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Belgien Antwerpen: Die besten Tipps für Flanderns Metropole

Grote Markt Antwerpen
Unweit der Schelde und des Hafens liegt der Grote Markt mit dem Brabobrunnen in seiner Mitte
© rh2010 / Fotolia
Unser Autor folgte den Spuren des Malers Peter Paul Rubens zu Museen, Kirchen und Palästen: Wir stellen die Top-Adressen der belgischen Metropole Antwerpen vor

Inhaltsverzeichnis

Eisenbahnkathedrale und Barockjahr: Stimmen Sie sich auf Antwerpen ein

Nichts für Minimalisten: In dieser Stadt schöpft man aus dem Vollen. Schon der Bahnhof empfängt mich mit überschwänglicher Pracht. Verspielte Türmchen ragen über die Stadt, Marmorsäulen schrauben sich in die Höhe, unter der mächtigen Kuppel fühle ich mich ganz klein. »Spoorwegkathedraal«, Eisenbahnkathedrale, taufte der Volksmund die 1905 eröffnete Station Antwerpen-Centraal.

Goldverziert zeigt sie Besuchern, dass die flämische Stadt an der Schelde die Opulenz dem Understatement vorzieht. Engel schauen von verschnörkelten Fassaden, in den Schaufenstern des Diamantenviertels funkeln Edelsteine, auch die Kollektionen bekannter Designer wie Ann Demeulemeester und Dries Van Noten sind alles andere als schlicht. Das Üppige zeigt sich nicht nur in der Mode, in Museen, Kirchen und Palästen, sondern auch im Selbstverständnis der Antwerpener. Als Alltagsbegriff meint »barock« eine verschwenderische, bisweilen überladene Schönheit und einen selbstbewussten Auftritt. Die Heimat von ­Peter Paul Rubens, im 16. Jahrhundert eine Weltmetropole, ist wie das Werk ­ihres großen Meisters: barock. Und feiert diese Epoche gerade mit dem Barockjahr (Programm und Tickets: www.visitantwerpen.be).

Antwerpen Bahnhof
Bahnhof oder Eisenbahnkathedrale? Die Station Antwerpen-Centraal empfängt mit überschwänglicher Pracht
© Rajgiri / Fotolia

Spazieren und Staunen: So schön sind die Kirchen in Antwerpen

Die große Geste beherrschte schon Peter Paul Rubens, dessen Statue auf dem Groenplaats die bronzene Brust reckt; die Farbpalette lehnt wie ein schnödes Detail zu seinen Füßen. Hier steht ein uomo universale, ein Avantgardist, adliger Diplomat, Architekt und Unternehmer. 1568 floh sein protestantischer Vater vor den spanischen Stadtherren mit der Familie nach Köln und Siegen, wo Rubens zur Welt kam. Nach dem Tod des Vaters kehrte die Mutter mit dem jungen Malertalent zurück. Rubens reiste durch Italien, umgarnte die Spanier, ging brav in die Kirche und schuf strahlende Heiligenbilder. Wie fromm er wirklich war, blieb sein Geheim­nis. Dass er Verve und Dramatik italienischer Meister wie Michelangelo und ­Caravaggio nach Flandern brachte, sieht man seinen Gemälden an.

  • Einige der berühmtesten fügen sich in die prachtvolle LiebfrauenKathe­drale, die hinter seiner Statue in den Himmel sticht: Kreuz­aufrichtung , Kreuzabnahme, Auferstehung Christi, Mariä Himmelfahrt. Bis Ende 2019 hängen dort weitere Werke anderer Meister, doch diese Bilder gehen dann zurück ins Königliche Museum der Schönen Künste, das gerade renoviert wird (www.kmska.be).
  • Die Kathedrale und weitere Rubens-Kirchen lassen sich beim Spaziergang durchs historische Zentrum, die Einkaufsstraße Meir und die Bezirke Schipperskwartier, Universitäts- und Andreasviertel verbinden (geführte Touren: www.visitantwerpen.be)
  • Fassade und Turm der barocken Carolus-Borromäus-Kirche schuf der Meister zum Teil selbst (Hendrik Con­scienceplein 6). Der bekannte Künstler Jan Fabre spendierte der ehemaligen Augustinuskirche, in der einst ein Rubens hing und heute das Musikzentrum Amuz zu Hause ist, drei neue Kunstwerke (www.amuz.be)
  • Etwas versteckt liegt die Andreas­kirche mit einem Werk von Rubens’ Lehrer Otto van Veen (Waai­straat 5).
  • Neben der paulusKirche, eher eine Kunsthalle als ein Gottes­haus, stellen Dutzende lebensgroße Figuren aus dem 18. Jahrhundert die Passion Christi dar. Innen reihen sich rund 200 Skulp­turen und 50 Gemälde zu einer Hall of Fame. Neben Rubens sind auch die ­anderen Barockgrößen Jacob Jordaens, Anthonis van Dyck und David Teniers vertreten (Veemarkt 13).
  • In der Jakobs­kirche ruht Rubens in der Grabkapelle, umgeben von 23 Marmor­altären, eigenen und zeitgenössischen Gemälden (Lange Nieuw­straat 73–75).

