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Neue Studie Krumme Haltung: Warum schon die alten Ägypter unter Rückenschmerzen litten

Statue eines Schreibers im alten Ägypten
Ein ägyptischer Schreiber im Jahr 2350 v. Chr.: Durch das ständige Beugen über Papyri hatten die Schriftgelehrten im Reich am Nil vermutlich Haltungsschäden und Schmerzen 
 
© Photo 12 / Universal Images Group / Getty Images
Eine hoch entwickelte Gesellschaft, imposante Bauten: Das einstige Reich am Nil hatte mit modernen Gesellschaften einiges gemein – offenbar auch Rückenprobleme: eine Berufskrankheit schon damals, wie Forschende herausgefunden haben

Schon so manchem Schriftgelehrten im alten Ägypten zog es am Arbeitsplatz wohl den Rücken krumm. Langes Sitzen oder Hocken habe schon damals bestimmte Gelenke und Knochen sowie die gesamte Wirbelsäule deformiert, berichtet eine Forschungsgruppe im Fachjournal «Scientific Reports». Schulter- und Nackenschmerzen dürften Schreibern demnach sehr vertraut gewesen sein.

Das Team um Petra Brukner Havelková vom tschechischen Nationalmuseum in Prag hatte Knochen von 69 erwachsenen Männern untersucht, die zwischen 2700 und 2180 vor Christus in der Nekropole von Abusir in Ägypten bestattet worden waren. 30 der Männer waren Schriftgelehrte. Bei ihnen fanden sich bestimmte degenerative Gelenkveränderungen häufiger als bei Männern anderer Berufsgruppen, etwa rechtsseitig im Schulterbereich und an der Hand sowie an der Wirbelsäule, insbesondere der Halswirbelsäule.

Aus Aufzeichnungen, Wandreliefs, Gräbern und Statuen schlossen die Forschenden zudem darauf, in welcher Haltung Schreiber damals arbeiteten: Sie saßen demnach unter anderem über längere Zeit im Schneidersitz mit nach vorne gebeugtem Kopf, gebeugter Wirbelsäule und nicht abgestützten Armen. Veränderungen an Knien, Hüften und Knöcheln gingen mit einer teilweise knienden oder hockenden Haltung überein, erläutern die Wissenschaftler. 

Gefunden wurden bei den Schreibern zudem degenerierte Kiefergelenke. Ursache sei wahrscheinlich, dass die Männer angeschrägte Binsenstängel kauten, um bürstenartige Enden zu formen, mit denen sie Hieroglyphen schreiben konnten. 

Auch die längere Lebensdauer spielte eine Rolle 

Nur etwa ein Prozent der Bevölkerung sei damals des Lesens und Schreibens kundig gewesen, erläutert das Team um Brukner Havelková. Schriftgelehrte hatten demnach in der altägyptischen Gesellschaft entsprechend privilegierte Positionen in einem breiten Spektrum an Verwaltungsposten und anderen Funktionen. Auch ihre Gräber höben sich von denen anderer Menschen ab. 

Einschränkend geben die Forschenden zu bedenken, dass die Häufung der Abnutzungserscheinungen zumindest teilweise auch auf das fortgeschrittene Alter in der Gruppe der Schreiber zurückgehen könne: Tendenziell seien sie später verstorben als Vertreter anderer Berufsgruppen.

(dpa)

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