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Bio-Plastik Kompostierbare Plastiktüten: Warum die meisten Menschen sie völlig falsch verwenden

Bio-Tragtasche
Kann diese Tüte wirklich in die Biotonne, wie der Aufdruck suggeriert? Bloß nicht, warnen Entsorgungsexperten
© picture alliance/APA/picturedesk.com
Immer mehr Menschen nutzen Tüten aus biologisch abbaubarem Kunststoff für ihre Küchenabfälle. Doch im Biomüll haben die nichts verloren

Plastiktüten sind haltbar, wasserfest und geruchsdicht. Also auch perfekt als Müllbeutel. Nur blöd, dass sie Hunderte Jahre brauchen, um zu verrotten. Und in den Meeren, zusammen mit anderem Kunststoffmüll, zu einem kolossalen Problem werden.

Da kam eine Neuentwicklung gerade recht: die Tüte aus biologisch abbaubarem Plastik. Nach Gebrauch einfach auf den Kompost damit und gut. Immer mehr solcher Kunststoffe kommen auf den Markt, ein Großteil davon findet Verwendung in Beuteln für Bio-Abfälle. Klingt ja auch logisch: Kompostierbare Bio-Abfälle aus der Küche erst in den kompostierbaren Beutel und dann in die grüne Tonne.

Bloß nicht!, warnt etwa die Stadtreinigung Hamburg. Deren Schätzungen zufolge wissen 65 Prozent aller Hamburger nicht, dass nicht nur konventionelle Plastiktüten, sondern auch solche aus "kompostierbarem" Kunststoff auf keinen Fall in den Biomüll gehören.

Kompostierbares Plastik verrottet zu langsam – und nicht vollständig

Das Problem: Im Kompostierwerk wird "kompostierbarer" Kunststoff mitnichten zu wertvollem Kompost. Dafür dauert der Zersetzungsprozess viel zu lang. Laut Euro-Norm müssen "kompostierbare" Plastiktüten sich nach zwölf Wochen zersetzt haben. Aber nur zu mindestens 90 Prozent. Und in Stückchen, die kleiner als zwei Millimeter sind. Nach sechs Monaten müssen 90 Prozent der Tüte komplett verschwunden sein.

Doch so viel Zeit haben die Bakterien im Kompostierwerk nicht; in rund vier bis fünf Wochen muss der Kompost aus dem Werk verkaufsfertig sein. Und selbst wenn die Bakterien mehr Zeit hätten, wäre wenig gewonnen. Denn die meisten Bio-Kunststoffe zerfallen nicht in wertvollen Humus – sondern lediglich zu Wasser und CO2. Sogar das Umweltbundesamt empfiehlt darum, kompostierbare Plastiktüten nicht zu kompostieren (auch nicht auf dem Kompost im eigenen Garten) – sondern im Restmüll zu entsorgen. Bei der Verbrennung im Heizkraftwerk können solche Tüten zumindest noch der Energiegewinnung dienen.

Wenn schon Tüte, dann aus Recycling-Papier

Die Hamburger Stadtreinigung empfiehlt für die Küche eine wachsbeschichtete Tüte aus Recycling-Papier, die auch im High-Speed Kompostierwerk zu 100 Prozent verrottet – für jeden Haushalt kostenlos bei Recycling-Höfen zu beziehen.

Natürlich bleibt jedem selbst überlassen, wie er oder sie den Biomüll in der Küche sammelt. Noch ressoucenschonender als die Papiertüte dürfte es sein, die Abfälle ohne jede Tüte einfach in einem rostfreien Stahlbehälter oder Plastikeimer zu sammeln – und diesen regelmäßig zu leeren und grob zu reinigen. Ein Stückchen Zeitung am Boden hilft beim Sauberhalten.

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