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Kohlendioxid Helfen genveränderte Bäume gegen die Klimakrise?

Eine runde Sache? Gentechnisch veränderte Pappeln wachsen schneller als herkömmliche, werden größer und binden mehr Kohlendioxid
Eine runde Sache? Gentechnisch veränderte Pappeln wachsen schneller als herkömmliche, werden größer und binden mehr Kohlendioxid
© lookphotos / Wohner, Heinz
Das jedenfalls ist der Plan eines Unternehmens aus den USA: Mitels Gentechnik sollen Pappeln schneller wachsen und mehr Biomasse aufbauen. Dabei hilft auch Erbmaterial aus Grünalgen und Kürbissen

Die Biotechnikfirma Living Carbon aus den USA arbeitet zurzeit daran, Pappeln mittels Gentechnik schneller wachsen zu lassen und dadurch deutlich mehr Biomasse aufzubauen, als das bei herkömmlichen Artgenossen möglich wäre. Dazu fügt Living Carbon den Zellen der Pappeln Erbmaterial aus Grünalgen und Kürbissen hinzu.

Die Zellen optimieren den Ablauf der Photosynthesereaktion im Baum, indem sie unerwünschte biochemische Prozesse verhindern, bei denen sonst neben den gewünschten Kohlenhydraten auch giftige Nebenprodukte entstehen. Für deren Abbbau müssen gentechnisch unveränderte Pflanzen wertvolle Energie einsetzen und geben auf diese Weise etwas Kohlenstoffdioxid wieder an die Umgebungsluft ab.

Schon 2030 könnten die "Gen-Pappeln" nennenswerte Mengen CO2 entziehen

In Treibhäusern zeigten erste Versuche mit den genveränderten Setzlingen vielversprechende Resultate: Die Pflanzen wurden um 53 Prozent größer und speicherten 27 Prozent mehr Kohlenstoffdioxid als unbehandelte Pappeln. Nun hat die Firma im amerikanischen Bundesstaat Georgia einen ersten Freilandversuch mit 5000 "Gen-Pappeln" gestartet. Noch in diesem Jahr soll die Zahl der Versuchsbäume auf vier Millionen steigen. Erfüllen sich die Hoffnungen von Living Carbon, könnten die schnellwachsenden "Gen-Pappeln" schon im Jahr 2030 der Atmosphäre nennenswerte Mengen an klimaschädlichem CO2 entziehen.

Die weltweite Waldfläche hat sich zwischen 1960 und 2019 um 81,7 Millionen Hektar vermindert – nur. Denn insgesamt gingen durch Brände und Rodungen in den letzten Jahren sogar 437,3 Millionen Hektar verloren. Regeneration und Aufforstung machten einen Teil des Flächenverlusts wieder wett.

Besonders schnell wachsen Tropenwälder nach. Forschungen der Universität Leicester zeigen aber, dass es mindestens zehn Jahre dauert, bis solche regenerierten Waldgebiete wieder eine positive Klimabilanz aufweisen. Bis dahin geben verrottende Baumreste und der durch Rodung geschädigte Boden mehr CO2 ab, als der Wald aufnimmt.

Würden bestehende Wälder besser geschützt und gesund erhalten, könnten sie nach Berechnungen des Woodwell Climate Research Center in Massachusetts bis zu 287 Milliarden Tonnen CO2 mehr aufnehmen als heute. Der Erhalt und die Pflege existierender Wälder bergen der Studie zufolge daher mehr Potenzial für den Klimaschutz als Aufforstungen – sei es mit gentechnisch veränderten Bäumen oder ohne.

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Ulf Schönert

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