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Fotografie Ein Bild und seine Geschichte: Als Tarzan zum Olympiahelden wurde

Johnny Weissmüller springt, beobachtet von einigen Personen, einen vollendeten Kopfsprung in ein Schwimmbecken
Hochfliegend: Johnny Weissmüller springt in den 1930er-Jahren mit einem spektakulären Satz in den Pool eines Luxusdampfers. Da ist er bereits als Athlet und Dschungelmensch-Darsteller weltbekannt
© AFP/Freier Fotograf / Getty Images
Vor 100 Jahren stieg der US-Amerikaner Johnny Weissmüller bei der Olympiade in Paris zum Superstar auf. Ein Foto zeigt ihn als das, was er lange war: Ein Überflieger, der gleich zwei Karrieren verband

Wie schwerelos schwebt der Mann in der Luft, vor einer gekachelten Wand mit feinen Ornamenten, bewundert von einem Publikum, das am Rand des Pools steht. Die Zuschauer betrachten einen perfekten Körper auf einer perfekten Flugbahn – und zugleich einen Menschen im permanenten Höhenflug. 

Denn Johnny Weissmüller, Weltrekordschwimmer und Tarzandarsteller, reiht in dieser Phase seines Lebens, irgendwann in den 1930er-Jahren, gleich zwei Karrieren wie nahtlos aneinander: die der Sportikone und des Hollywoodstars. Und es passt gut, dass dieses Foto ausgerechnet auf der "Normandie" aufgenommen wurde, einem der damals größten Luxusliner, jenen mächtigen Symbolen von Fortschritt und Wohlstand.

Die erste Karriere beginnt sehr steil. Mit 15 tritt Weissmüller – der aus einer einfachen Familie von Donausschwaben aus Westrumänien stammt, die kurz nach seiner Geburt in die USA ausgewandert war – einem Schwimmclub bei; mit gerade 18 krault er bereits Weltrekord, als erster Mensch auf der 100-Meter-Freistilstrecke unter einer Minute, in 58,6 Sekunden.

Seine Bilanz: Fast 70 Weltrekorde

Zum internationalen Star wird er zwei Jahre später: In Paris finden, zum zweiten Mal seit 1900, die Olympischen Sommerspiele statt. Pierre de Coubertin, der scheidende Präsident des IOC und Begründer der modernen Olympia-Wettbewerbe, wünscht sich noch einmal ein Spektakel in seiner Heimat, ein Fest des Sports und der Völkerverständigung. Am 4. Mai 1924 werden die Spiele eröffnet, und sie glänzen durch besonders geglückte Organisation, besonders herausragende Leistungen. 

Gleich drei Goldmedaillen in der französischen Hauptstadt gewinnt Johnny Weissmüller. Von nun an scheint er unschlagbar, siegt in all seinen Wettbewerben fast ausnahmslos, stellt, bis er 1928 die Schwimmlaufbahn beendet, 67 Weltrekorde auf.

Johnny Weissmüller macht seinen Tarzanschrei im Lendenschurz
Zweite Laufbahn im Kino: Johnny Weissmüller 1945 als Tarzan 
© Keystone Features/Freier Fotograf / Getty Images

Das Foto von Bord der "Normandie" hebt seine Physis in den Mittelpunkt. Sie wird auch zum Zentrum seines zweiten Triumphs. Ab 1932 spielt er als Hauptdarsteller in insgesamt zwölf Tarzanfilmen. Seine Figur: der legendäre Urwaldmensch, der nur wenige Worte aufbietet, dafür aber muskulös und gewandt seine Abenteuer im Dschungel meistert. Weissmüller ist der erste Athlet, der seinen sportlichen Erfolg in eine fast noch größere Filmkarriere übersetzen kann.

Ein heftiger Fall in die Tiefe 

Ein Leben in Reichtum folgt, eine Hollywood-Existenz der Villen, der vielen Autos und Ehen. Doch irgendwann, nach Fehlentscheidungen und Schicksalsschlägen, endet der Höhenflug im Absturz. Gesundheitlich schwer gezeichnet und verarmt verbringt er die letzten Jahre seines Lebens, bis zu seinem Tod 1984. Ein Phoenix, der nicht mehr schwebt.

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