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Gärtnern So züchten Sie Ihre eigenen Pilze – auf Balkon und Terrasse

Pilze züchten und Pilze anbauen klappt auf dem Balkon
Erfolgreiche Ernte: Pilze lassen sich das ganze Jahr über anbauen und ernten
© mauritius images / Westend61 / Miriam Dörr
Anstatt in den Wald zu fahren und sich auf die Suche nach Pilzen zu begeben, können Sie die kleinen Schattenliebhaber auch ganz einfach selbst anbauen! Ob im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse – Pilze fühlen sich an vielen Standorten wohl. Wir verraten zwei Anbaumethoden für Zuhause

Sie sind gern im Garten oder auf dem Balkon und erfreuen sich am liebsten das ganze Jahr lang an der eigenen Ernte? Dann haben wir einen Gärtner-Tipp, der Sie von Frühling bis Winter beschäftigen wird: Pilze! Die Hütchenträger wachsen drinnen wie draußen und geben sich auch auf kleinstem Raum zufrieden.

Ob auf Holzstämmen, in Töpfen, auf Stroh und oder auf altem Kaffeesatz: Pilze wachsen auf Materialien, die sonst ungenutzt bleiben oder im Müll landen würden - das macht den Pilzanbau besonders nachhaltig und ressourcenschonend.

Pilzsaison? Das ganze Jahr!

Im Gegensatz zu vielen Obst- und Gemüsesorten, haben Pilze das ganze Jahr über Saison. Das Gartenjahr beschränkt sich also nicht nur auf die Frühlings- und Sommermonate. In der Jahreszeitenliste unten finden Sie die beliebtesten Speisepilze und den perfekten Zeitpunkt, um diese sprießen zu lassen.

Welcher Pilz zu welcher Jahreszeit?

Frühling
Taubenblauer Austernseitling
Waldviertler Austernseitling
Stockschwämmchen
Champignon

Sommer
Rosa Seitling
Gelber Seitling
Sommerseitling
Shiitake

Herbst
Shiitake
Stockschwämmchen
Nameko

Winter
Samtfußrübling

Der richtige Standort für den Pilzgarten

Pilze lieben Schatten. Und obgleich sie sich auf vielen Böden wohlfühlen, so wachsen sie doch nicht immer und überall. Um erfolgreich Pilze anzubauen, sollten Hobby-Pilzzüchter einige Standortfaktoren berücksichtigen.

So bevorzugen Pilze ein feuchtes Mikroklima, also einen zumindest halbschattigen Platz, welches das Wachstum begünstigt. Zudem sollten die Pilzkulturen nicht allzu windexponiert stehen, um ein Austrocknen zu vermeiden.

Ebenfalls wichtig für einen Pilzgarten ist die Verfügbarkeit von Wasser, das zum Bewässern der Kulturen benötigt wird. Pilze müssen regelmäßig gegossen werden, wobei die verschiedenen Pilzarten unterschiedliche Wassermengen haben.

Beim Boden sind Pilze hingegen weitaus weniger wählerisch. Nur Staunässe im Boden kann das Wachstum von Pilzen negativ beeinflussen.

Für die Nachhaltigen: Pilze züchten auf Kaffeesatz

Pilze und Kaffee? Das klingt zuerst nach einer sehr ungewöhnlichen Kombination – doch tatsächlich können sich die beiden wunderbar leiden! Kaffeesatz ist nämlich ein idealer Nährboden für Pilze, da er viele wertvolle Nährstoffe enthält, die beim Brühvorgang nicht zur Gänze herausgelöst werden.

Phosphor, Stickstoff und Kalium sind einige der verbleibenden Spurenelemente. Auch weitere Bestandteile wie Zellulose, Hemizellulosen und Ligninen fördern das Pilzwachstum. Zudem benötigen Pilze auf Kaffeesatz nur wenig Platz, machen wenig Arbeit und können bis zu drei Mal geerntet werden.

Es gibt verschiedene Methoden, um Pilze auf Kaffeesatz zu züchten. Möchten Sie schnell loslegen und ihre erste Ernte in den Händen halten, benötigen Sie

  • einen sauberen, keimfreien Behälter mit Deckel zum Sammeln des Kaffeesatzes
  • 500 ml frischen Kaffeesatz, maximal zwei oder drei Tage alt
  • 75 ml Pilzbrut
  • einen sauberen Pilz-Kübel mit Deckel für den Anbau
  • Vliespflaster

Und so wird's gemacht:

Zunächst benötigen Sie einen sauberen, möglichst keimfreien Pilz-Kübel mit Deckel. In den Kübel bohren Sie zwei bis vier Löcher mit einem Durchmesser von 1 bis 2 Zentimetern. Aus diesen Löchern können später die Pilze herauswachsen. Platzieren Sie die Bohrungen möglichst mittig und mit gleichem Abstand zueinander. Die Löcher können bis zur Fruchtungsphase mit einem Vliespflaster (gibt es in Apotheken) verschlossen werden, das vor Kontaminationen schützt.

Pilzgeflüster
Eine ausführliche Anleitung mit wertvollen Tipps für den Anbau von Pilzen auf Kaffeesatz, Baumstämmen und anderen Materialien liefert das Buch "Pilzgeflüster - Wie deine eigenen Pilze aus dem Boden schießen", das 2020 im Löwenzahn Verlag erscheint
© Löwenzahn Verlag

Vermischen Sie nun den Kaffeesatz mit der Pilzbrut und befüllen sie damit den Pilz-Kübel. Der Kübel sollte im Innenraum mit einer Raumtemperatur von maximal 22–25 °C stehen. In dieser Phase benötigen die Pilze noch kein Licht. Nach etwa zwei bis vier Wochen sollte der gesamte Kübel mit Pilzmyzel durchwachsen sein, der Kaffeesatz ist nun weiß geworden.

