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Depression "Antidepressiva sind Placebos mit Nebenwirkungen"

Illustration: Eine Pille auf einer Handfläche
Die meisten Fachleute setzen in der Therapie auf Antidepressiva, die Medikamente werden mehr und mehr verschrieben. Auch wenn ihre Wirkungsweise nicht vollends entschlüsselt ist
© kkgas / Stocksy
Das Thema Antidepressiva spaltet die Fachwelt in Befürworter und Kritiker. Die Studienlage ist uneindeutig, die Wirkungsweise der Medikamente nicht restlos geklärt. Der Psychologe Reinhard Maß sah den Einsatz von Antidepressiva jahrzehntelang als Selbstverständlichkeit an. Heute ist er ein entschiedener Gegner der Medikamente, die zunehmend verschrieben werden. Im Interview legt er dar, was hinter seinem Sinneswandel steckt

Herr Professor Maß, jeden Tag nehmen mehr als drei Millionen Menschen in Deutschland Antidepressiva ein. Die Zahl der verschriebenen Tagesdosen hat sich in den letzten zehn Jahren in etwa verdoppelt. Was sagen Sie dazu?

Reinhard Maß: Wenn es denn wirksame Medikamente wären, dann könnte man ja wenig dagegen einwenden. Das Problem ist nur, dass das nicht so ist. Antidepressiva sind in meinen Augen Placebos mit Nebenwirkungen, die im Gesundheitssystem gießkannenartig angewendet werden. Ich bin nicht generell gegen Psychopharmaka. Für psychische Erkrankungen wie etwa Psychosen oder bipolare Störungen gibt es erwiesenermaßen wirksame Medikamente. Aber bei Antidepressiva ist das nicht der Fall.

Wie kommen Sie zu diesem Standpunkt?

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