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Sprachförderung Sprich mit mir! So helfen Sie Ihrem Kind beim Spracherwerb

Kleiner Junge schaut zu seinen Eltern auf und gestikuliert
"Sprich mit mir!" Die meisten Eltern sind von Natur aus gute Sprachlehrer
© SirName / photocase
In den ersten Lebensjahren entwickelt sich die Sprache eines Kindes rasant. Worauf Eltern achten sollten, die ihrem Nachwuchs beim Sprechenlernen helfen möchten

Nur durch Zuwendung erlernen Kinder die Sprache so, dass sie darin zu Hause sind. Sie vor ein Fernsehgerät zu setzen, ist wirkungslos. Wichtig sind neben menschlicher Nähe vor allem Interaktion und geistiger Austausch. Wenn sie unterbleiben, verkümmert der Spracherwerb.

Die meisten Eltern sind zum Glück gute Sprachlehrer, meist ohne sich dessen bewusst zu sein: Sie sprechen automatisch höher oder deutlicher und korrigieren das Kind geduldig, wenn es "detommt" statt "gekommen" sagt. Geduld ist auch gefordert, wenn das eigene Kind langsamer vorankommt als die Sprösslinge in der Nachbarschaft. Es gibt kein zeitlich festgelegtes Raster, in das sich jeder Sprachenlerner fügt, und unwirsches Maßregeln oder überfürsorgliches Kümmern hemmen eher, als sie nützen. Deshalb sind die oft zitierten Phasen des Spracherwerbs nur als Richtwerte zu verstehen.

Meilensteine der Sprachentwicklung erreicht fast jedes Kind

So beginnt mit etwa sechs Monaten gewöhnlich eine "Lallphase" mit Silbenketten (dadada), darauf folgt mit neun Monaten das kontrollierte Bilden echter Wörter wie Mama und Papa. Ab anderthalb Jahren entwickelt sich der Wortschatz rasend schnell, auf Zweiwortsätze folgen Fragen (Warum?). Mit vier Jahren beherrschen die meisten Kinder die Grundlagen der Grammatik, und mit etwa sechs Jahren ist der Spracherwerb im Wesentlichen abgeschlossen. Diese "Meilensteine" der Sprachentwicklung erreicht fast jedes Kind; eine Therapie ist nur selten erforderlich.

Ein Schlüssel für guten Spracherwerb ist in jedem Fall das Vorlesen und, damit verbunden, die Ausbildung eines großen Wortschatzes. Dessen Umfang korreliert stark mit späterem Erfolg in Schule und Beruf. Jedoch ist die Art des Vorlesens entscheidend: Effektiv ist es nur, wenn die Eltern dabei auf das Kind eingehen – etwa indem sie das Buch und die Passagen vom Kind selbst wählen lassen. Unter solchen Bedingungen sind Kinder rasch motiviert, sich selbst die Bedeutung unbekannter Wörter aus dem Kontext heraus zu erschließen.

Keine Angst übrigens vor zweisprachiger Erziehung: Zwar bremst diese den Spracherwerb anfänglich ein wenig, aber später wird das Kind weitere Fremdsprachen schneller erwerben als einsprachige Kinder. Völlig verkehrt ist es hingegen, wenn Eltern ihre Kinder zweisprachig erziehen, obwohl sie die Zweitsprache (etwa Englisch) selbst nicht perfekt beherrschen. Besser ist es, die Kinder mit Gleichaltrigen in einem mehrsprachigen Kindergarten unterzubringen. Oder Wert darauf zu legen, dass ein Kind aus einer Migrantenfamilie eine Kita besucht, um dort mit einheimischen Kindern früh in die deutsche Sprachgemeinschaft integriert zu werden.

GEO Nr. 09/2016 - Spricht mit mir!

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