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Birkenzucker Zuckerersatzstoff Xylit kann das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen

Herzen aus Zucker
Nicht so harmlos, wie die Lebensmittelindustrie sie häufig bewirbt: Xylit und andere Zuckerersatzstoffe können Herzerkrankungen fördern
© Alberto J. Espiñeira Francés - Alesfra / Getty Images
Viele Menschen versuchen ihren Zuckerkonsum einzuschränken, ganz auf Süßes verzichten möchten sie trotzdem nicht. Zuckerersatzstoffe sind deshalb beliebt. Doch ausgerechnet diese kalorienarmen Alternativen verursachen möglicherweise große gesundheitliche Schäden. Xylit soll sogar das Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle erhöhen, warnen jetzt Forschende

Höhere Werte des Süßstoffs Xylit im Blut sind mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Herzerkrankungen und Schlaganfälle verbunden. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam um den Kardiologen Marco Witkowski, der am Deutschen Herzzentrum der Charité arbeitet, in Kooperation mit der Cleveland Clinic in Ohio, USA. Die Studie wurde im "European Heart Journal" veröffentlicht.

Xylit, auch bekannt als "Birkenzucker", wird als kalorienarmer Süßstoff bei der Herstellung verschiedener Lebensmittel und Getränke eingesetzt. Die Lebensmittelindustrie schätzt Xylit vor allem wegen seiner Fähigkeit, die Textur, Feuchtigkeit und Haltbarkeit von Produkten zu verbessern, ohne dabei den typischen Nachgeschmack anderer Süßstoffe zu hinterlassen.

Xylit: Natürlicher Süßstoff oder ein Gesundheitsrisiko?

Xylit wird häufig als "natürlicher Süßstoff" beworben, da es in geringen Mengen in Obst und Gemüse vorkommt und vom Körper produziert werden kann. Darüber hinaus soll Xylit eine karieshemmende Wirkung haben. Daher wird dieser Süßstoff nicht nur als kalorienarmer Zuckerersatz, sondern sogar als Mittel zur Kariesvorbeugung vermarktet. So findet Xylit Anwendung in Produkten wie Zahncremes, Lutschtabletten und Kaugummis.

Gesundheitsbehörden der USA und der Europäischen Union stufen künstliche Süßstoffe wie Xylit allgemein als "Generally Recognized as Safe" (deutsch "generell als sicher anerkannt") ein. Mehrere Leitlinienorganisationen empfehlen den Einsatz dieser Süßstoffe ausdrücklich für Menschen, die an Übergewicht, Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden.

Risiko für karidale Ereignisse um 57 Prozent erhöht

Doch ebendiese Empfehlungen werden nun infrage gestellt: Die neue Studie vom Deutschen Herzzentrum der Charité und der Cleveland Clinic in Ohio hat ergeben, dass höhere Mengen des Süßstoffs Xylit im Blut das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und für Schlaganfälle erhöht. Im Rahmen der Studie untersuchte ein Team um den Kardiologen Dr. med. Marco Witkowski zunächst Blutproben von insgesamt mehr als 3300 Herz-Kreislauf-Patientinnen und -Patienten. Diese wurden daraufhin über drei Jahre beobachtet. In diesem Zeitraum kam es bei denjenigen, die hohe Xylit-Konzentrationen im Blut aufwiesen, signifikant häufiger zu Schlaganfällen, sogenannten kardialen Ereignissen wie einem Herzinfarkt oder sogar zum Todesfall.

In weiteren Laborversuchen und Tests mit gesunden Studienteilnehmern konnten die Forschenden nachweisen, dass Xylit die Reaktivität von Blutplättchen erhöht. Dies fördert die Bildung von Blutgerinnseln und infolgedessen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Konkret erhöhte sich das Risiko für schwerwiegende kardiale Ereignisse bei erhöhten Xylit-Werten im Blut um 57 Prozent. In Summe verdeutlichen die neuen Ergebnisse die möglichen Risiken der Gruppe der Zuckeralkohole, zu denen unter anderem auch die Zuckerersatzstoffe Xylit und Erythrit gehören. 

Konsum überdenken

"Unsere Forschung weist auf mögliche Risiken von Xylit hin und zeigt, dass Süßstoffe nicht unbedingt die harmlose Zuckeralternative sind, für die sie oft gehalten werden. Besonders bei Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Risiken könnte der Konsum von Xylit zusätzliche Gesundheitsgefahren bergen", betont Marco Witkowski. "Es ist wichtig, dass Verbraucher sich dieser Risiken bewusst sind und ihren Konsum dieser Süßstoffe überdenken. Bei Unsicherheiten sollten sie sich an ihren Arzt oder Ernährungsberater wenden."

Angesichts der weit verbreiteten Verwendung von Xylit in Lebensmitteln, aber auch in Zahnpflegeprodukten, halten es die Autorinnen und Autoren der aktuellen Studie für wichtig, die potenziellen Gesundheitsrisiken weiter zu untersuchen und gegebenenfalls die Ernährungsempfehlungen anzupassen.

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