Anzeige

70 Jahre Festival City Diese Events in Edinburgh sollten Sie nicht verpassen

Edinburgh
© alice_photo / Fotolia
Literatur, Theater, Performance: Edinburgh feiert "70 Jahre Festival City"! Gleich zwölf Festivals finden im August statt. Wer's ruhiger mag, findet abseits des Trubels verwunschene Orte.

Auf der Royal-Mile in der Old Town schieben sich Menschen übers Kopfsteinpflaster und bestaunen kostümierte Akrobaten. Auf kleinen Bühnen geben Musiker und Stand-up-Comedians Kostproben ihres Könnens. Alle paar Meter bekomme ich einen Flyer in die Hand gedrückt: Tanz, Comedy, Kabarett, Spoken Word, Theater, Performance, Musik und etliches mehr – die Programmpalette beim Edinburgh Fringe ist so bunt wie die Zettel, die dafür werben. Wer etwas vorzuführen und einen Veranstaltungsort parat hat, darf mitmachen. Das ist seit 1947 so, seit acht Theatertruppen, die nicht zum frisch gegründeten International Festival eingeladen worden waren, trotzdem kamen und ihre Stücke abseits vom offiziellen Geschehen aufführten – on the fringes eben. In der Assembly Hall, einem neugotischen Gebäude unterhalb der Burg, verfolge ich ein experimentelles Hörspiel per Kopfhörer und laufe dann Richtung Calton Hill, an dessen Fuß das Burns Monument liegt, ein kleiner Rundtempel, der Schottlands Nationaldichter Robert Burns gewidmet ist. Während des Art Festivals dürfen Besucher nämlich eine Skulptur in seinem Inneren bewundern.

Von Burns’ Tempelchen aus blickt es sich schön auf den gegenüberliegenden Berg Arthur's Seat und die markante Felsformation Salisbury Crags. Noch mehr Weitblick hätte ich oben auf dem Calton Hill, wo sich die Säulenreihe des Nationalmonuments erhebt. Aber mich zieht es in die Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, wo ich in der Dovecot Gallery für zeitgenössische Kunst vorbeischaue, die zusammen mit einer Kunstweberei in einem ehemaligen viktorianischen Schwimmbad untergebracht ist (10 Infirmary St). Abends sitze ich mit Tausenden Zuschauern auf einer Tribüne unter freiem Himmel. Beim Royal Edinburgh Military Tattoo marschieren Militärkapellen aus Nepal, Norwegen oder Neuseeland, Jordanien oder den USA, aus den Highlands oder von den Shetlandinseln mit Pauken und Trompeten, Trommeln und Dudelsäcken über den Burghof; die Kulisse bilden Mauern und Zinnen, über denen buntes Feuerwerk explodiert.

Auch das Wetter spielt mit – die Luft des schottischen Sommerabends ist zwar kühl, aber es bleibt trocken. Ansonsten hätte gegolten: Regencape überwerfen und sich trotzdem amüsieren. Denn die Musiker absolvieren ihre Auftritte, egal, was passiert: Seit dem ersten Military Tattoo 1950 ist noch nie eine Show ausgefallen. Am nächsten Tag überquere ich die Princes Street, die am Schloss entlangführt, und gelange vom mittelalterlichen Teil Edinburghs in die New Town. Die ist allerdings auch schon 250 Jahre alt: Rechtwinklige Straßen, herrschaftliche Häuser aus georgianischer Zeit, Parks und Plätze. Das Viereck von Charlotte Square Gardens ist normalerweise für die Öffentlichkeit tabu. Aber jetzt hat das Book Festival seine Zelte für Lesungen aufgeschlagen. Auf dem Rasen sind Stühle, Tische und Schirme um Prinz Albert gruppiert, der von seinem bronzenen Ross zuschaut (Infos zu allen Festivals hier).

