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Natur und Gesundheit Wer Vögeln lauscht, ist weniger ängstlich

Das Rotkehlchen gehört zu den Gartenvögeln, die auch im Winter ihre Stimme hören lassen
Das Rotkehlchen gehört zu den Gartenvögeln, die auch im Winter ihre Stimme hören lassen
© mauritius images / Craigbirdphotos / Alamy / Alamy Stock Photos
In der Natur zu sein, ist gesund – auch wegen der Vogelstimmen. Deren positiven Einfluss auf unsere mentale Gesundheit weisen Forschende in einer neuen Studie nach

Wer dem Gezwitscher von Vögeln lauscht, tut sich etwas Gutes. Denn Vogelgesang kann Ängstlichkeit und irrationale Gedanken mildern. Das berichten Forschende des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf im Fachjournal Nature Scientific Reports.

Für seine Untersuchung ließ das Forschungsteam knapp 300 Proband*innen Verkehrsgeräuschen oder Vogelgezwitscher lauschen: Sechs Minuten lang hörten die Freiwilligen jeweils wenige oder mehrere verschiedene Verkehrsgeräusche beziehungsweise Vogelspezies. Im Anschluss füllten sie Fragebögen zur mentalen Gesundheit aus und lösten Kognitionsaufgaben.

Die Auswertung zeigte: Das Hören von Vogelstimmen kann sowohl Ängstlichkeit als auch Paranoia bei gesunden Menschen verringern. "Jeder Mensch trägt bestimmte psychische Dispositionen in sich", sagt Erstautor Emil Stobbe, Doktorand in der Lise-Meitner-Gruppe Umweltneurowissenschaften am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. "Auch Gesunde können beispielsweise Angstgedanken oder zeitweise paranoide Wahrnehmungen haben."

War der positive Einfluss von Vogelstimmen auf die Stimmung schon bekannt, zeigt die Studie erstmals auch einen mildernden Einfluss auf paranoide Zustände. Ob es sich um zwei Stimmen oder ein ganzes Vogelstimmen-Konzert handelte, war dabei nicht von Belang.

Vogelstimmen erzeugen Bild einer intakten Natur

Eine mögliche Erklärung ist den Forschenden zufolge, dass die Stimmen der Vögel die Vorstellung einer intakten Natur hervorrufen. Frühere Studien haben gezeigt, dass die Aufmerksamkeit so von psychischen Belastungen abgelenkt wird, ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit kann sich einstellen.

Wenig überraschend, waren die Reaktionen auf Verkehrslärm eher negativ. Vor allem, wenn den Probandinnen und Probanden mehrere sich überlagernde Geräusche aus dem Verkehr vorgespielt wurden, verstärkte das depressive Zustände. Auf kognitive Leistungen hingegen hatten weder der Verkehrslärm noch der Vogelgesang einen eindeutigen Einfluss.

Mögliche Bedeutung für die Gesundheitsprävention

"Vogelgesang könnte also zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden", sagt Stobbe. Denkbar sei etwa auch ein Einsatz auf psychiatrischen Stationen. Schon das Anhören einer CD mit Naturgeräuschen und Vogelstimmen sei eine einfache, leicht zugängliche Intervention. Noch effektvoller allerdings dürfte ein Gang in die Natur sein, wo man die gesundheitsförderlichen Geräusche live erleben kann.

Übrigens: Nicht nur im Frühjahr, auch im Herbst und sogar im Winter lassen heimische Vögel ihre Stimmen hören – vor allem Rotkehlchen und Zaunkönig. Wer bei einem Spaziergang genau hinhört, kann aber auch Kohl- und Sumpfmeise, Kleiber, Gartenbaumläufer, Wintergoldhähnchen und vielen anderen lauschen.

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