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Grüne Gentechnik Wird die Gentechnik überschätzt?

Gentechnik
Die Lösung für alles Mögliche? Grüne Gentechnik wird überschätzt, meint GEO-Redakteur Klaus Bachmann
© mauritius images / Science Photo Library
Der Boom der "grünen Gentechnik" ließ in der Forschung nur noch wenig Geld für klassische Züchtungsmethoden. Ein Fehler. Neue Versuche haben gezeigt, dass nach der alten Schule viel zu erreichen ist

Was haben uns die Pflanzengenetiker nicht alles versprochen. Weizen, Reis und Mais wollen sie mit besserem Erbgut ausstatten, um die Pflanzen gegen Trockenheit, Schädlinge, Nährstoffmangel zu wappnen, Erträge zu steigern und so den Welthunger zu stillen.

Der Boom der „grünen Gentechnik“ ließ in der Forschung nur noch wenig Platz und Geld für die klassischen Methoden: die mühevolle Kreuzung und Selektion von Gewächsen mit gewünschten Eigenschaften.

Ein Fehler. Neue Versuche haben gezeigt, dass nach der alten Schule durchaus viel zu erreichen ist. Ein Team um den US-amerikanischen Pflanzenphysiologen Jonathan Lynch hat sich zum Beispiel die Gartenbohne vorgenommen. In Afrika sind Bohnen eine wichtige Proteinquelle. Um die Erträge auf den häufig ausgelaugten Böden zu steigern, optimierten die Wissenschaftler das Wurzelwerk der Nutzpflanze – mit althergebrachten Zuchtmethoden.

Das Resultat ist beeindruckend: Die neuen Varianten können den Nährstoff Phosphor besser aufnehmen. Studien in Mosambik zufolge ernteten die Bauern dort dadurch dreimal so viele Bohnen wie bei herkömmlichen Sorten – 1500 Kilogramm pro Hektar statt 500.

Effiziente Phosphorverwerter - ganz ohne Gentech

In China wachsen bereits auf 67.000 Hektar auf klassischem Weg „verbesserte“ Sojabohnen, die Phosphor effizienter nutzen. Tests laufen auch mit Maissorten, die auf stickstoffarmen Böden besser gedeihen. Die konventionellen Züchter haben damit jene Firmen überholt, die Pflanzen per Gentechnik an Nährstoffmangel anpassen wollen. Deren Versuche mit manipuliertem Erbgut liefern auch nach Jahren noch nicht die gewünschten Resultate.

Die Schwierigkeiten gründen in einer zu simplen Vorstellung: Mit einem einzigen Gen lasse sich die Fähigkeit einer Pflanze zur Nährstoffaufnahme über die Maßen ankurbeln. Dieses Gen gelte es zu finden und ins Erbgut einzuschleusen. Fertig wäre die Superpflanze. Leider aber werden die Eigenschaften eines Organismus oft durch ein komplexes Netz aus Genen reguliert. Das Ein-Gen-Konzept funktioniert daher nur in seltenen Fällen.

Der jüngste Erfolg der alten Zuchtmethoden zeigt: Es ist unklug, in der Forschungsförderung zu sehr auf eine einzige Richtung zu setzen, mag die auch neu und faszinierend sein. Es ist immer eine gute Idee, vielfältige Ansätze zu verfolgen. Und manchmal auch altmodische.

GEO Nr. 08/16 - Die Kunst des Loslassens

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