Royal Edinburg Military Tattoo
© Gerald Haenel/laif

Geheime Orte in Edinburgh

Ich brauche Abwechslung vom Trubel und lasse mich von Guide Stefanie in den Untergrund mitnehmen. Die wegen Edinburghs hügeliger Lage beim Bau der South Bridge entstandenen Gewölbe bieten Stoff für Gruselgeschichten. Ursprünglich nutzten Geschäftsleute sie als Warenlager, aber der schottische Regen führte häufig zu Überschwemmungen. Danach nisteten sich Verbrecher und generell lichtscheue Gestalten hier ein, Arme suchten Unterschlupf, bis die Gewölbe größtenteils zugeschüttet und vergessen wurden. Ich stolpere hinter Stefanies Kerze durch schummrige Gänge. Wispernd erzählt sie von Geistern, die manch einem Besucher schon Schauer über den Rücken gejagt haben sollen. Ich spüre weder einen Lufthauch, noch bemerke ich Gestalten, trotzdem bin ich froh, nicht allein hier unten zu sein. (Mercat House, 28 Blair St).

Wieder am Tageslicht laufe ich durch einige der „Closes“ genannten steilen Gässchen, die von der Royal Mile abzweigen. Ich passiere die Bronzeskulptur des Hündchens „Greyfriars Bobby“, an den im Greyfriars Kirkyard auch ein Gedenkstein erinnert: Der treue Terrier soll einst jahrelang fast ununterbrochen am Grab seines Herrchens ausgeharrt haben. Ob das stimmt oder nicht – der von einer Mauer eingefasste Kirchhof ist eine ruhige Oase. Grabsteine und Stelen stehen auf dem leicht abfallenden Rasen unter Buchen, deren Blätter im Wind rascheln.

Ausgehen in Edinburgh

Im Epizentrum um die Royal Mile zwischen Castlehill und Canongate feiern Festivalbesucher bis tief in die Nacht. Spätvorstellungen in der umfunktionierten Kirche namens The Hub gehen schon mal in Partys über (Castlehill). In den Pubs um den Grassmarket drängen sich Durstige am Tresen und ordern ihre Pints. In den verzweigten Gewölben des Underbelly finden Fringe-Shows statt, während des Festivals gibt es Pop-up-Bars und einen Biergarten (66 Cow­gate).

Restaurants in Edinburgh

Edinburgh ist ein Foodie-Paradies. Dank großer Auswahl lässt sich auch an Festivaltagen kurzfristig ein Plätzchen finden. Zum Beispiel im hip-freundlichen Badger & Co, benannt nach dem Dachs des Kinderbuchklassikers „Der Wind in den Weiden“. Auf den Tisch kommen Gerichte mit speziellem Touch, wie orientalisch gewürzte Pies, schottische Forelle in Zitronengras, Ingwer und Chili mariniert oder grüne Bohnen in Honig und Sesam. (32 Castle St) Schottische Cuisine wird im The Wee Restaurant serviert: Jakobsmuscheln, Hummer oder Rinderfilet (61 Frederick St).

Übernachten in Edinburgh

Motel Ones
© Motel Ones

Günstig und sehr zentral schlafen Gäste der beiden Motel Ones, die sogar Karo tragen 4 (18–21 Market St und 10–15 Princes St, Doppelzimmer ab ca. 70 €). In der Jugendherberge
Central Youth Hostel gibt es auch Einzel- und Doppelzimmer (9 Leith Walk, Doppelzimmer ab ca. 40 €). Etwa 15 Gehminuten westlich der Altstadt liegt das gediegen-schöne Brooks Hotel (70–72 Grove St, Doppelzimmer mit Frühstück ab ca. 80 €). Fünf Sterne, von Designern eingerichtete Zimmer hinter historischer Fassade sowie ein großartiges Frühstück bietet das G&V Royal Mile (1 George IV Bridge, Doppelzimmer mit Frühstück ab ca. 340 €).

GEO SAISON Nr. 06/2017 - Das Norwegen der Fjorde

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel