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Leichter abnehmen Neuer Wirkstoff gaukelt dem Körper vor, er würde Sport treiben

Lässt sich das Joggen womöglich irgendwann durch eine Pille ersetzen?
Lässt sich das Joggen womöglich irgendwann durch eine Pille ersetzen?
© PantherMedia / picture alliance
Weniger Gewicht und mehr Ausdauer, allein durch eine Pille? Forscher der University of Florida haben ein solches Präparat an Mäusen getestet. Versuche mit Menschen sind geplant

Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein, hat aber einen seriösen wissenschaftlichen Hintergrund. Ein neuer Wirkstoff mit der Bezeichnung SLU-PP-332 bringt fettleibige Mäuse dazu, Gewicht zu verlieren: indem es den Stoffwechsel der Nager ankurbelt und deren Muskeln davon überzeugt, dass sie sich mehr bewegen, als es tatsächlich der Fall ist. 

Entwickelt und getestet wurde das Präparat von einem Team um Thomas Burris, Professor für Pharmazie an der University of Florida. Der Wirkstoff befindet sich noch im Anfangsstadium der Entwicklung, könnte aber künftig auch an Menschen getestet werden. Perspektivisch ließen sich damit womöglich Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und altersbedingter Muskelschwund behandeln. 

Aktivierendes Signal an die Muskeln

Das Medikament gehört zu einer Klasse, die als "Bewegungsmimetika" bezeichnet werden. Solche Substanzen simulieren die Wirkung von Bewegung. "Der Wirkstoff signalisiert den Muskeln, dass sie die gleichen Veränderungen vornehmen sollen wie durch ein Ausdauertraining ", sagt Thomas Burris. "Wenn Mäusen der Wirkstoff injiziert wird, schaltet ihr Körperstoffwechsel auf die Verwendung von Fettsäuren um, was ganz ähnlich bei Menschen passiert, die fasten oder trainieren."

Die Wirksubstanz zielt auf eine Gruppe von Proteinen, die als ERRs bekannt sind und für die Aktivierung wichtiger Stoffwechselwege in Muskeln, Herz und Gehirn verantwortlich sind. Diese Proteine sind aktiver, wenn Menschen Sport treiben. Es hat sich aber bislang als schwierig erwiesen, sie mit Medikamenten zu aktivieren.

Der Appetit nimmt nicht zu

In ihrer Studie testete das Team das Medikament an fettleibigen Mäusen: Die Nager bekamen einen Monat lang zweimal täglich den Wirkstoff. Dadurch nahmen sie zehnmal weniger an Fett zu als unbehandelte Mäuse und verloren 12 Prozent ihres Körpergewichts. Der Wirkstoff kurbelte einen natürlichen Stoffwechselweg an, der normalerweise auf Bewegung reagiert. Und bewirkt, dass sich der Körper gewissermaßen so verhält, als würde er für einen Marathon trainieren. Das führt zu einem erhöhten Energieverbrauch. Dennoch hatten die Mäuse nicht mehr Appetit und sie bewegten sich auch nicht vermehrt. 

Zusammen mit einem Team von Forschern der Washington University in St. Louis und der St. Louis University veröffentlichte Burris seine Ergebnisse kürzlich im Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics. Das Team um Thomas Burris plant nun die Veröffentlichung einer weiteren Arbeit, wonach es Hinweise darauf gibt, dass der Wirkstoff auch Herzversagen bei Mäusen verhindern kann, indem er den Herzmuskel stärkt.

Bislang hat SLU-PP-332 keine schweren Nebenwirkungen hervorgerufen. Jetzt wollen die Forscher die Struktur des Wirkstoffs verfeinern und es im Idealfall als Medikament statt als Injektion verfügbar machen. Dann würde es in weiteren Tierversuchen auf Nebenwirkungen getestet werden, bevor erste Versuche mit Menschen erfolgen könnten.

Gegen den Muskelschwund im Alter

Entwickelt hatten die Forschenden SLU-PP-332 bereits einige Zeit zuvor. Dabei stellten sie fest, dass normalgewichtige Mäuse, die den Wirkstoff bekommen hatten, 70 Prozent länger und 45 Prozent weiter laufen konnten als unbehandelte Mäuse.

Der Pharmakologe Burris verbindet mit dem Wirkstoff vor allem die Hoffnung, bei Menschen die Muskulatur besser erhalten zu können. Das ist insbesondere im höheren Lebensalter wichtig, wenn der Körper von Natur aus weniger stark auf Bewegung reagiert. 

 

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