Berlin, 22. April 1956, 0.50 Uhr. Unter dem Dach eines schmucklosen Lagerhauses am Schönbergweg im US-Sektor der Stadt verbirgt sich ein CIA-Agent. Mit einem Nachtsichtfernglas beobachtet er die Umgebung, einen kahlen Streifen Land, der hier im Süden Berlins die Grenze bildet zwischen dem amerikanischen und dem sowjetischen Sektor. Draußen sind empfindliche Mikrofone versteckt, die selbst leise Gespräche eventuell patrouillierender Soldaten und ostdeutscher Grenzpolizisten auffangen könnten. Doch jetzt ist alles ruhig.
Der Agent kann von seinem Posten aus über die kaum 100 Meter entfernte Grenze in den sowjetischen Sektor blicken. Zu seiner Rechten ist der alte Rudower Friedhof zu erkennen, nun in Ostberlin, daneben ein Feld. Dahinter, bereits fast 400 Meter tief im Osten, eine von Bäumen beschattete Straße: die Schönefelder Chaussee.
Eine ganz gewöhnliche Straße – doch für die CIA verbirgt sie den Gral der Spionage. Denn 70 Zentimeter unter ihr verlaufen drei fast armdicke Stränge Hunderter Telefonleitungen: Fernsprechverbindungen, über die sowjetische Generäle, Geheimagenten sowie gewöhnliche Soldaten mit ihren Vorgesetzten und mit hohen Funktionären der DDR sprechen, Minute für Minute, Stunde um Stunde, Tag um Tag. Und: Die CIA hört mit.