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Neue Therapie Chronische Albträume: Mit Imagination und Tönen die Schrecken der Nacht bekämpfen

Eine Frau liegt im Bett und schläft
Chronische Albträume plagen rund fünf Prozent der Bevölkerung. Eine neue Therapie verspricht Abhilfe
© Ievgen Chabanov/ Alamy Stock / mauritius images
Fünf Prozent der Bevölkerung leiden unter chronischen Albträumen: Nun haben Forschende aus Genf einen vielversprechenden Ansatz entwickelt, der Betroffenen dabei hilft, wieder ruhiger zu schlafen

Man fällt in gähnende Tiefe, wird von dunklen Gestalten verfolgt, steht nackt in der Öffentlichkeit oder soll unvorbereitet die Mathe-Klausur für das Abi schreiben. Jeder, jede von uns wird wohl hin und wieder von derartigen Albträumen aus dem Schlaf gerissen. Doch rund fünf Prozent der Bevölkerung leiden unter chronischen, immer wiederkehrenden Nachtmahren. Die beunruhigenden Erfahrungen im Schlaf können das tägliche Erleben teils stark beeinflussen, zu Müdigkeit und psychischen Störungen führen, Ängste vor dem Zubettgehen hervorrufen.

Neue Studie zu quälenden Albträumen

Ein Team von Forschenden um die Neurowissenschaftlerin Sophie Schwartz von der Universität Genf hat nun einen neuen Ansatz zur Linderung der quälenden Albträume entwickelt. Die therapeutische Idee baut auf einer bereits gängigen Methode auf, der Imagery Rehearsal Therapy (IRT): Dabei versuchen Betroffene, sich die gruseligen Geschichten zu vergegenwärtigen und sie etwa morgens in einem Traumtagebuch niederzuschreiben. Dann heißt es, dem Schrecken im Wortsinn ein Ende zu bereiten. Denn das Typische an Albträumen ist, dass sie genau dies nicht haben: ein Ende. Schließlich wachen Geplagte meist dann auf, wenn sie das nächtliche Kopfkino nicht mehr aushalten.

Das hilft bei Albträumen: Dem Traum ein postives Ende geben

Bei der IRT geht es darum, sich bewusst einen positiven Ausgang der erschütternden Ereignisse vorzustellen. Ein bedrohlicher Schatten jagt hinter einem her? Vielleicht öffnet sich eine Tür, hinter der eine sonnige Landschaft liegt. Man läuft entblößt durch eine Menschenmenge? Möglich, dass ein imaginierter Helfer herbeieilt und passende Klamotten reicht. Der freie Fall ins Nirgendwo? Es wachsen Flügel, kräftig genug, wieder emporzuflattern. Mit einiger Geduld und Übung gelingt es nicht Wenigen, die Gedanken des wachen Geistes in den Schlaf mitzunehmen. Und so das Grundprinzip des wiederkehrenden Schreckensszenarios zu verändern und wohlwollend ausklingen zu lassen.

Die Genfer Schlafforschenden sind nun einen Schritt weitergegangen, haben die IRT mit einer anderen Methode, der Targeted Memory Reactivation (TMR) kombiniert: Dabei werden Schlafende einem spezifischen Reiz (etwa einem Geruch oder Geräusch) ausgesetzt, mit dem sie eine kürzlich gemachte Erfahrung verbinden. Auf die Art lassen sich gezielt Erinnerungen aktivieren. Die Idee der Genfer: Die TMR sollte jene Gedächtnisinhalte aus der IRT aktivieren.

Klaviertöne verstärken den Effekt

In einem ersten Experiment trainierten Proband*innen, die sich mit Albträumen herumplagten, mithilfe der IRT, den furchtvollen Geschichten eine positive Wendung zu geben. Die eine Hälfte der Versuchsteilnehmenden hörte zudem während der Übungen alle zehn Sekunden einen Klavierakkord. Genau dieser Reiz, der Klang, wurde allen Schlafenden auch nächtens vorgespielt und zwar exakt in den traumreichen REM-Phasen, die ein spezielles Stirnband mittels Hirnwellenmessung ermittelte.

Das Resultat: Bei sämtlichen Beteiligten sank die Anzahl der Albträume spürbar, was angesichts der IRT-Methode nicht verwunderlich ist. Doch bei jenen, die obendrein in den Genuss der TMR-Technik kamen, minderte sich die Häufigkeit der Nachtmahre noch einmal deutlich.

Kreative Gedanken, Übung und Musik: Das klingt also nach einer besonders stimmigen Kombination für all jene, die endlich wieder ausgeruht aufwachen wollen.

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