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Einsamkeit Zehn Ideen, wie Sie anderen helfen, sich weniger allein zu fühlen

Ein älterer Herr schaut melancholisch in die Kamera
Ob alt oder jung: Einsamkeit kann alle treffen. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns um unsere Mitmenschen sorgen
© Jan Tepass/plainpicture
Der betagte Nachbar, der kaum die Wohnung verlässt, die frisch getrennte Freundin oder ein alleinstehender Kollege: Menschen, die viel allein sind, laufen mitunter Gefahr, zu vereinsamen. Die bevorstehenden Feiertage mögen uns das einmal mehr besonders bewusst machen, doch wir können auch einiges tun, um einsamen Menschen zu helfen

Die grassierende Einsamkeit nimmt allmählich pandemische Ausmaße an: Jeder vierte Erwachsene in Deutschland fühlt sich laut einer repräsentativen Befragung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention sehr einsam. Bundes-Familienministerin Lisa Paus sieht gar politischen Handlungsbedarf. Denn: Einsamkeit macht auf Dauer krank.

Warum sich jemand einsam fühlt, kann allerdings viele Gründe haben. So ist Einsamkeit ein häufiges Symptom einer Depression. Betroffene fühlen sich wie abgeschnitten von der Umwelt und können an der Fröhlichkeit anderer nicht teilhaben. In der Folge ziehen sie sich immer weiter in die Isolation zurück. Häufig finden sie nur mithilfe einer Therapie wieder heraus.

Umgekehrt kann aber auch ständiges Alleinsein Einsamkeit verursachen. Hier sind ein paar Anregungen, was wir im Alltag für andere tun können, damit genau das nicht geschieht:

  1. Denken Sie an die Nachbarn: Mehrfamilienhäuser haben den Vorteil, dass man – im besten Falle – aufeinander acht gibt. Gerade ältere Menschen, die ihren Partner oder ihre Partnerin verloren haben, können vom Alleinsein in die Einsamkeit rutschen. Aber auch Singles, die viele Tage im Homeoffice verbringen, sind diesem Risiko ausgesetzt. Erkundigen Sie sich regelmäßig, wie es diesen Menschen geht, und laden Sie sie vielleicht sogar hin und wieder zu sich ein. Die Festtage bieten dafür den idealen Anlass. Das gilt natürlich auch für Verwandte, Freunde und Bekannte.

  2. Lassen Sie Gesten sprechen: Wenn Sie einen Weihnachtsstollen oder Kekse backen, bringen Sie Ihren Kollegen oder Nachbarinnen auch etwas vorbei. Das ist niedrigschwelliger, als sie gleich zum Adventskranz einzuladen, und trotzdem eine Aufmerksamkeit, die verbindet.

  3. Jede Begegnung zählt: Egal, ob einsam oder nicht – wir können Menschen, denen wir im Alltag begegnen, einen Augenblick der Wertschätzung schenken und das Leben im besten Fall für einen Moment leichter machen. Ein simples Beispiel, das banal klingen mag, es aber nicht ist: Nehmen sie Augenkontakt mit der Verkäuferin an der Kasse auf. Erwidert sie die Geste, dann wünschen Sie ihr mit einem Lächeln einen schönen Tag. So machen Sie aus einer freudlosen Transaktion eine wertvolle menschliche Begegnung.

  4. Kommen Sie ins Gespräch: Legen Sie in der U-Bahn das Handy weg und verwickeln Sie Menschen (sofern diese nicht Ablehnung signalisieren) in ein nettes Gespräch. Mitunter kann es auch Wunder wirken, andere um Rat zu fragen. Wer so gefragt wird, fühlt sich wertgeschätzt.

  5. Helfen Sie, soziale Kontakte anzubahnen: Ich selbst hatte mal einen alleinstehenden Kollegen, der für seine Doppelkopfleidenschaft bekannt war, nach eigener Aussage aber wenige soziale Kontakte außerhalb der Arbeit besaß. Eine Kollegin stellte für ihn als Anregung eine Liste mit Doppelkopftreffen in der Umgebung zusammen. Wir wissen nicht, ob er wirklich hingegangen ist. Aber allein über die Geste hat er sich unheimlich gefreut.

  6. Drängen Sie sich nicht auf: Wenn die nette alte Dame aus dem dritten Stock Ihnen trotz Ihrer Einladung versichert, dass sie den Weihnachtsabend lieber allein vor dem Fernsehgerät verbringt, dann akzeptieren Sie das ruhig. Trotzdem haben Sie ihr vermittelt, dass sie Ihnen wichtig und willkommen ist.

  7. Zeigen Sie Zivilcourage: Einsamkeit kann auch das Ergebnis von Ausgrenzung sein. Beobachten Sie etwa Mobbing bei der Arbeit, im Freundes- oder Familienkreis, versuchen Sie, etwas dagegen zu unternehmen.

  8. Engagieren Sie sich sozial: zum Beispiel bei Angeboten, an die sich einsame Menschen wenden können. Die Telefonseelsorge etwa bildet Ehrenamtliche aus, die deutschlandweit und rund um die Uhr für Menschen in Not erreichbar sind. Essens-Tafeln oder Nachtbusse sind für Wohnungslose Anlaufpunkte, die mehr bieten als sozialen Kontakt. Viele Altenheime vermitteln auch Begegnungen zwischen alten Menschen und ehrenamtlich Engagierten. 

  9. Gründen Sie einen Verein: Sie interessieren sich für Schach, Tennis, Gärtnern oder Singen? Dann organisieren Sie sich mit Gleichgesinnten und schaffen Sie eine Begegnungsstätte für Menschen, die sich ebenfalls dafür begeistern. Das beugt auch eigener Einsamkeit vor.

  10. Nehmen Sie Warnsignale ernst: Erklärt zum Beispiel eine Freundin, Weihnachten gern zu arbeiten, um sich nicht einsam zu fühlen, könnte dies eventuell ein Signal sein, dass sie soziale Unterstützung oder sogar professionelle Hilfe brauchen kann. Wenn Sie noch dazu Niedergeschlagenheit wahrnehmen, fragen Sie vorsichtig nach und bieten Sie gegebenenfalls konkrete Hilfe an.

All diese Maßnahmen können für Menschen, die sich allein fühlen, im Alltag einen Unterschied ausmachen und sie dabei unterstützen, wieder mit Freude am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Sie ersetzen allerdings keine Therapie, wo diese nötig wäre.

Sollten Sie selbst oder nahestehende Personen sich sehr einsam oder depressiv fühlen, warten Sie nicht lange, sondern nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Die Telefonseelsorge kann ein erster, unkomplizierter Anlaufpunkt sein. Sie ist anonym per Telefon unter 0800/111 01 11 , 0800/111 02 22, 11 61 23 oder online per Mail und Chat unter online.telefonseelsorge.de erreichbar.

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