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Mythen-Check Von Vorbräunen bis Nachcremen: Populäre Irrtümer über Sonnenschutz

Gut eingecremt heißt gut geschützt – nicht nur vor Sonnenbrand, sondern langfristig auch vor Hautkrebs und Hautalterung
Gut eingecremt heißt gut geschützt – nicht nur vor Sonnenbrand, sondern langfristig auch vor Hautkrebs und Hautalterung
© Aleksandar Nakic / Getty Images
Schützt Karottensaft vor Sonnenbrand? Sollte man seine Haut im Solarium vorbräunen, um sie auf den Sommer vorzubereiten? Zehn beliebte Sonnenschutzmythen im Check

Inhaltsverzeichnis

Sommer, Sonne, Strand: Die heißen Tage locken ins Freie. Und wie jedes Jahr haben Mythen über Sonnenschutz Konjunktur. Hilft ein hoher Lichtschutzfaktor wirklich mehr? Trägt die richtige Ernährung zum Schutz der Haut bei? Verlängert Nachcremen den Sonnenschutz? Dieser Faktencheck zeigt, was stimmt:

1. Eine gesunde Bräune schadet nicht

Falsch.

Sonnenanbeter müssen nun stark sein: Tatsächlich gibt es keine gesunde Bräune. "Jede Bräune ist eine Verzweiflungstat der Haut", sagt beispielsweise Dermatologin Dr. Yael Adler im Interview mit GEO. "Das Erbgut der Zellen bekommt durch die UV-Strahlung Stress, und dann versucht die Haut, sich zu schützen. Dafür wird Melanin produziert, ein Pigmentstoff aus den Melanozyten, also den Zellen in der obersten Hautschicht. Der Pigmentierungsprozess dauert ein paar Tage. Besser als nichts, sagt sich die Haut. Und dann gibt es noch einen langsamen Prozess der Hautverdickung von ungefähr drei Wochen. Auch die soll die Haut vor der Sonne schützen." Bis dieser Schutz aufgebaut ist, seien die meisten Menschen aber schon wieder aus dem Sommerurlaub zurück.

2. Nachcremen verlängert den Sonnenschutz

Falsch.

Das Bundesamt für Strahlenschutz rät, die Sonnencreme 20 bis 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne aufzutragen. Um die Schutzwirkung der Sonnencreme aufrechtzuerhalten, sei regelmäßiges Nachcremen wichtig: "Mindestens alle zwei Stunden und vor allem nach dem Baden und dem Abtrocknen". 

Voraussetzung ist aber, dass der Lichtschutzfaktor der Sonnencreme hoch genug ist.

Der Lichtschutzfaktor (LSF) gibt an, um wie viel die Sonnencreme den Eigenschutz der Haut vergrößert. Ein Beispiel: Jemand mit besonders heller Haut kann sich im Sommer vielleicht nur zehn Minuten ungeschützt im Freien aufhalten, ohne Sonnenbrand zu bekommen. Eine Creme mit LSF 30 würde diese Eigenschutzzeit um den Faktor 30 verlängern: Auf 300 Minuten (also fünf Stunden) ohne Sonnenbrand. 

Diese Zeitspanne lässt sich nicht vergrößern, indem Sie nach 300 Minuten mit mehr Sonnencreme nachlegen – auch nicht mit einem höheren Lichtschutzfaktor. Die Strahlung hat dann bereits die Haut durchdrungen, und die Schutzzeit ist erschöpft.

3. Vorbräunen im Solarium schützt die Haut

Falsch.

Wer sich in die Sonne oder ins Solarium legt, setzt seine Haut ultravioletter Strahlung aus. Grundsätzlich werden dabei drei Arten unterschieden: UVA, UVB und UVC. Die UVA-Strahlung ist der Teil der Strahlung, die bis in die Lederhaut (Dermis) wirkt. UVB-Strahlen treffen hingegen nur die Oberhaut. UVC-Strahlen sind so kurzwellig, dass sie schon von der Ozonschicht abgefangen werden.

Die Sonnenbank sorge nur für eine "schmutzige Bräune", die keinen richtigen Schutz aufbaut, sagt Dermatologe Christoph Liebich aus München. Das in Solarien verwendete Licht besteht vorwiegend aus UVA-Strahlen, die für eine schnelle, aber nicht dauerhafte Bräune sorgen. "Zum Schutzaufbau brauchen wir eben auch einen UVB-Anteil, der im Solarium aber verboten ist." 

Generell entstehe beim Vorbräunen im Solarium eine Strahlenbelastung. Nicht ohne Grund sind Solarien für Menschen unter 18 Jahren verboten. "Jegliche zusätzliche Strahlung ist nicht gut", betont Liebich.

4. Wer Karottensaft trinkt, bekommt weniger Sonnenbrand

Richtig – mit Einschränkungen.

