Anzeige

Neutronenbildgebung Altägyptische Tiersärge: Neutronentomographie offenbart neue Einblicke

Tiersarg EA27584
Tiersarg EA27584, bekrönt von zwei Echsenfiguren – in der Draufsicht (oben) und Seitenansicht (unten). Die Neutronenbildgebung zeigt Textilumhüllungen und einen 8 mm langen Knochen
© The Trustees of the British Museum and O’Flynn et al.
Die Kästchen aus dem Alten Ägypten sind Jahrtausende alt und noch versiegelt. Mit einem speziellen Verfahren gelang es Forschenden nun, ihren Inhalt sichtbar zu machen. Eine der Boxen ist besonders spannend

Eine Studie gibt Aufschluss über den Inhalt und die Herstellung altägyptischer Tiersärge und Mumienkästchen. Britische Forscherinnen und Forscher präsentieren im Fachblatt "Scientific Reports" Analysen von sechs versiegelten Bronzebehältern aus dem ersten Jahrtausend vor Christus per Neutronentomographie. Zuvor hatten Untersuchungen mit Röntgengeräten oder per Computertomographie keine klaren Befunde erbracht.

Die sechs schmalen rechteckigen Boxen, alle aus dem British Museum in London, sind aus Bronze oder Bleibronze und haben eine Länge von maximal 30 Zentimetern, vier davon sind deutlich unter 10 Zentimeter lang. Alle sind noch versiegelt und tragen auf der Oberseite Tierskulpturen, meist von Eidechsen und in einem Fall ein Aal-Kobra-Mischwesen mit menschlichem Kopf, das gewöhnlich den Schöpfergott Atum repräsentiert. Jene vier Boxen, deren Herkunft geklärt ist, stammen aus dem Nildelta.

Einige Boxen mit Tierskulpturen enthalten Knochenreste

Solche Kästchen mit darauf angebrachten Tierskulpturen, etwa von Katzen, Falken oder Schlangen, waren im Alten Ägypten keine Seltenheit. Unklar ist allerdings, wofür genau sie genutzt wurden und ob die Behälter stets auch tatsächlich Tiere enthalten, zumal ihr Volumen oft für die oben dargestellten Arten zu klein ist.

Tiersarg EA36167, bekrönt von einer Echsenfigur. Die Neutronenbildgebung zeigt einen Eidechsenschädel (Vergrößerung)
Tiersarg EA36167, bekrönt von einer Echsenfigur. Die Neutronenbildgebung zeigt einen Eidechsenschädel (Vergrößerung)
© The Trustees of the British Museum and O’Flynn et al.

In drei der sechs Boxen fand das Team um Daniel O’Flynn vom British Museum mit Hilfe der Neutronentomographie eindeutig identifizierbare Knochenreste. So enthielt eines kleineren Kästchen, auf dessen Oberseite eine Skulptur von zwei Eidechsen angebracht war, Knochenfragmente, die vermutlich ursprünglich in Leinen eingewickelt waren. In einem anderen kleinen Behälter mit Eidechsen-Skulptur stieß das Team auf mehrere winzige Wirbel sowie weitere Fragmente, die wohl von Knochen stammen.

Als am ergiebigsten erwies sich die Box mit der Nummer EA36167 aus der Zeit um 500 vor Christus, ebenfalls mit Eidechse auf der Oberseite. Sie enthielt ein etwa fünf Zentimeter langes Textilbündel mit mehreren Tierrelikten, darunter Wirbel und ein gut sechs Zentimeter langer Knochen. Am Ende des Stoffs identifizierte das Team einen kompletten Eidechsenschädel samt Kiefer und Augenhöhlen.

Zwar könne man aus der Analyse nicht die Art ableiten, heißt es, die Größe passe aber zu der in Nordafrika heimischen Gattung Mesalina. Dafür sprechen auch Details der Skulptur auf der Oberseite, wie Flecken und Streifen am Rücken. Kurios ist auch eine Bleifüllung am hinteren Ende dieser Box, die vermutlich in geschmolzenem Zustand in den Behälter gegossen wurde.

In den größeren Behältern fanden die Forscherinnen und Forscher zumindest keine eindeutig nachweisbaren Tierreste. Aus den Analysen zieht das Team jedoch Rückschlüsse auf den Herstellungsprozess. Das in drei Boxen gefundene Blei diente möglicherweise zur besseren Gewichtsverteilung. Gleichzeitig weisen die Autorinnen und Autoren darauf hin, dass Blei im Alten Ägypten auch eine magische Wirkung nachgesagt wurde, etwa zum Schutz von Mumien.

Walter Willems, dpa

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel