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Bitterer Beigeschmack Farbstoffe, Keime & Co: Wie bedenklich sind bunte Ostereier?

Bunte Ostereier in einer Plastikpackung
Gefärbte Eier aus dem Supermarkt: Kaufen oder besser stehen lassen?
© Andre Bonn - Adobe Stock
Gefärbte Eier sind zu Ostern besonders gefragt. Wer nicht selbst färben möchte, greift zu bunten Ostereiern aus dem Supermarkt. Doch wie frisch sind solche Eier, welche Farbstoffe werden verwendet und wie ist es mit der Keimbelastung?

In der Osterzeit wirkt das Regal mit den Eierpackungen im Supermarkt ungewöhnlich farbenfroh. Dann sorgen leuchtend bunte Eier für ordentlich Farbe. Häufig stehen die gekochten und gefärbten Eier aber wochenlang in den Discountern. Bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern tun sich da Fragen auf: Wie steht es mit der Haltbarkeit, welche Farbstoffe werden für die gefärbten Eier verwendet und wo kommen die Eier überhaupt her?

Bunte Eier können umstrittene Farbstoffe enthalten

Thema Farbstoffe: Grundsätzlich müssen alle Farbstoffe, die für die vorgekochten bunten Eier verwendet werden, zur Färbung von Lebensmitteln erlaubt sein. Die meisten der für konventionelle Ostereier genutzten Farbstoffe gelten als unbedenklich. Zumindest entsprechen sie den Vorschriften des europäischen Zusatzstoffrechts. Insgesamt gibt es um die 40 Farbstoffe, die unter so genannten E-Nummern zwischen E100 und E180 aufgeführt sind.

Auf manchen Eierpackungen werben die Hersteller damit, dass sie nur "echte Lebensmittelfarben" verwenden. Das ist aber gesetzlich vorgeschrieben und damit eine Selbstverständlichkeit, jedoch keine Garantie für besonders natürliche Farbstoffe. Zudem sind Schellack, Talkum und Carnaubawachs als Überzugsmittel zugelassen. Die Verbraucherzentralen bewerten diese Zusatzstoffe als unbedenklich.

Es gibt allerdings auch umstrittene Substanzen wie Chinolingelb (E104) oder die Azofarbstoffe Tartrazin (E102), Gelborange S (E110), Azorubin (E122) und Cochenillerot A (E124 A). Darauf weist die Verbraucherzentrale Hessen hin und fordert sogar ein EU-weites Verbot für den Einsatz von Azofarbstoffen in Lebensmitteln und Lebensmittelfarbstoffen. Azofarbstoffe stehen im Verdacht, bei Kindern die Aufmerksamkeit und Aktivität zu beeinträchtigen. Da Azofarbstoffe sich allerdings durch eine sehr gute Farbintensität und Lichtechtheit auszeichnen, setzen Hersteller sie gern zur Färbung von Ostereiern ein.

Wenn Hersteller einen oder mehrere dieser Azofarbstoffe in einem Lebensmittel verwenden, muss ein Warnhinweis darüber informieren: "Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen." Das Problem: Bei Eierfarben und damit auch bei gefärbten Ostereiern darf dieser Hinweis fehlen. Das ist legal, wenn auch nicht verbraucherfreundlich. Deshalb müssen Kundinnen und Kunden die kritischen Farbstoffe genau kennen und die Verpackungsangaben nachprüfen.

Lebensmittelfarbstoffe müssen als Zusatzstoffe in der Zutatenliste von Verpackungen mit gefärbten Eiern stehen. Kundinnen und Kunden können mit einem Blick auf die Zutatenliste unter der Kennzeichnung "Farbstoffe" mithilfe der entsprechenden E-Nummer herausfinden, welcher Farbstoff eingesetzt wurde.

Anders sieht es hingegen bei losen Eiern aus. Hier entfällt die genaue Kennzeichnungspflicht. Die E-Nummer und der Name des Farbstoffs dürfen fehlen, lediglich der Hinweis "mit Farbstoff" muss angegeben sein. Der Grund: Im Gegensatz zu Fertigpackungen ist lose Ware gesetzlich nicht kennzeichnungspflichtig.

Bio-Eier mit Naturfarben

Wer beim Kauf sicher gehen möchte, setzt besser auf Bio-Eier. Bei ihnen sind nur natürliche Farbstoffe und färbende Naturmaterialien erlaubt sowie natürliche Überzuge zum Schutz und zur Erhaltung der Farbe. Anbieter von Natur-Eierfarben verwenden keine Azofarbstoffe. Zu den natürlichen Farbstoffen zählen zum Beispiel Kurkumin (E100), Riboflavin (E101), echtes Karmin (E120), Pflanzenkohle (E153) und Betenrot (E162).

Gut zu wissen: Werbebegriffe wie "Naturfarben“ oder "Pflanzenfarben" sind lebensmittelrechtlich nicht definiert oder geschützt. Hinter solchen Bezeichnungen verbergen sich meist Farben, die aus Pflanzen gewonnen werden. Es können aber beispielsweise auch Carotine gemeint sein. Sie kommen von Natur aus in Obst und Gemüse – zum Beispiel in Möhren – vor, können aber auch gentechnisch hergestellt werden. Die Produktionsweise ist daher nicht immer zwingend "natürlich".

Vorsicht bei Rissen in der Schale

Und wie sieht es aus, wenn man aus Versehen Teile der gefärbten Schale mitgegessen hat oder beim Öffnen des Eis plötzlich angefärbtes Eiweiß sieht? Generell gilt: Der Verzehr von geringen Mengen an Eierschalen oder punktuell angefärbtem Eiweiß ist unbedenklich. Ist das Ei im Innern allerdings großflächig verfärbt, ist dies ein Zeichen für eine Beschädigung der Schale. Dann sollte das Ei besser nicht gegessen werden, denn durch den Riss können Keime eindringen.

Gut zu wissen: Eine bläulich-grünliche Verfärbung des Eidotters ist nicht schädlich. Sie entsteht bei langen Kochzeiten von mehr als zehn Minuten durch eine Reaktion des im Eidotter vorhandenen Eisens mit Schwefelverbindungen aus dem Eiklar.

Foto: Stockfotos-MG/Fotolia, Code auf Eierschale

So lesen Sie den Code auf dem Ei

01:30 min

Auf die Haltbarkeit achten

Hart gekochte Eier zählen nicht zu den leicht verderblichen Lebensmitteln. Durch das Kochen werden die Bakterien auf dem rohen Ei abgetötet, die Schale schützt das Innere. Doch meistens lagern die bunten Eier in den Supermärkten ungekühlt. Durch die Schale können mit der Zeit Bakterien ins Ei gelangen und zum Verderb führen und wenn ein feiner Riss in der Schale ist, geht es noch schneller.

Deshalb sollten Verbraucherinnen und Verbraucher auf das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung achten, mit dem die Hersteller hart gekochte Eier kennzeichnen müssen. Vorsicht ist geboten bei Eiern vom Markt oder der Metzgerei: Bei losen Eiern fehlt häufig die Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums.

Ein Nachteil gefärbter Ostereier: Kennzeichnung fehlt

Ebenfalls wenig verbraucherfreundlich und nicht transparent, aber völlig legal: Da bunt gefärbte Eier in die Kategorie "weiterverarbeitetes Eiprodukt" fallen, müssen sie – anders als frische, rohe Eier – nicht gekennzeichnet werden.  Zwar kommen die meisten Eier mit einer entsprechenden Kennzeichnung auf der Schale in die Fabrik, doch sie verschwindet beim Kochen und Färben. Bedeutet: Bei ihnen können Käuferinnen und Käufer wie bei Eiern in Kuchen oder Nudeln nicht erkennen,woher die Eier kommen und aus welcher Haltungsform sie stammen.

Und: Obwohl das Kükentöten in Deutschland seit Anfang des Jahres 2022 verboten ist, können Verbraucherinnen und Verbraucher in den Supermärkten noch immer auf Eier stoßen, bei denen die männlichen Küken getötet wurden. Laut der Verbraucherzentrale Bayern ist der Verweis, dass es sich um Eier aus Deutschland handelt, noch längst keine Garantie, dass männliche Eintagsküken als "Bruderhähne" aufgezogen oder durch Geschlechtsbestimmung im Ei vor dem Schlüpfen aussortiert werden. Legehennen in deutschen Produktionsstätten können durchaus aus ausländischen Brütereien stammen, in denen die Bruderküken weiterhin getötet werden dürfen. Hier greift das neue Gesetz gegen das Kükentöten nämlich nicht.

Nur Bio-Eier sind über die Bio-Kennzeichnung immer zweifelsfrei zu erkennen, auch gefärbt und in verarbeiteten Lebensmitteln. Wem Tierschutz also ein wichtiges Anliegen ist und wer in puncto Farben sicher gehen will, kauft am besten Eier aus Bio- oder Freilandhaltung oder – oder färbt die Eier ganz selbst. Auch das so genannte "KAT"-Logo kann eine Orientierungshilfe bieten. Das Siegel des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V. garantiert, dass die Eier aus Boden-, Freiland- oder Biohaltung stammen.

Worauf Sie beim Kauf von gefärbten Ostereiern achten sollten:

  • Kaufen Sie nur Ostereier in Bio-Qualität.
  • Noch besser sind Bio-Eier aus Bruderhahn-Projekten. Eier solcher Initiativen lassen sich an dem Karton-Aufdruck erkennen.
  • Vorsicht bei Rissen: Hat ein gefärbtes Ei einen Riss in der Schale, können Keime eindringen. Wählen Sie in diesem Fall eine andere Packung.
  • Auch wenn es nicht schön aussieht: Ein blau-grünlich verfärbter Eidotter ist nicht schädlich. Die Verfärbung entsteht bei langen Kochzeiten durch eine Reaktion des im Eidotter vorhandenen Eisens mit Schwefelverbindungen aus dem Eiklar.
  • Zuhause sollten die bunten Eier im Kühlschrank aufbewahrt werden. So wird die Keimbelastung reduziert.
  • Lose erworbene bunte Eier möglichst bald nach dem Kauf verspeisen. Im Gegensatz zu Eiern in Fertigpackungen sind sie nicht kennzeichnungspflichtig.

Vor allem aber: Gefärbte Eier aus dem Supermarkt sind zwar schnell eingekauft und sparen Zeit, die man ansonsten für das Selberfärben investieren müsste. Doch das Eierfärben mit Naturfarben ist immer die bessere Wahl. Worauf Sie beim Ostereierfärben achten sollten und welche natürlichen Materialien sich dafür besonders gut eignen, verraten wir Ihnen in diesem Artikel.

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