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Maritime Müllabfuhr Dieser Mann möchte die Weltmeere von Plastik befreien

Günther Bonin
Günther Bonin hat sich vorgenommen die Weltmeere von Plastik zu befreien
© Screenshot / CD Echter Held
Unsere Ozeane leiden unter enormer Plastik-Verschmutzung, die Folgen für Mensch und Tier sind bereits sichtbar. Doch eine Lösung des Problems sucht man vergebens. Günther Bonin meint sie gefunden zu haben. Bei uns spricht er über seine Idee und Visionen

Nach einer aktuellen Studie sollen bis zum Jahre 2050 mehr Plastikteile als Fische in den weltweiten Meeren schwimmen. Bereits heute befinden sich rund 140 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen und jedes Jahr gelangen mindestens weitere 8 Millionen Tonnen hinzu. Vor den Folgen für das fragile Ökosystem sowie für Mensch und Tier warnen Umweltorganisationen seit Jahren. Günther Bonin möchte mit seiner Umweltorganisation One Earth – One Ocean e.V. etwas tun, bevor es zu spät ist und arbeitet seit acht Jahren an seiner Grundidee einer maritimen Müllabfuhr. Nun kann er einen ersten Meilenstein seiner Arbeit feiern. Kürzlich lief der erste von ihm entworfene Katamaran mit dem Namen "Seekuh" aus der Lübecker Werft. Zwischen den jeweils zwölf Meter langen Rümpfen ist eine bewegliche Netzkonstruktion angebracht. Damit werden die an der Wasseroberfläche treibenden Kunststoffteile abgefischt. Die "Seekuh" fährt mit Solarenergie und kann pro Fahrt zwei Tonnen Müll aufnehmen, die dann an Land recycelt werden können. Mit einer Netztiefe von zwei bis drei Metern ist der Katamaran hauptsächlich in Küstennähe einsetzbar. Bonin möchte in der nun folgenden Phase das gesammelte Plastik direkt an Bord eines Tankers in Öl rückverwandeln lassen, das dann wiederrum die Schiffe antreiben soll. Einen Namen hat er sich auch schon überlegt: Seeelefant. Im Interview spricht er über seine Visionen und die Notwendigkeit tätig zu werden.

Sie haben sich vorgenommen die Weltmeere vom Plastikmüll zu befreien. Warum?

Günther Bonin: Es ist eine riesengroße Herausforderung. Wenn wir die Meere, die uns als Transportwege und Nahrungslieferant und gleichzeitig als Kloake dienen nicht reinigen, zerstören wir den größten Teil unseres Planeten. Alle Auswirkungen der Verschmutzung sind uns doch noch gar nicht bewusst- was ist zum Beispiel mit der Produktion von Sauerstoff durch das Plankton und die Algen? Circa 60 Prozent davon kommen aus den Meeren. Welche Auswirkungen haben die Verschmutzungen auf die Wassertemperaturen? Wir von One Earth-One Ocean versuchen darauf Antworten zu geben und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Wenn man gleichgültig die Augen schließt, ist das unverantwortlich gegenüber Pflanzen, Tieren und Menschen.

Wie genau funktioniert Ihr Konzept?

Mit der Hilfe von Satellitendaten können wir Gebiete mit starker Plastikvermüllung eruieren und reinigen. Wir wissen zum Beispiel schon heute, dass vier Tonnen Plastik jeden Tag aus der Donau in das Schwarze Meer fließen und 150-200 Tonnen am Tag aus der Bucht von Rio de Janeiro in den Atlantik gelangen. An solchen Stellen würden wir örtliche Fischer beschäftigen, die am Beispiel von Rio, mit unseren Netzen (unter zwei Prozent Beifang) pro Tag 200 Tonnen Plastik fischen können. Dafür bekämen Sie von uns pro Tonne Geld. Dies könnten dann kommerzielle Firmen übernehmen. Denn das Problem der maritimen Müllabfuhr kann kein Verein lösen.

In den großen Weiten der Ozeane würden dann jeweils Gruppen bestehend aus einem Seeelefanten, 100 Seekühen und einem Farmerschiff den Müll aufsammeln und direkt auf dem Elefanten in Energie (z.B. schwefelfreier Diesel) umwandeln. Das wird am Anfang sicherlich nicht so lukrativ sein und müsste von den Industriestaaten bezahlt werden.

Seekuh
Frisch aus der Werft dreht die Seekuh ihre ersten Runden vor Lübeck
© Screenshot / CD Echter Held

Wie viele maritime Müllabfuhren müsste es Ihrer Meinung nach geben, um eine signifikante Verbesserung für die Weltmeere zu erreichen?

Wir gehen davon aus dass wir weltweit 50 Seeelefanten, 50 Farmerschiffe und 5000 Seekühe brauchen. Wichtig ist vor allem, dass möglichst kein Müll mehr durch die Flüsse und Schifffahrt in die Gewässer gelangt. Wenn wir den Menschen Geld für das Sammeln von Plastikmüll geben würden, wäre das Problem schlagartig beendet, davon bin ich überzeugt.

Haben Sie jemals an dem Erfolg gezweifelt?

Die maritime Müllabfuhr wird kommen − und das sehr bald. Davon bin ich seit acht Jahren überzeugt. Dieser Markt wird für große Entsorger ein großes Geschäft werden. Wenn wir das an Land können, wird es auf den Meeren auch technisch möglich sein.

One Earth, One Ocean

Alle informationen rund um die maritime Müllabfuhr von Günther Bonin gibt es auf der Webseite seines Vereins

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