die Eiseskälte wehen Trommelschläge und getragener Gesang: der Joik der indigenen Einwohner des Nordens. Die jährliche Festwoche der Samen geht dem Ende zu. Auf dem Wintermarkt gibt es Derbwollenes und
Geschnitztes. Im großen Spitzzelt, dem lavvo, simmert überm Feuer bidos, ein Rentiergulasch. Potenzielle Lieferanten der Fleischeinlage finden gerade alternative Verwendung: In Tromsø wird die Landesmeisterschaft im Rentier-Skirennen ausgetragen. Dafür haben Lkw reichlich Schnee herangekarrt. Über exakt 201 Meter werden je zwei Gespanne im K.-o.-System gegeneinander starten, vorne das Tier, dahinter ein Mensch auf Skiern. Die Rentiere sind über zwei Zügel nur mäßig zu kontrollieren und rasen im Schlingerkurs über die Piste. Vorsichtshalber hat man ihnen die Geweihe gekürzt, dafür tragen die Rennläufer Integralhelme. Mein Favorit scheidet leider im Halbfinale aus. Bad Boy hatte mich im Sponsoren-Rennen – Sparkassenchef gegen Großhotelier – überzeugt, rebellierte aber im Hauptlauf gegen den Vertreter der Finanzindustrie, warf ihn in den Schnee und galoppierte befreit ins Ziel (www.visittromso.no).

Bardus Bistro, Tromsø
Meeresfrüchte dominieren die arktische Küche, die es in Tromsö an jeder Ecke zu geneießen gibt. Besonders gut gelingt sie im Bardus (Bild)
© PR

Die besten Adressen zum Essen und Übernachten

Günstig, schlicht und sauber ist das Smarthotel (Vestregata 6, www.smarthotel.no, DZ/F ab ca. 110 €). In der Grönnegata liegen zwei Thon-Hotels – Polar und Tromsø, mit coolem nordischem Design und überzeugendem Frühstücksbuffet (www.thonhotels.com; DZ/F ab ca. 100 € bzw. 130 €). Schöne Bistro-Atmosphäre in einem historischen Holzhaus: Das Bardhus serviert unter anderem eine köstliche Fischsuppe (Cora Sandels Gate 4, www.bardus.no). Vom Kabeljau kommt im besten Fischrestaurant der Stadt, dem Skarven, sogar die schmackhafte Zunge auf den Teller, wenngleich nur als Vorspeise (Strandtorget 1, www.skarven.no). Die Auswahl an Pubs und Bars ist erstaunlich, in etlichen geben sich Studenten ziemlich enthemmt dem Hardrock hin, etwa im Rorbua Pub (Samuel Arnesens Gate, www.rorbuapub.no).

Was es in Norwegen sonst noch zu erleben gibt, verrät das Video:

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