"Es gibt Anhaltspunkte, dass wir schlechter mit der Sonne umgehen können, wenn wir weniger bunte Pflanzenfarben essen", erklärt beispielsweise Dermatologin Yael Adler. "Denn die lagern sich in der Haut ab und bieten dort einen natürlichen Schutz. Ein Beispiel dafür ist das in Möhrensaft enthaltene Beta-Carotin. Wer jeden Tag ein Glas trinkt, hat nach einem Monat eine leicht orangefarbene Haut. Dadurch verlängert sich der Eigenschutz der Haut um das Zwei- bis Dreifache."

Spart man sich auf diese Weise also die Sonnencreme? Leider nicht. Zwar können die vorwiegend in gesunden Nahrungsmitteln vorhandenen Beta-Carotine und Vitamin A laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Abda für einen natürlichen Schutz der Haut sorgen, auch vor Sonne. Dieser sei jedoch allein nicht ausreichend, um die Haut bei einem hohen UV-Index vor Sonnenbrand zu bewahren. 

Die Basis sollte immer Sonnencreme sein, denn die Ernährung allein baue keinen richtigen Schutzfaktor auf, rät auch Dermatologe Christoph Liebich.

5. Vitamin D schützt vor Hautkrebs

Richtig – mit Einschränkungen. 

Wer sich über die Ernährung Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren zuführt, kann damit tatsächlich Hautkrebs vorbeugen, erklärt Dermatologin Yael Adler. Omega-3-Fettsäuren sind beispielsweise in Fisch- und Algenöl sowie in schwächeren Varianten auch in Leinöl, Rapsöl oder Walnussöl enthalten. 

Vitamin D bildet der Körper in der Regel zu 80 bis 90 Prozent selbst und zwar mithilfe von Sonnenlicht, schreibt beispielsweise das Robert-Koch-Institut (RKI). Dafür sei es nötig, sich im Freien aufzuhalten, da die notwendige UVB-Strahlung im Sonnenlicht nicht durch Fensterscheiben dringt. Ein bisschen Sonne darf es dann also sein. 

Unter den Lebensmitteln, die Vitamin D enthalten, sind beispielsweise Eier, Speisebilze und fetter Seefisch. Laut RKI trägt die Ernährung aber lediglich zu 10 bis 20 Prozent zur Vitamin-D-Versorgung bei.

6. Um genügend Vitamin D zu bekommen, darf ich mich nicht eincremen

Falsch.

Die Versorgung mit Vitamin D ist kein Freifahrtschein, um ungeschützt stundenlang in der Sommersonne zu braten. 

Um die körpereigene Vitamin-D-Produktion anzukurbeln, hilft es in den hiesigen Breiten schon, ab und zu die Kaffeepause ins Freie zu verlegen. Laut Angaben des RKI sollte man zwischen März und Oktober zwei- bis dreimal pro Woche Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz der Sonne aussetzen.

"Für  eine ausreichende Vitamin-D-Synthese reicht hierbei bereits die Hälfte der Zeit, in der sonst ungeschützt ein Sonnenbrand entstehen würde. Da Rötungen der Haut sowie Sonnenbrände grundsätzlich vermieden werden sollten, sind bei längeren Aufenthalten in der Sonne unbedingt Sonnenschutzmaßnahmen zu treffen", heißt es dazu auf der Seite des RKI. In Deutschland reiche die Strahlung von März bis September aus, um Vitamin-D-Reserven für den Winter anzulegen. 

Insgesamt scheint der vernünftige Einsatz von Sonnenschutz die Vitamin-D-Produktion nicht zu hemmen. So ergab beispielsweise eine 2020 im Fachmagazin "Journal of the European Academy of Dermatology and Vernereology" veröffentlichte Studie, dass sonnenempfindliche Menschen, die häufiger im Schatten bleiben und regelmäßig Sonnenschutz verwenden, trotzdem keinen Vitamin-D-Mangel entwickelten.

7. Gebräunte Haut macht schön

Falsch – zumindest auf lange Sicht. 

Zugegeben, gerade in der westlichen Welt gilt gebräunte Haut gemeinhin als schön. Vielleicht weil sie ein Gefühl von Urlaub und einem aktiven Lebensstil an der frischen Luft vermittelt, vielleicht weil sie das Gesicht leuchten und den Körper knackig und sonnengeküsst aussehen lässt. Doch auf lange Sicht kann die Bräune das Versprechen von Schönheit nicht einhalten. Denn einem frischen und jugendlichen Äußeren ist sie nicht zuträglich.

"UV-Strahlung und weitere Anteile des Tageslichtes sind massive Altersbeschleuniger. Das wird auch in der Hautkrebsvorsorge deutlich, wenn sich die Leute ausziehen. Die haben dann alle ein super junges Hautbild am Po, und im Gesicht findet man die ganzen Lichtschäden. Dabei sind Po und Gesicht ja gleich alt", erklärt Dermatologin Adler.  

