Anzeige

Astronautennahrung Forschende entwickeln optimale Speise für die Reise zum Mars: Es ist ein Salat

Astronaut im Weltraumanzug
Auf dem Weg zum Mars und vor Ort könnten Astronauten in einem Kreislaufsystem Lebensmittel selbst anbauen und zubereiten, um Ressourcen zu sparen. Forschende ermittelten, welche Nahrungsmittel sich dafür am besten eignen
© Gorodenkoff / Adobe Stock
Der Weg zum Mars ist weit. Zu weit, um sich nur von Tubenpasten und Gefriergetrocknetem zu ernähren. Eine internationale Forschungsgruppe hat jetzt berechnet, was Astronauten auf Langzeitmissionen am besten essen sollten, um fit zu bleiben. Das Ergebnis ist ein Gericht aus selbst angebauten Zutaten

Ein Salat aus Sojabohnen, Mohn, Gerste, Grünkohl, Erdnüssen, Süßkartoffeln und Sonnenblumenkernen ist laut einem internationalen Forschungsteam die ideale Mahlzeit für Langzeitmissionen im All. Das Gericht würde nicht nur fast alle spezifischen Nährstoffbedürfnisse von Astronauten decken – die Zutaten könnten auch im All angebaut werden. Im Geschmackstest hielt sich die Begeisterung einiger Probanden allerdings noch in Grenzen.

Neben einer gehörigen Portion Pioniergeist brauchten die ersten Menschen im All bisher auch einen anspruchslosen Magen: Die Mahlzeiten von Astronauten wie Juri Gagarin, Neil Armstrong und ihren Nachfolgern bestanden vor allem aus fader Tubenkost und ein paar gefriergetrockneten Snacks.

Der Salat ist speziell auf männliche Bedürfnisse abgestimmt

Mittlerweile wurde das Essen im Weltraum weiterentwickelt. So kann etwa die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS aus einer ganzen Reihe verschiedener dehydrierter und vakuumverpackter Mahlzeiten wählen, angepasst an individuelle kulturelle Unterschiede oder spezielle Ernährungsformen. Doch angesichts möglicher bemannter Langzeit-Missionen – etwa zum Mars – stellt sich die Frage, wie Astronauten künftig am besten ernährt werden können, noch drängender.

Salat in einer Schüssel
Dieser Salat aus Sojabohnen, Mohn, Gerste, Grünkohl, Erdnüssen, Süßkartoffeln und Sonnenblumenkernen könnte die optimale Mahlzeit für Männer auf Langzeit-Weltraummissionen sein
© Adapted from ACS Food Science & Technology 2023, DOI: 10.1021/acsfoodscitech.3c00396

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des deutschen Wissenschaftlers Volker Hessel von der australischen University of Adelaide hat nun die nach ihren Angaben "optimale" Weltraummahlzeit entwickelt: einen vegetarischen Salat, über den sie in der Fachzeitschrift "ACS Food Science & Technology" berichten. Dafür wählten sie frische Zutaten, die im All angebaut werden können und den speziellen Ernährungsbedürfnissen männlicher Astronauten entsprächen. In der Studie heißt es dazu, dass es bislang mehr männliche Astronauten gegeben habe und nur wenige Daten zu geschlechtsspezifischen Ernährungsunterschieden vorlägen. "In späteren Forschungsarbeiten werden Überlegungen für weibliche Astronauten angestellt", heißt es weiter.

Langzeitmissionen zum Mars erfordern den Anbau von Lebensmitteln

Grundsätzlich würden Astronauten im All mehr Kalorien verbrauchen als Menschen auf der Erde und darüber hinaus zusätzliche Mikronährstoffe wie Kalzium benötigen, um während der langen Zeit in der Schwerelosigkeit gesund zu bleiben und etwa Knochenschwund vorzubeugen. Zudem würden künftige Langzeitmissionen einen nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln in Raumschiffen oder Weltraumkolonien erfordern.

Bislang sei vor allem erforscht worden, welche Nährstoffe Astronauten genau benötigen und mit welchen Methoden Lebensmittel im Weltraum angebaut werden können - spezielle frische Mahlzeiten seien allerdings noch nicht entwickelt worden. Diese Lücke wollte die Forschungsgruppe nun schließen und dabei eine Mahlzeit entwickeln, die auch noch schmeckt.

Die Forschenden entwarfen zehn Weltraumgerichte und wählten das beste aus

Dafür erstellten sie zunächst ein Computermodell mit verschiedenen Variablen, darunter Makro- und Mikronährstoffgehalt, aber auch die für den Pflanzenanbau benötigte Wassermenge. Bei den Nährstoffen dienten Empfehlungen der US-Raumfahrtbehörde Nasa als Orientierung.

Darauf basierend bewerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zehn Weltraumgerichte für die tägliche Vollnahrungsversorgung eines Astronauten. Vier davon waren vegetarisch, und sechs enthielten sowohl Fleisch als auch pflanzliche Nahrung. Jedes Szenario wurde mit Blick auf den Nährstoffbedarf eines männlichen Astronauten bei gleichzeitig möglichst geringem Wasserbedarf für den Anbau der Lebensmittel bewertet.

Auch Nachhaltigkeit war ein wichtiges Kriterium

Zudem achtete das Forschungsteam auf die Nachhaltigkeit der Lebensmittel im All, indem es Zutaten auswählte, die wenig Dünger, Zeit und Fläche für den Anbau benötigen. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft wurden auch das Abfallaufkommen, der Grad der Wiederverwertbarkeit und die verarbeitete Gesamtmasse geprüft.

Die Analyse der Gruppe ergab, dass eine vegetarische Mahlzeit aus Sojabohnen, Mohn, Gerste, Grünkohl, Erdnüssen, Süßkartoffeln und/oder Sonnenblumenkernen das effizienteste Gleichgewicht zwischen maximalen Nährstoffen und minimalem Aufwand bietet. Diese Kombination liefere zwar nicht alle Mikronährstoffe, die ein Astronaut benötige, dies könne aber durch Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden.

Nur einer von vier Testern war restlos begeistert

Die Forschenden bereiteten aus der ermittelten Mischung einen Salat zu, den sie vier Probanden zum Geschmackstest gaben - mit gemischten Ergebnissen: Einer der Tester zeigte sich begeistert und sagte, er habe "nichts dagegen, dies die ganze Woche als Astronaut zu essen". Die anderen Probe-Esser äußerten sich zurückhaltender, obwohl sie sich einen Nachschlag holten.

Als nächstes will das Team auch Optionen für Astronautinnen im Computermodell entwickeln und zudem die Vielfalt an pflanzlichen Lebensmitteln in der Datenbank erweitern.

Alice Lanzke, dpa

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel