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Ängste Krank vor Sorge: Hypochonder sterben früher

Wer sich zu sehr um seine Gesundheit sorgt, riskiert genau diese
Wer sich zu sehr um seine Gesundheit sorgt, riskiert genau diese
© Malte Mueller / Getty Images
Es erscheint paradox: Menschen, die sich große Sorgen um ihre Gesundheit machen, haben eine erhöhte Sterblichkeitsrate. Doch dafür gibt es Gründe

Laut einer aktuellen schwedischen Studie sterben Menschen, die sich übermäßig um ihre Gesundheit sorgen, im Schnitt fünf Jahre früher als jene, die sich keine großen Sorgen machen. Das erscheint zunächst erstaunlich. Denn warum sollten Frauen und Männer, die sich um ihr Wohlergehen Gedanken machen, eine verhältnismäßig kürzere Lebenserwartung haben? 

Verglichen hatte die Studie 4.100 Personen mit und 41.000 Personen ohne Hypochondrie –  über einen Zeitraum von 24 Jahren. Das Ergebnis: Von 100 Menschen mit Hypochondrie starben innerhalb von 10 Jahren 8,5 Personen, von 100 Menschen ohne Hypochondrie waren es dagegen nur 5,5 Personen. Hypochonder starben durchschnittlich bereits mit 70 Jahren, jene ohne Hypochondrie erst mit 75 Jahren.

Die Gesundheitsangst führt oft zu chronischem Stress

Unter den natürlichen Todesursachen war für Hypochonder vor allem das Risiko an Kreislauf- und Atemwegserkrankungen zu sterben erhöht; für Krebs war es dagegen in beiden Gruppen ähnlich. Außerdem war das Risiko einer Selbsttötung für Menschen mit der Diagnose Hypochondrie viermal höher als in der Normalbevölkerung. 

"Chronischer Stress und seine Auswirkungen auf den Körper könnten einen Teil der Unterschiede erklären", schreiben die Forschenden in dem Fachblatt "JAMA Psychiatry". Denn eine ausgeprägte Hypochondrie ist medizinisch gesehen eine ernsthafte Angsstörung.

Manche Hypochonder vermeiden jeglichen Arztbesuch

Menschen mit einer solchen Störung greifen öfter als andere zu Alkoholika, Tabak und anderen Drogen – mit den bekannten Folgen. Die ständige Furcht vor schweren und lebensbedrohlichen Krankheiten setzt Betroffene zudem dauerhaft unter  starken psychischen Druck.

Bei einigen führt das zu häufigen und vielfach unnötigen Arztbesuchen. Bei anderen zu einer völligen Vermeidung von Arztbesuchen, aus der Furcht heraus, es könnte eine echte und möglicherweise tödliche Erkrankung diagnostiziert werden. Nicht wenige ausgeprägte Hypochonder wenden sich sogar ganz vom medizinischen System ab. Was wiederum dazu beitragen kann, dass tatsächliche Krankheiten erst spät oder gar nicht erkannt werden.

Zum Glück ist eine derartige Angststörung behandelbar. Beispielsweise mit kognitiver Verhaltenstherapie, verschiedenen Entspannungstechniken oder in manchen Fällen auch durch die Gabe von Antidepressiva. 

Auf die Signale des Körpers hören

Anders ist es bei sogenannten "Alltagshypochondern", bei denen die Hypochondrie nur schwach ausgeprägt ist: Das sind Menschen, die auffällige körperliche Empfindungen recht genau beobachten und Symptome dann medizinisch abklären lassen. Laut einer schottischen Studie aus dem Jahr 2017 hatten solche Personen ein um acht Prozent niedrigeres Risiko an Herz- und Atemwegserkrankungen sowie Krebs zu sterben als eine Vergleichsgruppe. Durch ihre erhöhte Wachsamkeit gegenüber besorgniserregenden Symptomen kam es oftmals zu einer frühen Diagnose ernster Erkrankungen.

Man sollte sich zwar nicht verrückt machen durch tatsächliche oder vermeintliche Krankheitsanzeichen – aber es ist durchaus sinnvoll, auf die Signale seines Körpers zu hören.

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