GEO: Herr Dr. Sebode, die Europäische Arzneimittelbehörde hat angekündigt, den Einsatz von Medikamenten zu überprüfen, die Metamizol enthalten. Was ist das Problem mit dem Wirkstoff?
Dr. Marcial Sebode: Der Wirkstoff Metamizol – bei uns vor allem unter den Handelsnamen Novalgin, Novaminsulfon oder Analgin bekannt – ist hierzulande schon seit den 1920er-Jahren im Einsatz. Er lindert sehr gut Schmerzen, löst Krämpfe und senkt Fieber. Im Lauf der Zeit tauchte jedoch eine gefürchtete Nebenwirkung auf: In seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass unter dem Einfluss von Metamizol bestimmte Abwehrzellen im Blut nicht mehr gebildet werden. Der Fachbegriff dafür lautet Agranulozytose. Das Immunsystem ist dann plötzlich so geschwächt, dass es zu schweren Krankheitsbildern mit teils sogar tödlichen Verläufen kommen kann.
Diese mögliche, schwerwiegende Komplikation ist schon länger bekannt?
Durchaus. In manchen Ländern ist Metamizol daher vom Markt genommen oder gar nicht erst zugelassen worden – so etwa in den USA, Kanada und in Großbritannien. Andere Staaten gehen weniger streng vor: In Südamerika oder Polen ist Metamizol nach wie vor rezeptfrei erhältlich. In Deutschland gilt seit 1987 eine Verschreibungspflicht sowie ein Verbot von Präparaten, die Metamizol in Kombination mit anderen Wirkstoffen enthalten.
Warum ist die Aufmerksamkeit nun erneut gestiegen?