Der KGB war völlig anders aufgebaut als westliche Geheimdienste. Denn er arbeitete auch gegen die eigene Bevölkerung: Er sollte die Menschen mit aller Härte auf jenem ideologischen Kurs halten, den die KPdSU vorgab. Zu diesem Zweck entstanden schon die Vorläuferorganisationen des KGB, die ab 1917 tatsächliche und vermeintliche Gegner der Bolschewiki verfolgten. Unter dem Sowjetdiktator Stalin führten sie brutal dessen "Säuberungen" aus, bauten Konzentrationslager auf. Schon früh kamen Aufgaben im Ausland hinzu: Agenten warben Spione im Westen an und sorgten während des Zweiten Weltkriegs für einen dichten Strom an geheimen Nachrichten.
1954, nach Stalins Tod, schufen die Staatsführer für Geheimdienstaufgaben eine neue Institution, das "Komitee für Staatssicherheit"(russisch abgekürzt: KGB). Es war ein gewaltiges Gebilde von später bis zu 700.000 Mitarbeitern. Die innere Struktur, über die Jahre immer wieder verändert, offenbarte das enorme Spektrum der Aufgaben. Die "Zweite Hauptverwaltung" etwa fahndete nach verdächtigen Personen im Inneren, die "Fünfte HV" kontrollierte die politische Loyalität der Bürger und bekämpfte Abweichler und Dissidenten, die "Dritte HV" war für die Überwachung der sowjetischen Streitkräfte zuständig. Weitere Abteilungen kümmerten sich um die Sicherung der Landesgrenzen und den Personenschutz von Polit-Funktionären. Die "Erste HV" schließlich übernahm die Funktion des Auslandsgeheimdienstes.
Der KGB konnte bis zu 152 Geheimcodes von 72 westlichen Ländern mitlesen
Der erklärte äußere Hauptfeind des KGB war der Westen. Um Informationen zu beschaffen, ließen die Verantwortlichen Spitzel in linken Regierungsparteien in Italien und Frankreich rekrutieren, nutzten Agenten, die als Diplomaten, Journalisten, Forscher oder Studierende getarnt waren, planten sogar, Spitzenpolitiker wie Willy Brandt als Informanten zu gewinnen.
Zwischenzeitlich waren KGB-Experten in der Lage, 152 Geheimcodes von 72 westlichen Ländern mitzulesen. Besonders wichtig war die Technikspionage. Zu Beginn der 1980er Jahre beruhten schätzungsweise 70 Prozent aller Waffensysteme im Warschauer Pakt auf westlichem Wissen. Zudem lancierten Agenten Falschinformationen, um andere Staaten zu diskreditieren und zu destabilisieren, etwa über den HI-Virus als angebliche biologische Waffe der USA. In Afrika und Lateinamerika unterstützte der KGB Aufstandsbewegungen mit Waffen und Know-how, so in Angola und Nicaragua, um den sowjetischen Einfluss zu vergrößern.
Eine Mini-Pistole als Lippenstift getarnt
Ein wichtiges Machtinstrument war der Geheimdienst auch im Ostblock: Über seine Agenten kontrollierte Moskau die Regime seiner kommunistischen Satellitenstaaten, half ihnen zugleich, jede Opposition zu unterdrücken.
Die Aktionen des KGB waren oft erbarmungslos: 1978 waren Agenten wahrscheinlich daran beteiligt, als der bulgarische Dissident Georgi Markow in London vergiftet wurde; im Jahr darauf töteten KGB-Einheiten den afghanischen Präsidenten Hafizullah Amin. Techniker des Dienstes entwickelten Spezialwaffen wie etwa eine als Lippenstift getarnte Mini-Pistole. Als die KP-Führung das Land ab 1986 reformieren wollte, war es der KGB, der sich dagegen aufbäumte. Führende Mitarbeiter waren 1991 an einem Staatsstreich beteiligt. Der Coup misslang, der KGB wurde aufgelöst.
Und doch bleibt er in vielem Vorbild: für SWR und FSB, Russlands neue Geheimdienste.