Die Invasion der Normandie im Sommer 1944 markiert nicht nur eine Wende im Zweiten Weltkrieg. Nach dessen Ende belassen die USA auch dauerhaft Zehntausende Soldaten in Europa. Der Historiker Bernd Greiner erklärt, warum diese Strategie die globale Sicherheitspolitik bis heute prägt – und welche Relevanz sie seit Russlands Überfall auf die Ukraine entfaltet
GEOEPOCHE: Am 6. Juni 1944 landete eine gewaltige US-amerikanische Streitmacht mit der größten Invasionsflotte der Geschichte in der Normandie – markiert der "D-Day"den Beginn der militärischen Dominanz der Vereinigten Staaten, die die Weltpolitik seit dem Zweiten Weltkrieg prägt?
Prof. Dr. Bernd Greiner: Er demonstrierte jedenfalls eindrucksvoll, wozu die USA militärisch auf einmal in der Lage waren. Man muss sich klarmachen, dass das Land bis weit in die 1930er-Jahre auf einen großen Krieg kaum vorbereitet war. Die Nationalsozialisten haben die USA verspottet als Papiertiger, meinten, Washington könne eine Kriegsbeteiligung innenpolitisch überhaupt nicht durchsetzen.