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Knochengesundheit Verblüffender Zusammenhang entdeckt: Bäume mindern das Risiko für Osteoporose

Mann auf Fahrrad im Park
Parkanlagen motivieren zu Bewegung – und sie spenden saubere Luft. Beides könnte im Zusammenhang damit stehen, dass Grünflächen das Osteoporose-Risiko senken
© Uwe Umstätter / Westend61 / mauritius images
Erstmals haben Forschende herausgefunden: Menschen, die in einer grünen Umgebung wohnen, haben im Schnitt eine höhere Knochendichte und sind weniger in Gefahr, Osteoporose zu entwickeln. Doch was haben Bäume mit unserem Skelett zu tun? 

Es liegt in der Natur des Alterns: Mit den Jahren verliert unser Skelett zunehmend an Regenerationsfähigkeit. Schon ab unserem 40. Lebensjahr büßen wir mehr und mehr an Knochensubstanz ein, das Skelett nimmt an Dichte ab – und ist damit anfälliger für Brüche. Doch bei manchen Menschen überschreitet dieser altersbedingte Knochenabbau das Normalmaß. Sie leiden unter Osteoporose. Allein hierzulande sind rund sechs Millionen Frauen und Männer betroffen. 

Ist der Knochenschwund bereits vorangeschritten, kann selbst ein eigentlich harmloser Patzer schwerwiegende Folgen haben. Mitunter brechen Gelenke, wenn sich Betroffene an einem harten Gegenstand stoßen. Die Folge: Viele Osteoporose-Patient*innen leiden unter Dauerschmerzen, kämpfen auch mit Wirbelfrakturen und Rückenleiden. 

Noch weiß man nicht genau, weshalb der eine Osteoporose entwickelt, die andere nicht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit übt die jeweilige genetische Veranlagung einen Einfluss auf die Entwicklung der Erkrankung aus. Und auch, wie gesund oder ungesund man sein Leben führt. So steigert etwa Rauchen oder Alkohol das Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Ebenso ein Mangel an Vitamin D. 

Umgekehrt hilft regelmäßiger Sport dabei, die Knochen stark und belastbar zu halten. Ob Spazieren, Schwimmen oder Tanzen: Bewegen wir uns, biegt sich unser Skelett, wird gestreckt und gestaucht. Als Reaktion festigt unser Körper die Knochen. 

Nun haben Forschende einen weiteren Faktor entdeckt, der offenbar das Risiko für Osteoporose senkt: die Nähe zu Bäumen, zu Parkanlagen und anderen Grünflächen.

Die Forschenden analysierten die Daten von knapp 400 000 Teilnehmenden

Aufmerksam auf diesen Zusammenhang wurden chinesische Wissenschaftler, als sie Daten von knapp 400 000 Personen in einem Alter von durchschnittlich 56 Jahren analysierten, rund 53 Prozent davon waren Frauen. Die umfangreichen Informationen stammten aus der „UK Biobank“, einer biomedizinischen Datenbank, die anonymisierte Angaben zu Genetik, Lebensstil und Gesundheit von mehreren Hunderttausend britischer Teilnehmenden bereithält. 

Bei allen untersuchten Personen lagen Informationen über ihre Knochendichte vor sowie Daten etwa über das jährliche Einkommen, den Bildungsstand, den Beschäftigungsstatus, die Wohngegend, körperliche Aktivität und Ernährung. Während des Beobachtungszeitraums von im Schnitt zwölf Jahren traten bei 9307 der untersuchten Personen neue Fälle von Osteoporose auf. Es stellte sich heraus: Die Betroffenen waren unter anderem eher älter, weiblich, Raucher, im Ruhestand und oft wirtschaftlich schwächer gestellt.

Und obendrein zeigte sich: Jene Teilnehmenden, die in Gegenden mit üppigem Grünflächenanteil wohnten – seien es Hausgärten, Parkanlagen oder kleinere Waldgebiete –, wiesen im Mittel eine höhere Knochendichte auf und waren weniger in Gefahr, den gefürchteten Knochenschwund zu entwickeln. 

Zunächst erscheint dieser Zusammenhang verblüffend. Wie können Bäume die Knochen stärken? Wie können grüne Blätter das Risiko für Osteoporose senken?

Einen Erklärungsansatz liefern die Autoren. Dort, wo viele Pflanzen gedeihen, ist die Luft sauberer und mithin gesünder, weniger belastet mit Stickoxiden und Feinstaub. Denn mit ihrem Laub wirken Bäume wie natürliche Luftfilter, die einen erheblichen Anteil an Schadstoffen aus der Atmosphäre ziehen.

Schadstoffe in der Luft können Entzündungen hervorrufen mit weitreichenden Folgen

Atmen wir dagegen über lange Zeit verschmutzte Luft ein, geraten – wie zahlreiche Studien belegen – unsere Körperzellen unter oxidativen Stress: In der Folge können Entzündungen auftreten und unsere Hormone aus der Balance geraten. Beides wiederum, so schreiben die Autoren der Studie, kann das Osteoporose-Risiko erhöhen.

Ein weiterer Effekt der Grünflächen mag darin beruhen, dass Anwohner eher motiviert sind, ein paar Schritte vor die Tür zu gehen, frische Luft unter Bäumen zu schnappen, körperlich aktiver zu bleiben und so die Knochen fit zu halten. 

Die Forschenden betonen, dass die Ergebnisse der Untersuchung die immense Bedeutung städtischer Begrünung unterstreichen – besonders im Hinblick auf effektive Präventionsmaßnahmen. Und ganz gleich, was genau nun hinter der heilsamen Wirkung der Bäume steht. Die Studie ist mindestens eines: ein weiterer Beweis dafür, wie gut uns die Natur tut. 

 

 

 

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