Das kleine Fotoalbum mit rosa Herzcheneinband hatte Liam Enea vor vier Jahren geschenkt bekommen. Es gehörte seiner inzwischen verstorbenen Großtante Maryann - und geriet bald in Vergessenheit.
Maryann wohnte in der Greenwich Street, in der Nähe des World Trade Centers. Von ihrem Balkon aus konnte sie die Türme sehen. Nachdem das erste Flugzeug in den Nordturm krachte, dokumentierte sie mit einer Einwegkamera die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York. Akribisch hielt sie den Verlauf der Anschläge und die Verwandlung der Umgebung fest.
Terroristen entführten am 11. September 2001 American-Airlines-Flug 11 und United Airlines Flug 175. Sie leiteten die Flugzeuge in die Zwillingstürme. Der Zusammenstoß führte zum Einsturz beider Wolkenkratzer. Über 2900 Menschen starben.
"Ich halte die Fotos für etwas Besonderes, da sie von einem der nächstgelegenen Wohngebäude fotografiert wurden und nicht von Weitem oder vom Boden aus, wie die meisten legendären 9/11-Fotos", erklärt Liam Enea gegenüber GEO.de zu den Bilder seiner Verwandten. "Maryann war keine Fotografin, arbeitete aber zeitlebens in der Model- und Modebranche. Ich hatte nie die Gelegenheit, sie zu treffen, aber ich weiß durch meine Mutter, dass die Szene sie fassungslos gemacht hat, und dass sie es vorzog, die Ereignisse dieses Tages nicht zu besprechen."
So blieben die Fotos verborgen, bis sich Enea Anfang des Jahres wieder an das Album erinnerte und entschied, die Fotos zu veröffentlichen.