Wer statt in der Sonne lieber in der Sauna schwitzt, könnte damit übrigens der Hautalterung vorbeugen. So legt eine kleine Studie von Forschenden der Universität Jena nahe, dass die Haut bei regemäßigen Saunagängen mit anschließendem Kältebad einen niedrigeren pH-Wert aufweist. Das stabilisiert den Säureschutzmantel und stärkt zudem die Barrierefunktion der Haut, sodass die Oberfläche Feuchtigkeit besser speichern kann – und deshalb glatter wirkt. 

8. Viel hilft auch viel

Richtig.

Tatsächlich sollten Sie beim Eincremen nicht sparen – weder an der Menge noch am Lichtschutzfaktor (LSF). Cremen Sie Ihre Haut unbedingt großzügig ein. Denn in der Realität wird der auf der Packung angegebene Lichtschutzfaktor fast nie erreicht, weil viele Menschen sich zu sparsam eincremen. Bei einer Körpergröße von 1,80 Meter sollten es beispielsweise 40 Milliliter sein – also ungefähr drei bis vier Esslöffel Sonnencreme.

Als goldene Regel empfehlen Hautärztinnen und Hautärzte beim Sonnenschutz generell: "Meiden, kleiden, cremen." 

Dermatologin Yael Adler erklärt dazu: "Man sollte die starke Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden. Kleiden bedeutet, dass man die Haut am besten mit dicht gewebter, lockerer Kleidung schützt oder sogar mit zertifizierter UV-Schutzkleidung (UV-Standard 801) und ergänzend dazu mit Hut und Sonnenbrille. Und dann darf das Eincremen nicht fehlen, vor allem an Stellen, die man nicht gut schützen kann."

Sonnenschutz-Mythen
Wer nicht genügend Sonnencreme für den Körper verwendet, kann trotz hohem Lichtschutzfaktor Sonnenbrand bekommen
© Karl-Josef Hildenbrand/dpa/dpa-tmn

9. Sonnencreme kann verfallen

Richtig. 

Auch Sonnenschutzmittel können schlecht werden. Dass man Cremes und Co. nicht zu lange aufheben sollte, hat mehrere Gründe. So lässt der Schutz vor UV-Licht nach. Das kann kurzfristig zu Sonnenbrand führen und langfristig das Risiko für Hautkrebs erhöhen. Deshalb geben die Hersteller an, wie viele Monate ein Sonnenschutzmittel nach dem Öffnen verwendet werden sollte. Dazu dient ein kleines Symbol mit einer Zahl und einem "M". "12M" bedeutet zwölf Monate. Eine Notiz mit dem Öffnungsdatum auf der Flasche kann helfen. 

Zusätzlich bildet sich in vielen Sonnencremes mit der Zeit das womöglich krebserregende Benzophenon. Das haben Forschende in einer Studie für die "American Chemical Society" festgestellt. Benzophenon entsteht nach und nach aus Octocrylen. Viele Sonnencremes enthalten diese Chemikalie, weil sie vor UVB-Strahlung schützt. Die Forscher haben im Experiment eine Alterung des Produkts von einem Jahr nachgestellt. Auffällig dabei und ein weiterer Grund, Sonnenmilch vom Vorjahr zu entsorgen: Benzophenon kann sogar in ungeöffneten Packungen entstehen.

10. Ich kann meine Haut trainieren, um Sonne besser zu vertragen

Richtig – allerdings gilt das nicht für sehr hellhäutige Menschen. 

Man kann sich langsam an die Sonne gewöhnen, sodass die Haut ihre eigenen Schutzmechanismen aufbaut. Studien zeigen: Wer selten in der Sonne ist, sich jedoch im Sommerurlaub beispielsweise starker Strahlung aussetzt, ist eher gefährdet, Hautkrebs zu bekommen, als jemand, der sich regelmäßig der Sonne aussetzt. 

Das liegt vermutlich daran, dass sich die Haut nach einer Weile einen eigenen Sonnenschutz zulegt: Sie lässt ihre äußerste Schicht aus verhornten Zellen anwachsen (die sogenannte Lichtschwiele entsteht) und produziert den Farbstoff Melanin, der bräunt und einen Teil der gefährlichen Strahlung absorbiert. Außerdem scheint regelmäßige Sonne das körpereigene Reparatursystem zu trainieren, sodass es Erbgutschäden schneller behebt. 

"Menschen mit Hauttyp 1, also dem hellsten Hauttyp, können das aber niemals", sagt Dermatologin Adler. "Sie entwickeln weder eine schützende Hautverdickung noch eine Pigmentierung, weil sie ein rötliches Melanin haben. Sie werden nicht braun und gehören von ihrer Genetik einfach in den Norden."

mit dpa

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