Kunst und Geschichte: Die besten Ausstellungen in Antwerpen

  • Im Rubenshaus, dem Privatpalazzo des Malers, schaue ich seinem Selbstporträt in die Augen und den Restauratoren über die Schulter. Sie er­neuern den Pavillon im Garten und den Portikus, dessen mittleren Bogen der Hausherr der römischen Porta Pia von Michelangelo nachempfand. Leihgaben erweitern die Sammlung im Barockjahr (Wapper 9–11, www.rubenshuis.be, »Rubens’ Return« bis 13.1.19).
  • Das MuseumPlantin-Moretus in einem schnieken Patrizierhaus beherbergt eine vollständige Druckerei von vor 400 Jahren mit den ältesten Pressen der Welt. Zwischen knar­zenden Dielen und Bibliotheken kann ich mir gut vorstellen, wie sich hier Lektoren über die Pulte beugten, Rubens Skizzen anfertigte und mit dem befreundeten Buchdrucker Balthasar Moretus am Kamin Geschäftspläne schmiedete (Vrijdagmarkt 22, www.museumplantinmoretus.be, »Ba­roque Book Design« bis 6.1.19).
  • Nicht weit entfernt wurde das Snijders&Rockoxhuis neu eröffnet. Hier residierte der Kunstsammler und Bürgermeister Nicolaas Rockox. Unter dem Gebälk stehen Cembalo, Violine und Laute, per Knopfdruck lausche ich barocken Klängen. Gezeigt werden vor allem Stillleben und Tiergemälde von Frans Snijders, wie Rockox ein Freund Rubens’, sowie moderne Aufnahmen des Food-Fotografen Tony Le Duc (Keizerstraat 10–12, www.snijdersrockoxhuis.be, bis 13.1.19).
  • Der Antwerpener Fotograf Athos Burez arbeitet im Stil des Barock: Das Museum aan de Stroom zeigt seine Porträts, Landschaften, Stillleben und Installationen (Hanzestedenplaats 1, www.mas.be, »Barock Burez«, bis 21.4.19).
Skyline Antwerpen
Hoch über der Stadt ragt die Liebfrauenkathedrale in den Himmel über Antwerpen
© pigprox / Fotolia

Essen & Trinken: Genießen in Antwerpen

  • In der Innenstadt Antwerpens steht das verschwenderisch geschmückte Pa­leis op de Meir, das nacheinander zunächst Napoleon I., dann dem Königreich der Vereinigten Niederlande und schließlich dem belgischen Königshaus gehörte.
  • Heute kredenzt hier der Chocolatier-Rebell Dominique ­Persoone in The Chocolate Line süße Sünden (Meir 50, www.thechocolateline.be).
  • Bier gibt es ebenfalls im Überfluss. Es ist illusorisch, sich nur ansatzweise durch die vielen belgischen Sorten zu probieren. Vom Fass gibt es einige davon im dunkel getäfelten Café Pelikaan (Melkmarkt 14), in der urigen ­Jazzkneipe De Kat wird dazu Livemusik gespielt (Wolstraat 22).
  • In seinem Edel­imbiss Frites ­Atelier macht der Starkoch Sergio Herman den belgischen ­frieten Konkurrenz: seine frites serviert er in nobler Aufmachung mit Trüffel­mayon­naise aus einem goldenen Zapfhahn (Korte Gasthuisstraat 32, www.fritesatelier.com).
  • Herman betreibt auch das The Jane in einer ehemaligen Kirche (Paradeplein 1, www.thejaneantwerp.com).
  • In de Balans war ein Kunstladen, in dem Van Gogh Farben und Pinsel kaufte, heute würde er hier feine französische Gerichte bekommen (Kaasrui 7, www.indebalans.be).
  • Obwohl Seppe ­Nobels als Gemüsekoch berühmt ist, gibt es im Graanmarkt 13, das auf drei Etagen ein Restaurant, einen Modeladen und ein Apartment beherbergt, nicht nur vegetarische Gerichte (Graanmarkt 13, www.graanmarkt13.com).

Schlafen in Antwerpen: Die besten Hotels

  • Mitten in der Altstadt, nahe der Liebfrauenkathedrale, steht das Hotel O Kathedral (€). Eine Tapete mit barocken Gemälden ziert die ansonsten schlichten Zimmer (Handschoenmarkt 3, www.hotelokathedral.com, DZ ab 99 €).
  • Dank seiner Ecklage hat jedes Zimmer im Hotel Pilar (€€) einen Blick auf das gewaltige Museum der schönen Künste (Leopold de ­Waelplaats 34, www.hotelpilar.be, DZ ab 125 €).
  • Im schicken Viertel Zuid mit seinen Flaniermeilen haben sich ein Innenarchitekt und ein Hotelmanager unter hohen Decken einen Traum erfüllt: sorgfältig ausgewähltes Interieur, großzügige, minimalistisch gestaltete Zimmer. Im klassizistischen Bau des Hotel FRANQ (€€€) unweit der Borromäus-Kirche befand sich zuvor eine Bank. Im Keller­tresor lagern nun Weine statt Wertpapieren, Marmorsäulen und -böden treffen auf urbanen Chic und moderne Kunst. Das Restaurant ­serviert französisch-belgische Gourmetküche (Kipdorp 10–12, www.hotelfranq.com, DZ ab 156 €).
  • Wer, ganz barock, in Luxus schwelgen möchte, checkt im De Gulde Schoen (€€€) ein. Der floren­tinische Bankier Jeronimo Frescobaldi baute um 1500 den ohnehin schon prächtigen Bau zum Palast aus. Hinter dem Portal mit Gold­emblem fühlt man sich wie ein Fürst: in ausladenden ­Arkaden, Kaminzimmern mit eigenem Butler und marmornen Spa-Bädern (Melkmarkt 37–39, www.deguldeschoen.be, DZ ab 324 €).
Bergamo - Boris Stroujko/Fotolia

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