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Frankreich Lot-et-Garonne: Die besten Tipps für das Département zwischen Bordeaux und Toulouse

Monflanquin
Monflanquin ist eine von ungefähr 400 mittelalterlichen Bastides im Südwesten
© Alamy / Mauritius Images
Die Dörfer im Département zwischen Bordeaux und Toulouse und seine größte Stadt Agen sind berühmt für ihre Genießermärkte: Wir stellen die Top-Adressen in Lot-et-Garonne vor

Inhaltsverzeichnis

Lot-et-Garonne: Département der Märkte

Auf die Plätze »Padam, padam, padam«, singt das Mädchen auf der Bühne. Es trägt Baskenmütze, spielt Akkordeon und schmettert das Chanson von Edith Piaf. Unter Platanen und Lichterketten sitzen Einheimische und ­Touristen an langen Tischen bei Käse und Wein. Es duftet nach Crêpes und Fischsud.

Der Abendmarkt auf der Place des Arcades in Monflanquin sei besonders stimmungsvoll, findet Madame Jeanne vom Weinstand, wo ich schwefelfreien Rosé kaufe. »Seit 1256 findet hier jeden Donnerstag der Wochenmarkt statt«, sagt sie. Monflanquin, schon von Weitem auf der Hügelkuppe zu sehen, ist eine von ungefähr 400 mittelalterlichen Bastides im Südwesten: im Schachbrettmuster angelegten Dörfern mit Markt­recht und festen Regeln, die zum größten Teil bis heute gelten.

Überall im Lot- et-Garonne, dem Gemüse- und Obstgarten Frankreichs, sprießen im Sommer die Marchés Gourmands, auf denen Bauern und lokale Produzenten Wein, Enten-Pâté und Aprikosentarte verkaufen (www.tourisme-lotetgaronne.com). Jeden Tag baut ein anderes Dorf seine Stände auf: das befestigte Pujols,das hügelige Penne-d’Agenais, das hübsche Villeréal, das historische Castillonnès, das große Villeneuve oder das kleine Montagnac. Und so fahre ich genüsslich von Markt zu Markt, durch weite Kornfelder, vorbei an Pflaumenbäumen, Schlössern und breitschul­trigen Sandsteinkirchen. Ich bestaune Bioartischocken, vier Stück für zwei Euro, Ciflorettes, kleine, leckere Erdbeeren, getigerte Tomaten, gelb leuchtende Zucchiniblüten und lila glänzende Auberginenberge.

Die Region, auf halber Strecke zwischen Bordeaux und Toulouse, den südfranzösischen Mittelmeer- und den Atlantikstränden, ist ein hügeliges, grünes Schlaraffenland, noch dazu wenig touristisch, weshalb die Preise sehr zivil sind. Die Stars der Region sind die Pruneaux d’Agen. Zuckersüß, weich und aromatisch müssen die Dörrpflaumen sein, 20 Stunden lang im Ofen trocknen, und sie dürfen nur aus einer Sorte sein, den »prunes d’Ente«, einer alten Kreuzung von lokalen und syrischen Zwetschgen. Im Frühjahr blühen die Bäume wunderschön weiß, Ende des Sommers wird geerntet. Die süßen Früchte haben sogar ihr eigenes Festival: Im August steigt in Agen die »Pruneau Show« mit Open-Air-Konzerten, Straßenfest und – na klar – einem großen Genießermarkt (www.grandpruneaushow.fr).

Agen: Die größte Stadt von Lot-et-Garonne

In Agen, der größten Stadt des Départements, wartet ein Meisterwerk der Ingenieurskunst auf mich. Der Pont Canal führt seit 1849 das ­Wasser des Kanals auf einem 540 Meter langen Aquädukt über die ­Garonne und verbindet so den Atlantik mit dem Mittelmeer. Im Zentrum bummle ich im Schatten der Arkaden rund um die ­Place des Laitiers und über den ­Boulevard de la République. Er ist zum größten Teil Fußgänger- zone und wird im Sommer mit Luft­be­feuchtern gekühlt. Die Häuser sind – unter dem Einfluss der beiden großen Nachbarstädte – halb blond wie Bordeaux, halb rosa wie Toulouse. So auch die beiden größten Kirchen: Die Kathe­drale Saint Caprais in hellem Sandstein ist für ihre Orgel und das neobyzantinische Innendekor bekannt. Die desakra­lisierte rote Backstein-Hallenkirche Musée des ­Jacobins bietet Raum für große Ausstellungen. Mehrmals hat die Kleinstadt die Religion gewechselt, und der Astrologe Nostradamus praktizierte ein paar Jahre lang als Arzt in »Ajeng«, wie mir ein Gemüseverkäufer auf dem Marché du Pin erzählt. Echte »Agenais« wie er sprechen lieber Okzitanisch als Französisch, jene galloromanische Sprache, die traditionell im Süden Frankreichs und in Teilen Kataloniens beheimatet ist. Seit 2017 sind sogar manche Straßenschilder in Agen auf Okzitanisch (www.destination-agen.fr).

