Anzeige

The Ocean Cleanup Visionär Boyan Slat im Porträt

Der niederländische Technologie-Visionär Boyan Slat ist erst 20 Jahre alt, hat aber Großes vor: Er will im Ozean aufräumen. Starker Plan, findet GEO-Meeresexperte Lars Abromeit. Ein Porträt zum Auftakt der International OCEAN FILM TOUR 2015 in Hamburg
The Ocean Cleanup: Visionär und Umweltaktivist: Boyan Slat
Visionär und Umweltaktivist: Boyan Slat
© The Ocean Cleanup

Boyan Slat, geboren 1994, geht gerne tauchen, die Unterwasserwelt fasziniert ihn. Seit ein paar Jahren aber hat sich sein Blick auf das Meer verändert: Er kann es nicht mehr nur still genießen. Er will es befreien - von den Spuren des Menschen, von unserem Müll.

Die Geschichte beginnt im Sommer 2010: Bei einem Tauchgang in Griechenland stellt der damals 16-jährige Holländer fassungslos fest, dass "mehr Plastiktüten als Fische im Wasser schwammen". In einem Schulreferat schürft er weiter, liest von Müllstrudeln groß wie Europa, von den 450 Jahren, die es dauert, bis eine Plastikflasche im Wasser zersetzt ist. Und von den Abermillionen Seevögeln, Meeressäugern und Schildkröten, die jährlich verenden, weil sie Plastikpartikel verschlucken. "Warum also räumen wir unseren Dreck in den Meeren nicht einfach auf?", fragt sich Slat.

Ein Meer von Plastikmüll

Wissenschaftler schätzen, dass rund 140 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Meeren schwimmen. Der Großteil davon, etwa 90 Prozent, ist kleiner als 10 Millimeter. Umweltgifte wie DDT oder PCBs lagern sich daran an - und verteilen sich über die Meeresströme bis weit vor die Küsten, wie ich selber bei einer Forschungsexpedition im Atlantik beobachten konnte: Mitten im Bermuda-Dreieck, mehr als 250 Kilometer vom Land entfernt, fanden wir in einer einzigen Wasserprobe von Reagenzglas-Größe rund 200 Plastikfragmente.

Boyan Slat will nun eine Flotte von autonomen, schwimmenden Plattformen mit kilometerlangen Barrieren bauen, in denen der Plastikmüll sich verfängt und zusammengetragen wird. Fische und Plankton-Wesen könnten dabei die Barrieren umgehen. 2017 schon soll die erste Pilotphase starten.

"Viel zu naiv"?

In der Fachwelt wurden Slats Pläne zunächst belächelt; als "viel zu naiv" galt sein Traum. Mittlerweile jedoch hat sein "Ocean Cleanup"-Projekt Koryphäen und Technikpreise für sich gewonnen, viele Kritiker überzeugt - und per Crowd-Funding mehr als zwei Millionen Euro an Spenden gesammelt. Die ersten Tests laufen vielversprechend. 100 Angestellte sind unter Slats Kommando nun mit der Umsetzung der Visionen befasst.

Der Träumer selbst hat sein Ingenieurstudium für den "Ocean Cleanup" auf Eis gelegt. Eigentlich wollte er Raumfahrttechniker werden; jetzt also widmet er sich stattdessen dem Kosmos der Unterwasserwelt. Sein Engagement inspiriert; ähnlich wie auch der Film "(R)evolution", der auch auf der International OCEAN FILM TOUR zu sehen sein wird, zeigt es, was starke Visionen im Meeresschutz ausrichten können. Und wie sie dabei inzwischen von digitalen, sozialen Netzwerken katalysiert werden.

Auch wenn das Projekt noch am Anfang steht: Für Slats Team wird sich der Einsatz vielleicht auch wirtschaftlich lohnen. Ein Großteil des eingesammelten Mülls soll als Recyclingmaterial verkauft werden - und so die Projektkosten (geschätzte 246 Millionen Euro) wieder einspielen.

Die International Ocean Film Tour startet am 21. März in Hamburg. Alle Infos zur Tour und zum Programm: www.oceanfilmtour.com

Mehr zum Thema

Die Website des Projekts

Die Homepage von Boyan Slat

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel