Die Unesco hat vier Kulturgüter aus Deutschland neu als Weltdokumentenerbe aufgenommen – darunter den ältesten Globus der Welt, den Behaim-Globus aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.
Der Behaim-Globus ist mit rund 530 Jahren der älteste erhaltene Globus der Welt. Mit seinen Hunderten von Piktogrammen und Ortsbezeichnungen, kleinen erzählerischen Texten, Herrscherbildern, Wappen, Fabelwesen und exotischen Tieren vermittele der Globus ein enzyklopädisches Bild des geografischen und historischen Wissens am Ausgang des Mittelalters, teilte die deutsche Unesco-Kommission mit.
Der Globus entstand zwischen 1492 und 1494 – und gilt als das Zeugnis eines sich rasant verändernden Weltbildes. Auf seiner Oberfläche sind Europa, Afrika und Asien mit der japanischen Inselgruppe dargestellt. Australien, Nord- und Südamerika fehlen, obwohl Christoph Kolumbus schon am 12. Oktober 1492 seinen Fuß auf den bis dahin in Europa unbekannten Kontinent gesetzt hatte.
"Dokument unseres zwiespältigen europäischen Kulturerbes"
Der Globus zeuge von Neugier und Entdeckerfreude und von dem Wunsch, den eigenen Horizont zu erweitern, sagt Daniel Hess, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, in einer Pressemitteilung. "Zugleich erinnert er aber auch daran, wie sehr die Entstehung unserer modernen Welt auf der Aneignung und Ausbeutung von Rohstoffen beruht. Deshalb ist der Behaim-Globus heute ein hochaktuelles Dokument unseres zwiespältigen europäischen Kulturerbes."
Neben dem mittelalterlichen Globus wurden aus Deutschland außerdem zehn Handschriften aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen mit dem Trierer Ada-Evangeliar als Hauptwerk, den Codex Manesse der Universitätsbibliothek Heidelberg und Dokumente zur Geschichte der Handelsgemeinschaft der Hanse (Lübeck) aufgenommen.
Insgesamt billigte der Exekutivrat der Weltkulturorganisation die Aufnahme von 64 Dokumenten in das internationale Unesco-Register "Memory of the World". Die Entscheidungen gab die Unesco im Mai nach Beratungen in Paris bekannt. "Ich freue mich über die Entscheidung der Unesco", teilte der Vorsitzende des deutschen Nominierungskomitees für das Weltdokumentenerbe, Joachim-Felix Leonhard, mit. Weltweit zählen nun 496 Dokumente zum Weltdokumentenerbe, darunter 28 aus Deutschland.
Das entsprechende Unesco-Programm gibt es seit 1992. Ziel des internationalen Registers sei es, "dokumentarische Zeugnisse von außergewöhnlichem Wert in Archiven, Bibliotheken und Museen zu sichern, zugänglich zu machen und auf deren Bedeutung hinzuweisen", teilte die Kommission mit.