Der König muss sich als würdig erweisen. Haben die Götter ihn erwählt, zum neuen Herrscher über das Land, werden sie ihm ein Zeichen geben. Ihn führen zu jenem Schatz, der irgendwo in der Erde ruht. Suchend geht der Monarch umher und lässt den Blick über den Boden wandern.
Und tatsächlich: Die Götter weisen ihm den Weg, lenken seine Schritte. Hin zu der Stelle, an der er stehen bleibt und plötzlich zu graben beginnt. Wahrscheinlich haben die Untertanen sich versammelt, um diesem heiligen Ritual beizuwohnen. Sehen dem Herrscher zu, wie er sich tiefer und tiefer in den Grund wühlt, vielleicht mit einer Schaufel, vielleicht mit bloßen Händen.
Endlich erblickt er ein Schimmern in der dunklen Erde. Glänzendes Metall. Goldene Trinkhörner oder Krüge zieht er womöglich hervor, Amphoren oder Schalen aus Silber, über und über verziert mit Ornamenten und Figuren. Als er triumphierend den Fund in die Höhe reckt, gleißen die Oberflächen im Sonnenlicht. Vor aller Augen hat der König den Beweis erbracht: Wahrlich, die Götter sind ihm hold.
Die Schatzsuche ist letztlich nur eine Illusion
Es ist ein Schauspiel der Pracht und der Macht, das sich, wie manche Forscher vermuten, auf ähnliche Weise in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende immer wieder abspielt. Im Land der Thraker, dessen Kerngebiet sich zu Füßen jenes Gebirges erstreckt, dem die riesige Halbinsel in Südosteuropa ihren späteren Namen verdankt: dem Balkan.