Lot-et-Garonne auf dem Wasser entdecken

Auf meiner Tour kreuze ich Flusstäler und Steilufer. Auf dem ­Kanal, auf dem Lot und auf der Garonne gibt es schon lange keinen gewerblichen Schiffsverkehr mehr. Heute gleiten Hausboote vorbei, an manchen Stellen kann man auch Kajak fahren oder baden. Nur die von den Gezeiten abhängige Garonne ist auf den meisten Strecken zu unberechenbar. Am Wasser entlang entfaltet sich ein kilometerlanges Radwegenetz. Nach einer Spritztour kehre ich im Café Vélo am Pont Canal in Agen ein. In der ehemaligen Pumpsta­tion bekommt man außer Mietfahr­rädern, einem Ersatzreifen oder einer ­Dusche auch ein Bett im Schlafsaal, ein Hummus-Sandwich und eine Biolimonade (www.cafe-velo.net). In Le Temple-sur-Lot hat ein Mann sich sein per­sönliches Wasserparadies geschaffen: Joseph Bory Latour-Marliac züchtete 1875 in seiner Gärtnerei auf dem elter­lichen Gut die weltweit ersten bunten, winterfesten Seerosen. Alabasterweiß, pinkrosa, orange, blau bis violett leuchten die perfekten Blüten in den 65 Teichen. Der Maler Claude Monet sah die exotischen Wasserpflanzen 1889 bei der Weltausstellung in Paris und war von ­ihrer Farbvielfalt begeistert. Er bestellte eine lange Liste von Sprösslingen bei Latour-Marliac und legte in Giverny seinen berühmten Garten an, der ihn zu den zahlreichen großformatigen »Nymphéas«-Bildern inspirierte. Ich kann mich kaum sattsehen an dieser Pracht, sitze unter der Pergola des ­kleinen Cafés und lausche dem Froschkonzert, das immer lauter wird. Im ­Sommer bekommen die grünen Hüpfer Konkurrenz: Jeden Sonntagabend wird zwischen den Seerosenbecken bei Jazz und Piaf gefeiert, getanzt und ­natürlich gegessen und getrunken (www.latour-marliac.com).

Genießen & Schlafen: Die besten Restaurants und Hotels in Lot-et-Garonne

Das Dorf Moirax hat zwei Attraktionen: die romanische Klosterkirche und das Auberge Le Prieuré. Der Sternekoch Benjamin Toursel zaubert dort auf der Terrasse unter dem Trompetenbaum »Edamame«, japanische Bohnen, mit Passionsfrucht und Gambas mit Yuzu-­Chili-Schaum (www.aubergeleprieure.fr, Mittagsmenü in der Woche 28 €).

Laura und Niels aus Holland leben seit 15 Jahren in der Region. Vor zwei Jahren kauften sie ein altes Bauernhaus und verwandelten den Taubenturm und die Scheune in ­Ferienwohnungen im nonchalanten hippen Barn-Chic-­Design. In ihrem Freiluftrestaurant La Cantine perchée kocht mittags Nadja mediterran-marokkanisch und abends Laura französisch (www.bassiviere.com, FeWo für 4 Pers. ab 1100 €/Woche).

Nathalie Guigné, eine Galeristin aus Paris, hat das Landhaus Le Relais de Roquefereau bei Penne-d’Agenais aufs Schönste in Grau und Weiß eingerichtet. Über das herrliche Grundstück am Hang verteilen sich Sitzinseln, und in einer kleinen Galerie in der Scheune stellt sie ihre Lieblingsstücke aus (www.lerelaisderoquefereau.com, DZ/F ab 125 €).

250 Jahre alte ­Magnolien und Zedern: der Park des Château de Cambes am Fuß einer Klippe in Pont-du-Casse bei Agen ist fast ein Arboretum. Die Zimmer und Suiten haben Chantal und Jean-François Gazielly nach Musikthemen einge- richtet und servieren morgens ein fantastisches Frühstück (www.chateau-­de-cambes.com, DZ/F 165 €).

Eric aus Belgien und Diane aus Amerika verliebten sich in das Château ­La­dausse bei Monflanquin. Ihr Terrain ist die Küche, sie macht die Pâté und Foie gras selbst und gibt Kochkurse. ­Seine Leidenschaft ist Wein (www.ladausse.com, DZ/F ab 110 €).

Bergamo - Boris Stroujko/Fotolia

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