Eine merkwürdige Geiselnahme ist das, und ein noch merkwürdigerer Kidnapper: Auf sein Geheiß hin hat die Wirtin des „Glenrowan Inn“ den großen Esstisch aus dem Zimmer schaffen lassen, und einer der Gefangenen hat begonnen, die Ziehharmonika zu spielen.
Nun fordert der Bandit die Geiseln auf zu tanzen. Versucht sich selber an einem Walzer, gerät aus dem Takt, lacht, stampft dann mit der Tochter der Wirtin bei einer Art Squaredance durch den Raum. Ein hochgewachsener, glänzend gelaunter Mann mit Vollbart und geöltem Haar, fast dandyhaft gekleidet mit dem weißen Hemd und der Weste, den teuren, maßgeschneiderten Stiefeln.
Am Nachmittag hat er mit den Geiseln Sportwettkämpfe auf der Koppel hinter dem Haus veranstaltet – er selbst übte sich im Dreisprung, einen Revol- verin der Hand. Die anderen drei Mitglieder seiner Gang haben mit den Gefangenen Karten gespielt und ihnen Schnaps ausgegeben. Der Wirtstochter erlaubten sie, eine Pistole in die Hand zu nehmen. All dies aus Langeweile, weil der Zug nicht eintrifft, den die Gangster überfallen wollen.
Es ist Sonntag, der 27. Juni 1880. Vor mehr als 24 Stunden sind die Banditen in Glenrowan angekommen, einem Nest an einer Eisenbahnstrecke in Victoria, der britischen Kolonie im Südosten Australiens. Haben Gleisarbeiter und Einwohner in dem Gasthof zusammengetrieben, vielleicht 40 Männer, Frauen und Kinder. Seitdem warten sie.