Wenn das weiße Pilzmyzel zur Gänze in das Substrat eingewachsen ist, kommt es meist automatisch zur ersten Fruchtung und nach wenigen Tagen sprießen die ersten Fruchtkörper. Falls nicht, kann der Kübel an einen etwas kühleren Platz und im Tageslicht - aber ohne direkte Sonneneinstrahlung - gestellt werden. Der Grund: Pilze lieben Temperaturunterschiede!

Pilze züchten
Sprießen die Pilze aus den Löchern des Kübels, geht es ans Ernten
© Magdalena Wurth

Das Vliespflaster kann nun von den Löchern entfernt werden. So können die Pilze im Kübel besser atmen und fruchten noch lieber aus den vorgebohrten Löchern, der Deckel bleibt aber auf dem Kübel. Sieht das Kaffee-Pilzgemisch sehr trocken aus, kann man es mit ein wenig Wasser aus einem Zerstäuber besprüht werden.

Wenn der Pilz-Kaffee stark vom Pilzgeflecht durchwachsen ist und die Pilze aus den Löchern des Kübels sprießen, steht der ersten Pilzernte nichts mehr im Weg!

Für begeisterte Ausprobierer: Pilze auf Strohpellets anbauen

Die Kultivierung von Pilzen auf Stroh, beziehungsweise Strohpellets, ist ziemlich einfach. Strohpellets bilden eine ideale Basis für Pilze und können problemlos im Versandhandel bestellt werden – meist findet man diese unter Einstreumaterial für Tiere. Für die Anzucht von Pilzen auf Strohpellets gelten dieselben Grundvoraussetzungen wie für alle anderen Kulturarten: Je feuchter das Mikroklima, desto besser wachsen die Pilze!

Für die Anzucht benötigen Sie:

  • 2,5 kg Strohpellets, möglichst aus Bio-Produktion
  • einen großen Eimer mit Deckel
  • Wasser
  • Handschuhe
  • ein Leintuch
  • 1 l Getreidepilzbrut
  • einen großen Pilz-Kübel mit Deckel
  • alternativ zwei Blumentöpfe mit Löchern (Durchmesser mind. 26 cm) und Untersetzern
  • evtl. Klarsichtfolie
Pilze züchten im Eimer
Erntereife Austernseitlinge: ein echter Leckerbissen!
© Magdalena Wurth

Und so wird's gemacht:

Zur Vorbereitung müssen die Strohpellets fermentiert werden, um Bakterien oder Schimmelpilze abzutöten. Dazu weichen Sie diese in etwa 10 Liter warmem Wasser in einem großen Eimer ein. Achtung: Da die Strohpellets stark aufquellen, sollte der Eimer nicht zu klein sein!

Je nach Umgebungstemperatur dauert die Fermentierung zwischen einer und zwei Wochen (zur Orientierung: bei 20 bis 26 Grad Celsius benötigen die Strohpellets etwa eine Woche). Da bei der Gärung unangenehme Gerüche entstehen können, empfiehlt es sich, dazu einen Behälter mit einem dicht sitzenden Deckel zu verwenden).

Die oberste dunkelbraune, etwa ein bis zwei Zentimeter dicke Schicht wird im Anschluss entfernt. Dann wird das überschüssige Wasser mit einem ausgedienten Leintuch abgepresst. Verwenden Sie dazu unbedingt Handschuhe, um Flecken auf Haut und Kleidung zu vermeiden!

Danach geht es an die Beimpfung. Dazu vermischen Sie die Getreidepilzbrut mit den Strohpellets und füllen die Menge anschließend in den Pilz-Kübel oder die Blumentöpfe. Drücken Sie die Masse sanft fest. Haben Sie sich für Blumentöpfe als Kulturbehälter entschieden, spannen Sie nach dem Befüllen noch etwas Folie über den Topfrand und piksen Sie einige Luftlöcher hinein. Das macht einen leichten Luftaustausch in der Durchwachsphase möglich und begünstigt so ein feuchtes Mikroklima.

Der Behälter kann nun in den Keller, die Abstellkammer oder an einen anderen dunklen, warmen Ort gestellt werden. Nach einigen Tagen entwickelt sich das weiße Myzel des Kulturpilzes, bald zeigt sich an der Oberfläche ein feines weißes Geflecht. Die Durchwachsphase dauert insgesamt etwa drei bis vier Wochen. Achten Sie währenddessen darauf, dass das Substrat feucht bleibt.

Sind die ersten Pilzansätze zu sehen, sollte auf eine genügende Frischluftzufuhr und Licht geachtet werden. Entfernen Sie dazu die Folie, stellen Sie den Behälter an einen schattigen Ort und achten Sie auf eine ausreichende Bewässerung. Besprühen Sie die Pilze dazu ein bis zwei Mal pro Tag mit Wasser.

Dann heißt es Abwarten und Beobachten. Die Pilze wachsen heran und sind dann erntereif, wenn sich ihre Hutkante leicht nach unten neigt. Schneiden Sie die Pilze vorsichtig und vollständig vom Substrat.

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