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Tierische Mitbewohner Was tun, wenn Vögel ein Nest bauen, wo es stört?

Manche gefiederte Stadtbewohner – hier eine Türkentaube – nehmen als Nistplatz auch mit einem Blumenkasten am Balkon vorlieb
Manche gefiederte Stadtbewohner – hier eine Türkentaube – nehmen als Nistplatz auch mit einem Blumenkasten am Balkon vorlieb
© Oksana Wilson / Adobe Stock
Nicht nur Tauben und Spatzen brüten gerne direkt am Haus oder auf dem Balkon – wo sie manchmal stören. Und dann? Wir sprachen mit dem Nabu-Vogelexperten Martin Rümmler, wie wir Konflikte mit gefiederten Mitbewohnern vermeiden können

GEO.de: Jetzt wird wieder gebalzt und gebaut. Welche Vögel richten ihre Kinderstube besonders gerne in der Nähe menschlicher Wohnungen ein?

Martin Rümmler: In Siedlungsräumen sind es vor allem Haussperlinge und Straßentauben, zunehmend auch Ringeltauben. Und natürlich Mehl- und Rauchschwalben und Mauersegler.

Wo und warum kann es zu Konflikten kommen?

Die meisten Konflikte treten dort auf, wo Menschen das Nistmaterial oder der Kot der Jungtiere stört. Mehlschwalben zum Beispiel bauen ihre Lehmnester gerne an Balkonen, Loggien oder Dachüberhängen. Da kann herunterfallendes Nistmaterial oder der Kot der Jungtiere schon mal stören. Es kommt auch vor, dass Tauben oder Stockenten sich entscheiden, im Blumenkasten auf dem Balkon zu nisten. Konflikte können natürlich auch bei Sanierungs- und Baumaßnahmen an Gebäuden entstehen, wenn traditionelle Nistplätze entfernt werden müssen.

Wenn das Nest auf dem Balkon nun schon gebaut ist und vielleicht Eier darin liegen – was kann und darf man dann noch tun?

Gesetzlich sind alle Vögel geschützt, und zwar vor allem in der Brutzeit. Sobald ein Nest genutzt wird, also Eier darin liegen, die bebrütet werden, darf es nicht mehr entfernt werden. Man müsste sich also, wenn es gar nicht anders geht, eine Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde einholen, um das Nest zu entfernen. In seltenen Fällen könnte es aber auch eine Option sein, das Nest umzusiedeln. Auch dafür braucht man natürlich eine Genehmigung. Oder man wartet einfach, bis die Jungen aus dem Nest sind. Das dauert in der Regel ja nur wenige Wochen.

Für Schwalben, die etwas mehr Dreck machen als andere Vogelarten, gibt es zudem eine ganz einfache Lösung: Man kann unter den Nestern so genannte Kotbretter anbringen, die Schmutz und Kot auffangen.

Wenn das Problem aus den Vorjahren bekannt ist, sollte man versuchen, zum Beispiel mit flatternden Bändern oder Abwehr-Spikes, wie sie gegen Tauben eingesetzt werden, die Tiere von vornherein fernzuhalten. Wenn man Löcher an der Fassade versiegelt, muss man natürlich darauf achten, dass sich darin kein Nest befindet.

Welche Alternativen kann man Vögeln anbieten?

Es gibt immer mehr künstliche Nisthilfen, die man kaufen, zum Teil aber auch selbst bauen kann. Die können wir an Stellen anbringen, wo uns das Brutgeschäft nicht stört. Besonders Meisen und Spatzen nehmen solche Nisthilfen gerne an.

Was spricht denn dafür, Vögel am eigenen Haus ihre Brut aufziehen zu lassen?

Gerade Vögel, die an menschliche Siedlungsräume und Gebäude angepasst sind, wie Mauersegler und Haussperlinge, finden an den modernen Fassaden immer weniger Nistmöglichkeiten. Statt dass wir uns über das bisschen Dreck ärgern, sollten wir uns über die gefiederten Mitbewohner und die unverhoffte Beobachtungsmöglichkeit freuen.

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